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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Laimo
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höchstwahrscheinlich immer noch dort hing und baumelte. Schon bald würde irgendjemand den schrecklichen Geruch melden, der aus dem Appartement kam. Und danach könnten sie feststellen, dass sich Post ansammelte. Und dann würde Eds Arbeitgeber anfangen, nach ihm zu suchen, weil er nicht zur Arbeit erschienen war. Schließlich würden die Bullen kommen und in das Appartement einbrechen, und dort würden sie Ed Petrie finden, seit drei oder vier Tagen tot, die Kakerlaken und Bäckerschaben seine Überreste untersuchend. Nachdem sie mit Mary im Krankenhaus Kontakt aufgenommen hatten, würden sie herausfinden, dass Johnny vermisst wurde, und sein Gesicht würde in den Fünf-Uhr-Nachrichten enden, genau wie er es vorausgesagt hatte.
    Falls Mary zuerst nach Hause kam, würde die Sache natürlich anders ablaufen. Johnny verspürte ein unwohles Gefühl in der Magengegend, als er sich vorstellte, wie seine Mutter über ihren toten Ehemann stolperte, dort hängend und baumelnd und klopfend, während ihr Sohn nirgends zu finden war. Sie würde umfallen, genau wie sie es vor zwei Tagen getan hatte, als Johnny Benjamin Conroys Namen erwähnte, nur dieses Mal würde es sich um einen Herzinfarkt anstatt um eine Panikattacke handeln, und die Reihe von Ereignissen würde ihren Gang gehen, bis die Polizei kam und zwei Leichen im Appartement entdeckte.
    Er bog um die Ecke und blickte auf eine weiße Eingangstür eines dreistöckigen Backsteingebäudes, in der Mitte die Messingnummer 14. Neben der Tür zeigte ein passendes Messingschild drei Mieter an. Andrew Judsons Kanzlei befand sich im ersten Stock, unter einer Zahnarztpraxis und einer Makleragentur. Er atmete tief durch, öffnete die Tür und trat ein.
    Sofort wurde er von einem lächelnden Gesicht begrüßt, eine Frau, vielleicht Ende vierzig, saß an einem Schreibtisch hinter einer Rotholz-Ausfräsung. »Johnny?«, fragte sie herzlich.
    »Ja, Ma’am.«
    Sie griff zu dem Telefon auf ihrem Schreibtisch und rief Judson per Gegensprechanlage an. Johnny wartete ungefähr 30 Sekunden und hörte der Konservenmusik von Neil Diamond zu, bis ein Mann aus dem Nebenbüro erschien.
    Im Gegensatz zu seiner jung klingenden Stimme war Judson knapp sechzig Jahre alt, mit heller Haut, weißen Haaren und Geheimratsecken. Er war sauber und professionell angezogen, blaue Hose und eine marineblau-rot gestreifte Krawatte, die ordentlich an seinem weißen Hemd angebracht war. Er lächelte über das ganze Gesicht, das vertrauensvoller wirkte als seine Stimme am Telefon.
    »Johnny«, sagte er und kam herum, um ihn zu begrüßen. Er streckte ihm die Hand entgegen, die Johnny annahm. Sie war warm und klebrig. »Welch ein Vergnügen, Sie endlich kennenzulernen.«
    »Gleichfalls«, antwortete Johnny. Endlich? Es ist gerade mal zwei Tage her.
    »Kommen Sie mit«, sagte Judson, scheinbar bereit loszulegen. Er führte Johnny an der Sekretärin vorbei in sein Büro. Johnny war noch nie im Büro eines Anwalts gewesen und er starrte die eingebauten Bücherregale an, die an den Seitenwänden standen, jedes vollgepackt mit juristischen Wälzern. An der Wand hinter Judsons Kirschholz-Schreibtisch hingen sechs schicke Rahmen, die die akademischen Qualifikationen des Anwalts zur Schau stellten. Links davon war ein Fenster mit Ausblick auf den Gehweg der Main Street.
    »Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte Judson.
    Vor Judsons Schreibtisch waren drei Stühle aufgestellt. Johnny legte seine Tasche auf ein kleines Sitzkissen links neben der Tür und setzte sich auf den nächstgelegenen Stuhl; Andrew Judson saß in einem großen Bürostuhl aus Leder hinter seinem Schreibtisch (viel vornehmer als die drei, aus denen Johnny sich einen ausgesucht hatte) und meinte: »Willkommen in Wellfield, John.«
    »Danke.« Johnnys Herz fing zu pochen an. Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er hier mit einem fetten Scheck und einer zweiten Chance hinauslaufen würde. Gib mir die Papiere, die ich unterschreiben soll, und lass mich hier raus.
    So einfach würde es nicht werden.
    Den ganzen Tag …
    »Haben Sie letzte Nacht gut geschlafen?«
    »Sehr gut, danke.«
    »Das Wellfield Inn ist so ziemlich die schönste Unterkunft in der Stadt. Sicherlich nicht so fein, wie Sie es gewöhnt sind, da Sie in Manhattan wohnen und so weiter.«
    »Na ja, Mr. Judson …«
    »Bitte, nennen Sie mich Andrew!«
    »Okay, Andrew … letzte Nacht war eigentlich das erste Mal, dass ich in einem Motel übernachtet habe.«
    Judson lächelte herzlich.

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