Dead Souls: Horror (German Edition)
Knacken.
Helen taumelte rückwärts an die Wand, Mund aufgerissen, Augen aufgerissen … Nase aufgerissen. Eine Blutfontäne strömte aus ihrem Gesicht, die sie und auch Benjamin sichtlich traumatisierte. Ihre Hände wedelten blindlings durch die Luft, die Waffe hing schlaff an drei zitternden Fingern.
Die Zeit schien hier wie in Zeitlupe zu vergehen, wie ein Film im Bild-für-Bild-Modus. Teuflische Schmerzen schossen durch Benjamins Kopf, es fühlte sich an, als wäre er implodiert. Ein hauchdünner Schleier trübte sein Sehfeld, blockierte die Sicht auf die Frau, mit der er in der Vergangenheit unzählige Male Liebe gemacht hatte, ihr einst wunderschönes Gesicht rückte ins Blickfeld und enthüllte brutalen Schaden: Ihre Nase ein blutiges Chaos, gab einen schaumigen Schwall aus Blut und Knochen frei, der ihren Mund und Hals bedeckte. Sie versuchte zu schreien, brachte aber nur würgendes Gurgeln heraus: » Garhhh! Garhhh!«
Benjamin stand zitternd vor dem Grauen, das er augenblicklich aus ihr gemacht hatte, und starrte sie angewidert und ehrfürchtig an, als sich Helens Körper versteifte; ihre Augen flimmerten, als versuchten sie, sich von dem Blut-und Schleimspritzern fernzuhalten. Erneut versuchte sie zu sprechen. Erneut ertönte ein kräftiges Gurgeln. Sie krümmte sich, bekam schlimme Würgeanfälle, Speichelfäden spuckten aus ihrem Mund.
Benjamin schaute auf ihre Hand.
Die Waffe war immer noch da.
Und ihre Finger umklammerten sie. Langsam fing sie an, den Arm zu heben.
Er brüllte und stürzte sich mit erhobener Faust auf sie. Er schlug ihr in das Fleisch ihrer Wunde. Blut spritzte auf ihn, er war gezwungen, seine Augen zu schließen. Blindlings schlug er erneut zu und traf ihr Gesicht. Ein weiterer Schlag traf sie an der Schläfe. Sie taumelte seitwärts an der Wand entlang, einen Blutstreifen hinterlassend. Er ließ weiterhin Schläge auf sie herabregnen; sein Verstand sagte ihm, dass es sich bei allem um Notwehr handelte, dass sie eine geladene Waffe festhielt und auf ihn geschossen hatte, sodass er keine andere Wahl hatte, als sich zu schützen. Sie nahm die Hände hoch, nicht, um mit der Waffe zu zielen (Benjamin vermutete, dass sie an dieser Stelle nicht einmal realisierte, dass sie das Ding immer noch in der Hand hielt), sondern um sich vor weiteren Verletzungen zu schützen. Es nützte ihr wenig.
Eine Reihe Spritzer kamen aus dem zum Vorschein, was einmal ihre Lippen gewesen waren, aber das war alles. Sie verstummte unter dem Angriff, ihr Körper brach zu einem toten Haufen am Boden zusammen. Die Pistole prallte laut am Boden auf. Sie fiel ihr aus der Hand und rutschte an die Wand, dabei zog sie einen Streifen Blut wie eine Spur hinter sich her. Unter ihrer blutigen Maske konnte Benjamin sehen, wie sich das Weiß ihrer Augen auf die Waffe richtete. Sie unternahm einen vergeblichen Versuch, ihr hinterherzukriechen. Fast hyperventilierend stürzte sich Benjamin auf sie, tastete im bloßen Blut ihres Gesichts herum, grub seine Fingernägel tief in die Haut, zerkratzte ihre Augen und ihre freigelegte Stirnhöhle. Sie krallte sich an seiner Brust fest und schaffte es, sein Hemd zu zerreißen und seine Narbe freizulegen, ein einziger blutbeschmierter Nagel bohrte sich in sein knorriges lila Fleisch. Er heulte auf, dann packte er ihre verfilzten Haare und fing an, ihren Kopf auf den Boden zu schmettern, immer und immer wieder. Er hörte ihren Schädel zerbrechen, spürte, wie er unter seinem Griff weicher wurde. Aber das Adrenalin floss weiter durch ihn hindurch und zwang ihn weiterzumachen. Bald war ihr Hinterkopf nichts weiter als ein kiesiger Brei, den er zwischen seinen quetschenden Fingern zermahlte.
Schließlich ließ Benjamin von ihr ab. Er fiel nach hinten, kroch von dem Ergebnis davon. Er lehnte seinen Kopf an die Wand, ihm war schwindelig und er fühlte sich, als könnte er ohnmächtig werden. Blut tropfte ihm ins Auge, beißend und warm. Er entfernte es mit dem Daumen, dann starrte er auf ihren Körper, auf ihre Leiche , das Kleid zerrissen, weiße Brüste hingen leblos schlaff herunter, wie Ballons, aus denen man die Luft herausgelassen hatte. Der Gurt ihrer Handtasche war fest um ihren Hals gezogen. Ihr Gesicht war nicht wiederzuerkennen, verloren unter einer Maske aus Blut und Knochen.
Mein Gott … was habe ich getan?
Er kniete sich mühsam hin, legte die Hände zwischen die Beine, neigte den Kopf nach hinten, und ein dünner, schwacher Schrei entwich seinen Lippen. Er murmelte
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