Deadline - Toedliche Wahrheit
geworden, dass ich ein Problem hatte, weshalb sie mir einen Bademantel brachte, wenn nicht sogar ein Paar Hosen, das vielleicht einer von den Fiktiven bei einem Besuch hier vergessen hatte. »Du hast ja keine Ahnung, wie froh ich bin, dass du kommst«, sagte ich, als ich die Badezimmertür öffnete.
Auf der anderen Seite stand Becks. Sie schaute mich aus großen, ernsten Augen an und sagte: »Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest.« Und dann, ehe ich die Gelegenheit hatte, zu reagieren oder auch nur etwas zu sagen, kam sie ins Badezimmer und machte die Tür hinter sich zu.
Einen Moment lang blieb sie stehen. Mit einer Hand hielt sie den Türknauf hinter ihrem Rücken fest, die andere hatte sie an die Hüfte gelegt. Es war ein Mittelding aus einer Pose und einem Innehalten, und ich hatte keine Ahnung, was es zu bedeuten hatte.
»Äh!« Ich trat einen Schritt zurück, um ihr Platz zu machen, damit sie tun konnte, was auch immer sie zu tun beabsichtigte. »He, Becks, alles in Ordnung? Ich wollte gerade das Bad frei machen, also wenn du rein willst … «
»Halt den Mund, Shaun!« Sie ließ die Tür los und kam auf mich zu. Kaum war sie bei mir, nahm sie das Handtuch von meinen Schultern und warf es achtlos beiseite. »Warum hältst du nicht einmal in deinem Leben, ein einziges Mal. Einfach. Den. Mund.« Sie kam noch ein bisschen näher, beugte sich auf Zehenspitzen vor und küsste mich.
Mit diesem Kuss hatte ich nicht gerechnet. Mir blieb keine Chance auszuweichen oder ihn abzuwehren. Nein, ich hätte die Sache nicht sofort abwenden … aber ich hätte mich ihr entziehen können. Und damit an Ort und Stelle beenden.
Stattdessen erwiderte ich ihren Kuss.
Becks drückte sich fest an mich, schlang die Arme um meine Schultern und hielt mich fest. Ich legte die Arme um ihre Hüften, vor allem, weil ich nicht wusste, wohin mit ihnen, und zog sie fast unwillkürlich näher an mich. Ich hatte das Gefühl, als würde die von ihrem Körper ausgehende Wärme die verbleibende Feuchtigkeit auf meiner Haut einfach verdampfen. Sie hörte nicht auf, mich zu küssen, und ihre Bewegungen wurden von Sekunde zu Sekunde drängender. Mit einem Mal wurde mir sehr deutlich, dass ich beinahe nackt war. Ich hob die Hände und umfasste ihre Unterarme, um sie behutsam von mir wegzuschieben. Sie rang darum, den Kuss noch ein paar weitere Sekunden aufrechtzuerhalten, bis wir zu weit voneinander entfernt waren.
Ihre Augen leuchteten, und ihre Wangen waren gerötet. Sie trug noch immer den Bademantel, den sie sich von Maggie geliehen hatte. Der Gürtel hatte sich beinahe gelöst, wodurch ich einen wirklich guten Blick in ihren Ausschnitt hatte. Ich schluckte. Schwer. Ich mochte vielleicht müde sein, aber ich war nach wie vor männlichen Geschlechts, und es war verdammt lange her, seit ich eine derartige Aussicht genossen hatte. Teile meiner Anatomie, die ich schon beinahe abgeschrieben hatte, wachten auf und bekundeten ihr Interesse an der Situation. Lautstark.
»Becks, ich weiß nicht, ob … «
»Möchtest du, dass ich aufhöre?« Sie entwand sich meinem Griff mit einer schlichten Eleganz, die mir den Atem stocken ließ. Dann ergriff sie meine Hände und verschränkte ihre Finger mit den meinen. »Ich will ganz ehrlich sein. Ich möchte nicht aufhören. Aber wenn du willst, gehe ich wieder.«
»Ich … ich weiß nicht … ich bin bloß … « Ich schaute auf unsere ineinander verschränkten Finger, betrachtete ihre praktischen, kurzen Fingernägel. Sie hatte die Nägel einer Irwin. Seltsamerweise fühlte ich mich durch diesen Gedanken besser. Ich war einfach nur eine weitere Gefahrenzone, die sie erforschen wollte. »Ich weiß nicht, ob das eine besonders gute Idee ist.«
»He, schau mich an!«
Ich hob den Kopf. Becks schaute mir in die Augen und fuhr fort: »Ich bitte dich nicht um irgendwelche Zusagen. Ich will nicht fest mit dir zusammen sein. Du bist mein Chef, und du bist mein Kollege, und ich respektiere das. Aber wir wären heute beinahe gestorben, und ich würde mir gerne in Erinnerung rufen, dass wir überlebt haben.« Sie trat einen Schritt zurück, ohne meine Hände loszulassen. »Ich fühle mich einsam. Bist du niemals einsam?«
Mit einem Mal fiel mir das Atmen schwer. »Jede verdammte Nacht«, sagte ich, überwand den Abstand zwischen uns mit einem Schritt, riss meine Hände los und schlang ihr erneut die Arme um die Hüften. Diesmal war ich es, der sie küsste. Diesmal war ich derjenige, der sich drängend an sie
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