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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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senkte die Waffe, steckte sie aber nicht weg. »Komm, Doc! Wir müssen verdammt noch mal hier raus.«
    »Ich fürchte, ich nicht«, antwortete sie leicht benommen.
    Mein Kopf ruckte hoch.
    In ihrer Brust steckte eine kleine, durchsichtige Plastiknadel, die leicht ölig glitzerte. »Er hat mich getroffen«, sagte sie, während sie darauf hinabstarrte. »Dr. Wynne hat mich getroffen, bevor er umgefallen ist. Mit dem Stift. Nur war das kein Stift – sondern eine Waffe. Man kann Betäubungspfeile reintun oder tödliche Injektionen oder … alles Mögliche.« Sie schluckte. »Alles Mögliche.«
    »Das hat nichts zu besagen«, erwiderte Becks.
    »Stimmt. Weil er mich natürlich nur mit einem Beruhigungsmittel oder so was beschossen hat.« Kelly schüttelte geradezu genervt den Kopf. »Stell dich nicht dumm! Dafür haben wir keine Zeit.«
    »Scheiße, Doc, komm jetzt einfach!«
    »Nein.« Sie drehte sich um, riss eine Schublade auf und holte eine Testeinheit daraus hervor. Sie knallte sie auf den Tisch, öffnete den Deckel und steckte ihre Hand hinein. »Es tut mir so leid. Ich schwöre, dass ich nichts davon gewusst habe. Vielleicht hätte ich es ahnen sollen, vielleicht war ich ein naiver kleiner Trottel – ich war so sehr mit dem Versuch beschäftigt, die Welt zu retten, wie man es von mir erwartete, dass ich einfach nicht die Augen aufgemacht habe – aber ich wusste nichts davon.«
    »Ich glaube dir«, sagte Becks leise.
    Die Lichter an Kellys Testeinheit wurden eines nach dem anderen rot.
    Sie zog ihre Hand heraus, als schließlich auch das letzte Licht rot geworden war, und schaute uns trotzig an. »Glaubt ihr mir jetzt? Dr. Wynne hat auf mich geschossen, und gleich wird es bei mir losgehen. Ich bin erledigt. Es ist vorbei. Und ich glaube wirklich, dass ihr jetzt abhauen solltet.«
    Ich verzog das Gesicht. »Scheiße! Doc, es tut mir leid.« Becks hob die Waffe und richtete sie auf Kellys Kopf. Aus dieser Entfernung konnte sie sie unmöglich verfehlen.
    »Mir auch.« Kelly zog die Nadel aus ihrer Brust und hielt sie einen Moment lang hoch, lange genug, damit wir sie deutlich sehen konnten, ehe sie sie fallen ließ. Mit einem leisen Klappern traf sie auf den Kachelboden, rollte ein Stück und kam in Dr. Wynnes Blutlache zum Liegen. »Lasst die Tür offen, wenn ihr geht. Ich bleibe hier und lenke die Leute vom Sicherheitsdienst ab.«
    Ich streckte die Hand aus, drückte langsam Becks Arm runter und schüttelte den Kopf. »Doc, bist du dir sicher? Mit einem aktiven Virus spielt man nicht herum.«
    »Ich glaube, das weiß ich besser als du.« Ihre Mundwinkel hoben sich zu einem schmalen Lächeln. Zusammen mit ihrem Pferdeschwanz sah sie dadurch für einen herzzerreißenden Moment lang aus wie Buffy. Ich hatte die Ähnlichkeit bereits bemerkt, als Kelly das erste Mal in Oakland aufgetaucht war, und hier war sie wieder, im denkbar schlimmsten Moment.
    Ich schätze, die beiden haben mehr gemeinsam, als wir dachten , sagte George.
    Kelly streifte ihren Laborkittel ab und ließ ihn zu Boden fallen. Die Baumwolle saugte sich fast sofort mit dem Blut vom Boden voll, aber das schien Kelly gar nicht zu bemerken. Sie redete einfach weiter, während sie sich bückte, um Dr. Wynnes Pistole aufzuheben. »Bei meinem Körpergewicht habt ihr etwa elf Minuten, bevor ich zu einer Gefahr werde. Das gibt euch genug Zeit, um von hier zu verschwinden, und mir genug, um den Wachleuten einen echt miesen Morgen zu bereiten. Draußen müsst ihr nach links gehen und dann bis zum Ende des Flurs. Die Leute von der Sicherheit werden aus der anderen Richtung kommen. An der T-Kreuzung biegt ihr wieder links ab und öffnet die vierte Tür. Damit solltet ihr wieder … «
    »Wie beim letzten Mal?«, fragte ich.
    Sie nickte. Ihr Lächeln verblasste langsam, und ihre Unterlippe zitterte einen Moment lang, bevor sie sagte: »Die Sicherheitssysteme in den Evakuierungstunneln sind vom Rest des Gebäudes unabhängig, falls es zu einer Fehlfunktion oder … oder einer Situation wie dieser kommt. Solange ihr ein sauberes Testergebnis vorweisen könnt, kommt ihr raus, egal, was hier drin vorgeht.«
    »Ich erinnere mich.« Ich trat einen Schritt zurück, weg von ihr. »Becks, Mahir, kommt!«
    »Ja.« Nach kurzem Zögern fragte Becks: »Hast du genug Munition?«
    Kelly lächelte erneut, diesmal in Becks Richtung. Es war ein kleines Lächeln, und schmerzlich mit anzusehen, weil es vielleicht ihr letztes sein würde. Zumindest sah sie dieses Mal nicht wie Buffy

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