Deadline - Toedliche Wahrheit
sagt, dass man ihre Forschung unterdrücken will‹«, antwortete ich. »Wir rufen Rick an, aber vorher müssen wir mehr in der Hand haben.«
Becks wirkte beschwichtigt. Rick Cousins war einmal einer unserer Newsies gewesen. Nun hilft er dem Präsidenten beim Regieren. Dadurch hatten wir zwar auch einen Draht zum Präsidenten, aber wenn wir verkünden wollten, dass uns der Himmel auf den Kopf fallen würde, dann brauchten wir Beweise.
»Und der Rest?«
»Um mit deiner dritten Frage anzufangen, wir erzählen es Mahir, weil er es ohnehin schon weiß, und wir erzählen es Maggie«, sagte ich. »Den Rest überlegen wir uns dann später.«
Dave runzelte die Stirn. »Warum ziehen wir Maggie mit rein?«
»Weil sie für die Fiktiven verantwortlich ist. Wenn auch nur die geringste Chance besteht, dass das eine wirklich große Sache wird und wir die gesamte Mannschaft mit ins Boot holen müssen, will ich ihr genug Zeit geben, es ihren Leuten beizubringen«, erwiderte ich.
Und außerdem ist es einfach nur anständig, sie vorzuwarnen , fügte George hinzu.
»Tja, stimmt«, brummte ich. »Das hab ich gewusst.«
Meine Truppe hatte gelernt, auf Kommentare zu meinen Unterhaltungen mit George zu verzichten. Kelly nicht. Stirnrunzelnd fragte sie: »Hast du einen Kopfhörer im Ohr?«
»Wie bitte?« Scheiße! »Äh … nicht direkt.«
»Mit wem redest du dann?«
Es gab keinen Fluchtweg außer den nach vorne. Schulterzuckend sagte ich: »Mit Georgia.«
Kelly zögerte, und die Gefühle jagten nacheinander über ihr Gesicht wie eine Bande Zombies, die hinter einem Jagdtrupp der Regierung her ist. Schließlich gab sie sich mit der denkbar einfachsten Antwort zufrieden: »Ich verstehe.«
Der Drang, die Sache offen auszutragen, war fast unbezwingbar. Normalerweise ließ ich die Sache nicht auf sich beruhen, wenn Leute mich mit diesem Ausdruck im Gesicht ansahen, dieser schrecklichen Mischung aus Überraschung, Entsetzen und Mitleid. Vor sechs Monaten hätte ich mich wahrscheinlich nicht beherrschen können. Vor sechs Monaten habe ich noch sehr viel weniger klar gedacht. Vielleicht bin ich verrückt. Aber ich habe vor, die Sorte Verrückter zu sein, die sich so lange zusammenreißt, bis sie schließlich völlig durchdreht und alles zum Teufel schickt.
»Jeder hat seine eigene Art, mit so etwas umzugehen«, sagte ich kurz angebunden. »Dave, ist Maggie online? Wir können sie hier und jetzt zuschalten.«
»Negativ«, sagte er, ohne zu zögern. Ich bedachte ihn mit einem neugierigen Blick. Er zuckte mit den Schultern. »Sie hatte gestern Abend eine Filmparty. Sie dürfte erst in ein paar Stunden auf sein.«
»Ist sie wirklich rein nachtaktiv, oder versucht sie nur, sich ein entsprechendes Verhalten anzutrainieren?«, fragte Becks. Mit einem Blick in meine Richtung fügte sie hinzu: »Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich damit wohlfühle.«
»Damit, dass wir es Maggie sagen?«
»Damit, dass wir es nicht auch allen anderen sagen.«
»Wie viele Leute arbeiten für unsere Website?«
Becks zögerte. »Äh … ich bin mir nicht sicher.«
»Deshalb müssen wir es so machen, weil ich es nämlich ganz spontan auch nicht weiß .« Ich zeigte auf den Servercomputer. »Wie Dave meinte, wir sind nicht mehr nur ich und eine Truppe, die in einen Sendewagen passt; wir sind ein Unternehmen. Weißt du, warum es immer wieder Fälle von Industriespionage gibt, egal, wie schwer sie bestraft wird?«
»Weil die Leute gierig sind?«, riet Alaric.
»Weil sie aufgrund unzureichender Daten zu Fehleinschätzungen gelangen?«, sagte Kelly.
»Weil es ihnen irgendwann egal ist«, sagte Dave.
Ich zeigte auf ihn. »Gebt dem Mann eine Medaille! Irgendwann ist es einem egal. Wenn man erst einmal den Punkt erreicht, an dem man mit so vielen Leuten zusammenarbeitet, dass man mit ihnen nicht mehr gemütlich einen trinken gehen kann, dann scheißt man irgendwann auf alles. Und dann sickert die Politik unweigerlich rein. Vertraue ich allen, die täglich für uns arbeiten? Ja. Ich vertraue darauf, dass jeder unserer Irwins mir in einem Feuergefecht den Rücken deckt, und darauf, dass jeder unserer Newsies unter Berücksichtigung seiner registrierten Standpunkte die Wahrheit sagt. Aber wenn wir mit einem Leckerbissen von einer Story vor ihrer Nase herumwedeln, wie zum Beispiel: ›Die Seuchenschutzbehörde hat illegale Klone, und ihre tote Wissenschaftlerin ist überhaupt nicht tot, ach ja, vielleicht gibt es da eine Verschwörung, die die Forschung in eine
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