Deadline - Toedliche Wahrheit
hergab.
»Ich … « Stirnrunzelnd hielt Alaric inne. »Er ist in der Garage. Bis ihr angerufen habt, stand er hinterm Haus – Maggie wollte die Garage für Fiktive auf der Durchreise freihalten – , aber als du meintest, dass wir die Schotten dichtmachen sollen, hat sie Angst gekriegt und mich gebeten, ihn reinzubringen, wo man ihn nicht per Satellit sehen kann.«
»Gott segne den berechtigten Verfolgungswahn«, sagte ich inbrünstig und machte mich auf den Weg Richtung Garage. Die Bulldoggen hoben die Köpfe und schauten mich winselnd an.
»Wo gehst du hin?«, fragte Becks und schickte sich an aufzustehen.
»Zum Wagen.« Ich schaute zwischen den beiden hin und her, sah ihre verständnislosen Gesichter und erklärte: »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Buffys alter Signalverstärker noch da drin ist. Wenn ich den in Gang kriege … «
»… dann sind wir wieder online«, sagte Alaric mit weit aufgerissenen Augen, als er begriff. »Das Ding habe ich total vergessen!«
»Wir haben es im letzten Jahr ja auch nicht direkt gebraucht.« Ich ging wieder los. »Bin gleich zurück. Falls ich nicht gleich wiederkomme, tja … Scheiße, ich weiß auch nicht. Falls ich nicht gleich wiederkomme, werft ein paar Gasgranaten in die Garage, ruft die Wachtypen und lasst sie so lange auf mich schießen, bis ich zu bluten aufhöre.«
»Wir erschießen dich selbst«, sagte Becks, woraufhin Alaric ihr einen verstörten Blick zuwarf. Sie beachtete ihn nicht. Nach einer Weile im Feld lernt man, solche Reaktionen wegzustecken. Entweder das, oder man gibt den Versuch auf, mit Leuten zu reden, die keine Irwins sind.
»Danke!« Ich öffnete die Tür zur Garage, schob mit dem Fuß eine Bulldogge beiseite, bevor sie sich an mir vorbeistehlen konnte, und schlüpfte hindurch.
Das weiße Neonlicht in der Garage ging automatisch an, als die Tür zur Küche sich schloss, und erfüllte den Raum mit seinem gleichmäßigen, sterilen Schein. Ich suchte alles mit Blicken ab und schätzte automatisch die Belastbarkeit der Regale ab, ebenso die der Rohrleitungen, die den Wasserboiler mit dem Notgenerator verbanden. Maggie benutzte die Garage in erster Linie als Lagerraum. Sie hatte die meisten Regale mit Kisten vollgepackt, und die, die sich am nächsten bei der Küchentür befanden, nutzte sie als Speisekammererweiterung. Ein komplettes Abteil, das vom Boden bis zur Decke reichte, war Beuteln mit Hundetrockenfutter vorbehalten. Zumindest würden die Bulldoggen nicht so bald vor Hunger durchdrehen.
Unser Wagen stand in der Mitte der Garage. Jemand hatte ihn gewaschen, sodass der Lack im sterilen Licht glänzte. Ich ging einen Schritt auf ihn zu.
»Hallo, Shaun«, sagte die Stimme des Hauses. Irgendwie klang sie tadelnd, was ein netter kleiner Trick war, weil sie eigentlich kein menschliches Ausdrucksvermögen hatte. Ich verharrte und hielt vergebens nach einem Lautsprecher Ausschau. »Ich fürchte, das Haus ist derzeit abgeriegelt. Es wird Ihnen nicht gelingen, es zu verlassen. Am besten Sie kommen wieder herein.«
»Kein Problem. Ich will gar nicht raus.« Ich zwang mich, meinen Körper zu entspannen, Zentimeter für Zentimeter. »Ich muss nur etwas aus dem Wagen holen.«
»Jeder Versuch, die Isolationsversiegelung aufzubrechen, wird mit den gebotenen Mitteln unterbunden werden.«
»Gebotene Mittel« war ein höflicher Ausdruck dafür, dass das Sicherheitssystem des Hauses mich an Ort und Stelle erschießen würde, falls es den Eindruck gewann, dass ich das Garagentor zu öffnen versuchte. »Verstanden«, sagte ich. »Ich will nicht raus, das schwöre ich. Der Wagen steht direkt vor mir, und ich werde nicht mal den Motor anlassen. Versprochen!«
»Ich weiß Ihre Kooperation zu schätzen«, sagte das Haus und verstummte. Ich wartete ein paar Sekunden darauf, ob es versuchen würde, mich wieder aus der Garage hinauszubefördern. Nichts geschah. Diesmal ging ich schneller Richtung Wagen – wenn das Haus der Meinung war, dass ich herumtrödelte, gelangte es vielleicht doch noch zu dem Schluss, dass ich fliehen wollte, und dann konnte die Situation sehr schnell sehr unangenehm werden. Der Einsatz tödlicher Gewalt durch private Überwachungssysteme ist genehmigt, seit irgendein Arschgesicht in Arizona sein Haus mit Schreckschussmunition vollgepackt hat und anschließend von einem Rudel ausgehungerter Infizierter in Stücke gerissen wurde. Seine Erben verklagten die Sicherheitsdienstfirma, die seine Verteidigungsanlagen betreut hatte, und die
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