Deadline - Toedliche Wahrheit
Sender durchlief, auf denen nur Rauschen zu hören war, ehe er wieder bei dem Country aus der Dose landete, den wir schon gestern Abend gehört hatten. »Alle Live-Nachrichtensender sind tot. Außer den vorprogrammierten Musiksendern läuft gar nichts. Ich schwöre, ich würde jemanden umbringen für eine Internetverbindung. Hier stimmt wirklich etwas ganz und gar nicht.«
»Hast du versucht, jemanden anzurufen?« Wenn wir ohne Sicherheitsvorkehrungen jemanden anriefen, konnte dadurch unsere Position auffliegen. Das durften wir nur im absoluten Notfall tun. Doch nach dem, was Becks erzählt hatte, hätte ich ihr einen Anruf nicht übel genommen.
Sie ließ langsam den Atem entweichen und nickte. »Das habe ich.«
»Und?«
»Und ich habe niemanden erreicht.« Sie klammerte die Hände noch fester ums Steuer. »Alle Leitungen waren blockiert. Ich bin nicht mal bei der Polizei durchgekommen. Es ist niemand zu Hause, Shaun. Nirgendwo im Land ist jemand zu Hause.«
»He!« Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Atme tief durch, in Ordnung? Ich bin mir sicher, dass es eine absolut vernünftige Erklärung für all das gibt. Wie immer.«
»Wirklich?«, fragte Becks.
Wirklich? , fragte George.
»Nein«, antwortete ich. »Aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns, ehe wir bei Maggie sind, also sollten wir versuchen, bis dahin ruhig zu bleiben. Ich hätte nur ungern einen tödlichen Unfall, wenn das für dich in Ordnung ist.« Ich warf einen Blick zurück zu Mahir, der sich mit geschlossenen Augen auf den Rücksitz gefläzt hatte. Er benutzte einen von Kellys Pullovern als Decke. Es sprach wohl nichts dagegen. Sie würde ihn nicht wieder brauchen.
Becks seufzte. »Wahrscheinlich hast du recht.«
»Du weißt, dass ich recht habe. Das ist ja das Nervige an mir.«
Darüber lächelte sie sogar ein bisschen. »Stimmt.«
»Wann hat Mahir sich hingehauen?«
»Etwa eine halbe Stunde hinter Centennial. Ich dachte mir, dass es nicht schaden kann. Das Einzige, was uns auf einer so leeren Straße umbringen könnte, ist ein Luftschlag, und danach kann man schlecht Ausschau halten. Außerdem war er sowieso am Einschlafen. Ich habe ihm nur die offizielle Erlaubnis gegeben, nicht mehr so zu tun, als wäre er wach.«
»Armer Kerl. Er ist die Verhältnisse im Feld wirklich nicht gewohnt.«
»Shaun, niemand ist Verhältnisse wie diese gewohnt. Zombiehorden, verlassene Shopping-Malls, Skateboardfahren in Geisterstädten, klar, für so was sind wir ausgebildet. Sich mit dem Seuchenschutz anlegen, um herauszufinden, wer hinter einer weltweiten Verschwörung steckt? Eher nicht. Dafür bin ich nicht Irwin geworden.«
»Wofür dann?«
Sie blinzelte mich überrascht an. »Wie bitte?«
»Wofür bist du dann Irwin geworden?« Mit einer Handbewegung deutete ich auf den Sturm vor unserer Windschutzscheibe. »Es bringt uns kein bisschen schneller nach Weed, wenn du dir den Kopf darüber zerbrichst, was dort draußen vorgeht. Jetzt sag mir, weshalb du Irwin geworden bist, während ich versuche, meinem Kreislauf genug Koffein zu verabreichen, damit ich sicher fahren kann.«
»Alles klar. Ich … alles klar.« Becks holte tief Luft und trommelte mit den Fingern aufs Steuer. »Wie kommt es, dass du mich das jetzt erst fragst?«
»Wir hatten ohnehin schon viel zu tun, bevor wir dich für die Website angeheuert haben, und dann ging es richtig mit dem Ryman-Wahlkampf los, sodass einfach keine Zeit dafür war. Danach … ich weiß nicht. Danach war ich wohl zu sehr damit beschäftigt, mich wie ein Arschloch aufzuführen, um daran zu denken. Tut mir leid. Aber jetzt frage ich dich.«
»In Ordnung.« Becks deutete ein Kopfschütteln an. »In Ordnung. Du weißt doch, dass ich von der Ostküste stamme, oder?«
»Ja. Aus Westminster, wie die X-Men.«
»Nein, aus Westchester in New York. Keine Mutanten. Viel Geld. Altes Geld.« Sie warf mir einen Blick zu. »Meine Eltern sind nicht in derselben Gewichtsklasse wie die Garcias, aber sie konnten meinen Schwestern und mir mit ihrem Vermögen eine Kindheit bieten, die anderen wie aus dem Märchenbuch vorkommen muss. Tanzstunden mit drei, Reitstunden mit fünf – ja, auf richtigen Pferden. Die waren wahrscheinlich das einzig Gefährliche, was meine Eltern jemals gutgeheißen haben. Eigentlich hätte ich studieren und irgendeinen vernünftigen Abschluss machen sollen, um anschließend nach Hause zurückzukehren und einen Mann zu heiraten, der aus ebenso gutem Hause stammte und ebenso wohlerzogen war
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