Deadline - Toedliche Wahrheit
und ich hatte genug Erfahrung, um einschätzen zu können, dass ich keinem der Zombies gefährlich nahe gekommen war. Ich wollte bloß nicht mit dem Gefühl ins Bett gehen, nie wieder richtig sauber zu werden.
Die Duschen in Maggies Haus sind ein weiteres erstaunliches Beispiel dafür, was möglich ist, wenn man genug Geld hat und es bereitwillig ausgibt. In unseren Wohnungen in Oakland hatten wir nur die nötigste Ausstattung gehabt, die aus Luftschleusen, computergesteuerten Wasserdüsen und einfachen Bluttesteinheiten besteht. Man hatte sich dort gefühlt, als würde man von Fabrikrobotern sauber geschrubbt. Komfort hatte keine Rolle gespielt. Die Dinger verpassten einem vielleicht nicht ungefragt einen Einlauf, aber, Himmel, es fehlte nicht viel … Als Maggies Eltern ihr ein eigenes Haus spendiert hatten, hatten sie buchstäblich keine Kosten gescheut. Ich hatte hier Schnickschnack gesehen, den ich bis dahin nur aus Zeitschriften und Artikeln über Menschen mit mehr Geld als Verstand gekannt hatte.
Das gesamte Badezimmer war mit Kacheln aus der alten Zeit gefliest und hatte echte Porzellanarmaturen von der Sorte, die zerbrechen oder Sprünge bekommen können, wodurch sie zu einem Infektionsrisiko werden und vollständig ausgetauscht werden müssen. Auf den ersten Blick übersah man leicht, dass der Raum in zwei Bereiche geteilt war, da sich die Toilette, das große Waschbecken und die antike Wanne mit den Metallfüßen alle im Hauptteil befanden. Man musste nur die Tür öffnen, um das Bad zu betreten – ein Bluttest war nicht nötig. Wenn es einem gelang, den schweren Vorhang vor der einen Wand einfach zu ignorieren, dann konnte man sich einreden, dass man sich tatsächlich in einem Badezimmer aus der alten Zeit befand und dass der ganze Zombiequatsch überhaupt nie passiert war.
Ich schloss die Tür hinter mir und ging ans Waschbecken, wo ich den Inhalt meiner Taschen in den Korb legte, den Maggie zu ebendiesem Zweck dort aufgestellt hatte. Sobald ich mich vergewissert hatte, dass ich nicht versehentlich meinen Presseausweis mitwaschen würde oder so, zog ich mich aus und warf meine Kleider – mit Schuhen und allem – in den Wäschekorb. Wenn ich die Dusche einschaltete, würde sich unten im Wäschekorb ein Schacht öffnen, durch den meine Kleidung zur automatischen Sterilisierung befördert werden würde. Kein Mensch würde sie berühren, bevor sie nicht garantiert keimfrei war. Ich schaute kurz in den Spiegel und runzelte die Stirn. Ich wirkte erschöpft und bekam langsam Ringe unter den Augen. Gut, dass ich nicht mehr im Irwin-Geschäft war. Mit jedem Bild, auf dem ein Irwin müde aussieht, verliert er an Marktwert.
Ich zog den Vorhang beiseite, hinter dem sich die hermetisch verschlossene Tür befand, die die Dusche vom Rest des Badezimmers trennte. An einer Seite befand sich eine Testeinheit. Ich drückte meine Hand darauf und spürte, wie die Nadeln sich in meine Haut bohrten. Ich räusperte mich und sagte: »Shaun Mason, Gast, erbitte Standard-Dekontaminierungsverfahren.«
Einen Moment lang herrschte Stille, während der Computer meine Blutprobe analysierte und mein Stimmmuster mit der Hausdatenbank abglich. Das Licht hörte auf zu blinken und leuchtete nun stetig grün. Eine Glocke ertönte, und eine angenehme Stimme, die verdächtig nach Maggie klang, sagte: »Willkommen, Shaun! Bitte tritt ein!« Die luftdichte Tür schwang zischend auf. Schaudernd trat ich ein. Das Geräusch hydraulischer Türen würde mir noch für eine Weile Unbehagen bereiten – bis die nächste grausige Sache geschah, die mich die Ereignisse in der Seuchenschutzbehörde Portland vergessen lassen würde.
Die Tür schloss sich hinter mir mit einem weiteren, lauteren Zischen. Wenn man das Dekontaminierungsprogramm einmal gestartet hatte, ließ es sich nicht mehr unterbrechen.
»Welche Art von Dusche bevorzugen Sie?« Die Stimme kam aus einem oben in der Rückwand eingelassenen Lautsprecher. Außer der Tür war alles gekachelt, Boden und Decke in Weiß und die Wände in einem beruhigenden Blauton. Es gab vier Duschköpfe, die auf verschiedener Höhe von den Schultern bis beinahe zur Decke angebracht waren. Eine Nische in der Wand zur Linken enthielt Shampoo, Haar-Conditioner und eine Reihe von Duschgels.
»Heiß, kurz, gründlich«, antwortete ich. Nach kurzem Zögern fügte ich ein »bitte« hinzu. Es ist nie gut, Computer zu beleidigen, die intelligent genug sind, ganze Sätze zu bilden. Nicht, wenn sie die
Weitere Kostenlose Bücher