Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
Mordfällen nicht die Täterin gewesen sein. Ich erzähle dir alles, wenn ich zurück auf dem Revier bin.« Er schaltete Motor und Scheinwerfer aus. »Jetzt fahnden wir nach Mary Smith.«
»Ich habe von dieser Krankenschwester in Idaho etwas erfahren, von der Frau, die in Cahill House gearbeitet hat, als Marla Amhurst ihr Kind bekam.«
Mit einem Grunzen forderte Paterno sie auf fortzufahren. »Die Schwester ist ein bisschen verwirrt und wollte im Grunde gar nicht mit mir reden. Sie befindet sich jetzt im Ruhestand, ihr Mann angelt den ganzen Tag, und sie will keine Schwierigkeiten bekommen, aber sie sagt, Marla hat ein kleines Mädchen bekommen, das jetzt sechs- oder siebenundzwanzig Jahre alt sein müsste. Das stimmt mit den Daten in Eugenias Tagebuch überein.«
»Hat sie dir den Namen genannt?«
»Nicht den des Kindes. Aber die Adoptiveltern stammten aus Oakland – Ron und Christine Engles. Ich versuche gerade festzustellen, ob sie noch dort leben.«
»Wenn du schon mal dabei bist, dann bring auch gleich alles, was du finden kannst, über eine gewisse Elyse Hammersley in Erfahrung. Schreib eine landesweite Fahndung aus. Schau nach, ob sie mit Marla Cahill zusammen eingesessen hat und so weiter. Sie hat das Haus in Berkeley gemietet, in dem wir Marlas Leiche gefunden haben. In ein paar Minuten weiß ich mehr. Im Moment bin ich in diesem Maklerbüro. Ich bringe dich auf den neuesten Stand, wenn ich zurück auf dem Revier bin.«
Paterno lief durch den Regen in das Bürogebäude. Weiter hinten stand eine Tür einen Spaltbreit offen, und er trat in das Zimmer dahinter. Sybil saß an einem der rein zweckmäßig gestalteten Arbeitsplätze und kramte in einer Schublade. »Ich habe den Schlüssel zum Aktenschrank im Archiv. Bin gleich zurück.« Sie eilte an den anderen Arbeitsplätzen vorbei zu einer Metalltür.
Paterno wartete, und Sybil kam mit einer Akte zurück. »Ich weiß, ich habe diese Informationen auch im Computer«, sagte sie, inzwischen ruhiger geworden, fernab von dem Bungalow, in dem sie die Leiche gefunden hatte. »Doch sie hat einen Vertrag unterzeichnet … und ich lege immer eine Kopie vom Ausweis des Mieters zur Akte. Außerdem verlangen wir einen Beschäftigungsnachweis und einen Nachweis über ihre Kreditwürdigkeit. Mal sehen …« Sie blätterte mehrere Mappen durch und zog dann eine aus der Akte. »Bitte schön.«
Mit dem Gefühl, seinem Ziel näher zu kommen, begann Paterno, die Unterlagen durchzusehen.
»Kann sein, dass Marla gefunden wurde«, sagte Jack atemlos, als er zur Tür hereinkam. Er war Laufen gegangen, um seine Aggressionen abzubauen, während Cissy zu Hause geblieben war. Sein Jogginganzug war nass, das Haar klebte ihm am Kopf, sein Gesicht war abgespannt und düster.
Coco in ihrem Körbchen vorm Kamin hob den Kopf, gab ein mürrisches »Wuff« von sich und schlief weiter.
Cissys Herz setzte einen Schlag aus. Hoffnung flackerte auf, rasch gefolgt von Angst. »Was ist mit Beejay?«
»Nein. Ich glaube nicht, dass er gefunden wurde. Ich habe nur gerade eine SMS von einem Freund bekommen, der es in den Nachrichten gesehen hat. Ich muss Paterno anrufen.« Jack schwitzte gehörig, sein Gesicht war rot, sein Haar nass. Er hielt das Handy in einer Hand, sein iPod steckte in seiner Hosentasche. So ging er zum Fernseher und zappte durch die Nachrichtensender.
»Nichts über Marla. Bisher jedenfalls noch nicht.«
»Hätte uns nicht jemand benachrichtigt? Das FBI?«, fragte Cissy, denn seit der Entführung hatten sich die Agenten immer mal wieder bei ihnen gemeldet. Das Telefon war angezapft, für den Fall, dass die Entführer anriefen, sie warteten auf eine Nachricht per Post oder E-Mail, und das Haus stand rund um die Uhr unter Bewachung. Unmöglich, die Polizei herauszuhalten.
»Erst, wenn sie sicher wären, aber mach dich auf alles gefasst.«
»Gefasst?«, fragte sie, und Bilder von Beejays regloser Leiche schossen ihr durch den Kopf. »O Gott, Beejay …«
»Ich spreche von Marla. Mag sein, dass deine Mutter tot ist.«
Es kroch ihr kalt über den Rücken. »Wie meinst du das?« Marla? Tot? Eine Vielzahl von Emotionen schüttelte sie. Sie liebte ihre Mutter, hasste sie. Die Frau war verabscheuungswürdig, eine schreckliche Kreatur, und doch hatte sie auf ihre distanzierte Art Cissy großgezogen, war für sie da gewesen. Das Gesicht, an das sie sich aus ihrer Kindheit erinnerte, war Marlas, das des Menschen, der sie gelehrt hatte, die Schuhbänder zu knüpfen, der sie in
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