Dead Souls: Horror (German Edition)
ein Gegrüßet seist du Maria -Gebet, dann stellte er sich taumelnd hin und brach vor Schwindel fast wieder zusammen. Panisch flüchtete er aus dem Büro, seine Augen klebten an Helens regungslosem Körper, ein einzelnes Polaroid-Foto einer leicht bekleideten Frau haftete wie ein Stück Kaugummi an seinem Schuh.
Sobald er aus dem Büro war, drehte er sich um und taumelte über den Altar. Wie ein Betrunkener, der vor einem wütenden Mob floh, lief er den Mittelgang entlang, Augen auf die geschlossenen Türen gerichtet.
… Die Halterung war ersetzt worden, nachdem sie die Tür geschlossen hatte …
Er schaute nur einmal nach unten und sah, dass sich das blutbeschmierte Foto irgendwo unterwegs von seiner Sohle gelöst hatte.
Er hechtete durch die Türen hinaus in den kühlen Spätnachmittag, die Sonne war jetzt hinter einer grauen Wolkendecke versteckt. Er blieb stehen, um durchzuatmen, und blickte auf sein zerfetztes Hemd herab, wo sich Helen Mackeys Blut jetzt mit dem von Pilate vermischt hatte.
Er riss es hinunter und warf es auf den Boden, mehr Beweise für die Behörden zurücklassend.
Mord. Nein, sie war schwanger. Doppelmord …
Ein Vogel krächzte. Er rang nach Luft, schauderte, dann drehte er sich um und blickte zum Dach der Kirche hinauf, wo eine große Amsel saß und zu ihm herabsah.
Osiris wachte immer noch über ihn?
»Was soll ich jetzt tun, mein Herr?«, rief er; seine Stimme klang dumpf, als wäre sie von der Umgebung aufgesaugt worden – genau wie an dem Morgen vor der Scheune.
Der Vogel flog in den Himmel hinauf, eine einzige schwarze Feder fiel herunter, wurde vom Wind erwischt und wehte träge entlang der Dachschindeln auf den hinteren Bereich der Kirche zu. Er folgte ihr um das Gebäude herum, stolperte und strauchelte ohne ein Gefühl von Halt, seine Augen weiterhin an der Feder haftend, als sie über den Rand das Dachs hinter der Kirche flatterte. Er bog um die Ecke … und prallte beinahe gegen eine kleine silberne Limousine, die am vor einem kleinen Waldgebiet parkte.
Er blieb stehen und schlug mit den Händen auf den Kofferraum. Er schaute sich das Auto an. Ihr Auto, hier hinten versteckt, damit er nicht wissen würde, dass sie in der Kirche auf ihn wartete. Die Fahrertür stand offen, und er konnte sehen, dass der innere verchromte Türgriff mit Blut beschmiert war.
Blut?
Er hielt sich mit einer Hand am Auto fest, um das Gleichgewicht zu bewahren, dann lief er zu der offenen Tür, bückte sich und schaute auf den Vordersitz.
Er schreckte zurück. Als wollte er klar denken können, schüttelte Benjamin den Kopf, anschließend schaute er wieder hinein, um sicherzustellen, dass ihn seine müden Augen nicht täuschten.
Auf dem Beifahrersitz saß Helen Mackeys Ehemann. Tot. An seiner Schläfe sah man ein einziges Einschussloch (sein Kopf hing aus dem Seitenfenster), eine trockene Linie Blut klebte an der Seite seines farblosen Gesichts. Eine Schar Fliegen und Moskitos surrte laut über der Wunde.
Benjamins Körper wurde kalt, seine Muskeln taub, und er fiel auf die Knie, in das Unkraut und auf die Erde. Den Türrahmen packend starrte er den ermordeten Mann an und dachte übergeschnappt, ein guter Mord verdient einen weiteren.
Dann fing er zu lachen an. Er lachte richtig . Ein herrenloses Chaos brach über ihn herein, und seine ganzen rationalen Gedanken trieben davon wie Kanus, die über den Rand eines Wasserfalls stürzten. Er konnte spüren, wie sie in den Strudel seines Verstands krachten, wo sie sich abrupt vereinigten, um eine neue, verwirrte Empfindung zu bilden, eine, die sich über jeden vernünftigen Gedanken hinwegsetzte – die darauf bestand, dass er trotz der gegenwärtigen Missgeschicke sein Ziel weiterverfolgte. Osiris, danke für deine Kraft, weiterzumachen , sagte er gedanklich.
Er stand langsam auf und schaute auf den Rücksitz.
Sofort realisierte er, wie die Halterung und das Schloss an der Kirchentür wieder in Position gebracht worden waren.
Helen Mackeys 13-jähriger Sohn … er lag auf der Rückbank des Autos. Er zitterte sichtlich. Wie indianische Kriegsbemalung hatte er einen breiten Streifen getrockneten Blutes quer über der Stirn.
Er starrte Benjamin an.
Benjamin lächelte ihm zu. Dann lachte er noch lauter.
Kapitel 22
08. September, 2005
08:24 Uhr
Das Telefon klingelte. Es packte Johnny, riss ihn aus seinen Träumen und in das bittere Bewusstsein hinein. Mit noch geschlossenen Augen griff er nach dem Hörer und bis er ihn von der Gabel
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