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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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hell, aufgeweckt, eine Stimme wie tausend andere. Vielleicht hatte ich schon mit ihm gesprochen, vielleicht auch nicht. Die Bürokräfte bei der Seuchenschutzbehörde schienen dazu ausgebildet zu werden, so austauschbar wie möglich zu sein.
    »Ist Dr. Wynne zu sprechen?«
    »Dr. Wynne hat darum gebeten, heute nicht gestört zu werden.«
    »Und warum das?«
    »Es gab kürzlich einen Personalwechsel, und er versucht gerade, die Aufgaben in seiner Abteilung neu zu verteilen«, sagte der Rezeptionist keck.
    Das war die gefühlloseste Art, über einen Todesfall zu sprechen, die ich je gehört hatte. Ich verdrehte die Augen. »Sagen Sie ihm, dass Shaun Mason dran ist, um ihm sein Beileid zu seinem Verlust auszusprechen.«
    »Einen Moment bitte.« Es klickte in der Leitung, und mit einem Mal drang die Fahrstuhlmusikversion von irgendeinem blutarmen Pop-Hit aus der alten Zeit aus dem Hörer. Dadurch, dass der Text und ein Großteil der Bässe fehlten, wurde der Song sogar besser.
    Dave und Alaric stellten sich neben mich, ein psychologischer Beistand und wohl auch, um mithören zu können. Der Lautsprecher sandte die angestrengte, blecherne Musik durch den Raum, und anschließend, als die Musik abbrach, die erschöpfte Stimme von Dr. Joseph Wynne mit ihrem Südstaatenakzent. »Shaun. Ich habe mich schon gefragt, wann Sie anrufen würden.«
    »Ich bin noch dabei, die Neuigkeiten zu verarbeiten. Wie kommen Sie zurecht?«
    »Ach, so gut wie man es wohl erwarten darf, schätze ich.« Wer Kelly für tot hielt, hätte seinen angespannten Tonfall wohl als Zeichen von Kummer gedeutet. Doch da Kelly sich derzeit in der Nachbarwohnung aufhielt und Becks Bereiche ihres Körpers zeigte, die normalerweise nur ihre Gynäkologin zu Gesicht bekam, erkannte ich seinen Unmut als das, was er war: als Angst.
    Ich redete mit einem Mann, der außer sich vor Furcht war.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Das wissen wir leider noch nicht so recht. Hier sind ein paar Leute von der Außenstelle in Atlanta, die die Aufzeichnungen unserer Überwachungskameras durchgehen und die gesamte Anlage überprüfen. Eigentlich hätte niemand dazu in der Lage sein sollen, so weit ins Gebäude vorzudringen, aber irgendwie ist es ihnen trotzdem gelungen.«
    »Es tut mir so leid«, sagte ich, während Dave und ich einander zunickten. Es war taktisch klug gewesen, einen reichlich verwickelten Einbruch zu inszenieren und die Sicherheitsleute damit zu beschäftigen, den Hergang auseinanderzunehmen, damit sie sich »Kelly« nicht zu genau ansahen, solange sie noch in der Leichenhalle lag. Ihre Leiche würde praktisch umgehend eingeäschert werden – vielleicht hatte man sie sogar schon verbrannt, je nachdem, was ihre Familie sich wünschte – , womit jede Chance, sie als Klon zu identifizieren, dahin sein würde. Natürlich würde Dr. Wynne geliefert sein, falls herauskam, dass es ein inszenierter Einbruch gewesen war, aber Kelly wäre in Sicherheit.
    »Ich stehe immer noch ein bisschen unter Schock«, sagte er. »Ich sage es nicht gerne, Shaun, weil ich weiß, dass das für Sie nach wie vor eine offene Wunde ist, aber es ist wie damals bei Georgia.«
    Scheiße! , zischte George.
    »George?«, erwiderte ich automatisch.
    Zu meinem Glück gehörte Dr. Wynne zu den wenigen Menschen in meinem Bekanntenkreis, bei denen die Nachricht, dass ich nicht mehr alle beisammenhatte, noch nicht angekommen war. Das hatte er mit meinen Eltern gemeinsam. »Es kam so verdammt plötzlich, als wir sie verloren haben.« Ohne zu stocken, setzte er das Gespräch fort.
    Er teilt dir gerade mit, dass es eine Notevakuierung war, du Volltrottel , sagte George. Sie weiß es vielleicht nicht, aber er hat sie da rausgebracht, um ihr das Leben zu retten. Himmel, ich wünschte, du könntest ihn irgendwie fragen, ob er sicher ist, dass niemand sie verwanzt hat.
    »Äh, ja«, sagte ich. »Das war es wirklich. Hätte man irgendwie vorausahnen können, dass so etwas passieren würde?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Dr. Wynne schnell. Nicht schnell genug. Ich hörte sein Zögern, diesen Sekundenbruchteil der Unsicherheit, der mir all das sagte, wovon ich gehofft hatte, dass ich es nicht würde erfahren müssen. Nahm er an, dass er Kelly sauber da rausgebracht hatte? Ja, denn wenn nicht, dann hätte er es nicht riskiert, sie zu uns zu schicken. Aber war er sich seines Erfolgs dabei absolut und hundertprozentig sicher?
    Nein, das war er nicht.
    »Lassen Sie es uns wissen, falls wir hier irgendetwas tun

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