Deadline - Toedliche Wahrheit
anschließend nicht mehr von ihren Erfahrungen.
Es gibt eine richtige Zeit und einen richtigen Ort dafür, über das Leid anderer zu lachen. Das hier war weder das eine noch das andere. »Wir machen, dass wir wegkommen«, sagte ich und ging mit großen Schritten zu Dave rüber. »Wie ist die Lage im Parkhaus? Kommen wir an die Autos ran, oder sind wir schlicht und einfach am Arsch?«
»Sie haben die Sicherheitsleute erledigt, aber wegen der automatischen Verriegelung sind sie nicht reingekommen«, berichtete Dave, ohne den Blick vom Monitor zu wenden. Seine Finger huschten über die Tastatur vor ihm und die links und rechts daneben wie die eines Pianisten im Konzert, ohne aus dem Takt zu kommen. Über die Monitore, die zu den seitlichen Tastaturen gehörten, flackerten die Fenster und Codezeilen so schnell, dass ein beinahe stroboskopartiger Eindruck entstand. All das schien Dave nicht zu stören. Er war in seinem Element, hier war er der König. »Der Tunnel ist frei – fürs Erste. Zu den automatischen Verteidigungssystemen des Gebäudes gehören Desinfektionsmittel und Säureduschen. Es ist mir gelungen, die Säure abzuschalten. Die Desinfektionsmittel kriege ich nicht raus.«
»Dafür gibt es Gasmasken und Schutzbrillen. Bist du dir sicher, dass nichts im Parkhaus ist?«
»Wir müssten freie Bahn zum Wagen haben.« Seine Hände wurden nicht mal langsamer. »Die äußere Begrenzung wurde noch nicht durchbrochen. Ich würde sagen, wir haben fünfzehn Minuten, wenn sie weiter so gegen die Türen bollern. Zehn Minuten, falls jemand gebissen wird, Panik kriegt und mit dem Auto einen der Sicherungskästen auf der Straße rammt.«
»Wie wahrscheinlich ist das?«
»Macht hin!«
»Verstanden.« Ich drehte mich um. »Alaric, Becks, wie weit seid ihr?«
»Fast fertig.« Becks warf mir eine Handgranate zu, die ich an meinen Gürtel klemmte. »Wir könnten uns den Weg freisprengen, aber … «
»Aber wir müssen davon ausgehen, dass die gesamte Bevölkerung Oaklands uns fressen will. Schon klar. Alaric, wie sieht’s mit unseren Gasmasken aus?«
»Gut.« Er blickte mit gerötetem Gesicht auf. »Kelly, welchen Waffenschein hast du?«
Sie erbleichte. »Ich … für die Laborarbeit war das nicht so wichtig, deshalb habe ich mich nicht … «
Alle hielten in dem, was sie taten, inne, um sie anzustarren. Selbst Daves Finger verharrten. Die Schreie und Sirenen von draußen wirkten lauter, nun da unser eigener Lärm sie nicht mehr übertönte.
»Bitte sag nicht, dass er abgelaufen ist«, sagte ich leise.
»Für die Laborarbeit habe ich ihn nicht gebraucht«, sagte sie. Ihre Stimme war praktisch ein Flüstern.
Ich musste nicht fluchen. Das übernahm George für mich, laut und hingebungsvoll. Es spielte keine Rolle, dass niemand sonst im Zimmer sie hören konnte. Mir ging es dadurch besser, und im Moment interessierte mich alles andere einen Scheißdreck. »Dann liegen die Dinge anders«, sagte ich. »Alaric, du bleibst bei Kelly. Wo immer sie hingeht, gehst auch du hin. Und Kelly, kein Gejammer, es gibt ohnehin keine Pinkelpausen bei einem Zombieausbruch.«
Becks schaute mich mit gehobenen Brauen an.
»Du hast anderes zu tun.« Während ich redete, begann Dave wieder zu tippen. Das Geräusch dämpfte das Geschrei von draußen. Ich zeigte auf den Waffenhaufen und sagte: »Staffier dich aus, nimm mit, was du brauchst, und kümmer dich ums Parkhaus! Ich will, dass der Tunnel vollständig gesichert ist, und ich will, dass alle Fahrzeuge gründlich durchsucht werden, bevor wir von hier verschwinden. Du nimmst den Wagen.«
Sie riss die Augen auf, als ihr die unausgesprochene Bedeutung meiner Worte klar wurde. »Oh nein!«
»Oh ja!«
»Shaun, du fährst nicht mit dem Motorrad durch einen Ausbruch. Das ist mehr als dumm, es ist lebensmüde.«
»Ihr sagt doch alle seit Monaten, dass ich lebensmüde bin, also ist es wohl an der Zeit, dass ich euch beweise, wie recht ihr habt.« Ich schüttelte den Kopf. »Mein Entschluss ist nicht verhandelbar. Macht euch bereit und setzt euch in Bewegung! Alaric, sobald du mit der Munition so weit bist, geh rauf aufs Dach und schau nach, ob dort Nachbarn von uns sind und ob von irgendwelchen Gebäuden in der Nähe Leute per Hubschrauber evakuiert werden. Sobald ihr euch ein Bild von der Lage gemacht habt, stoßt ihr unten bei der Tür zum Parkhaus wieder zu uns.«
»Alles klar«, sagte er mit einem Nicken. Er stellte meine Befehle nicht infrage und machte auch keinen Versuch, Kelly
Weitere Kostenlose Bücher