Deadline - Toedliche Wahrheit
ein perfekter Todesschacht«, fügte Dave hinzu. »Wenn dort unten etwas ist, dann wird Becks es wahrscheinlich beseitigen, bevor sie zurückkommt. Wenn nicht, dann vergewissert sie sich, dass wir es lebend aus dem Parkhaus schaffen können.«
»Genau genommen steht sie direkt hinter dir.«
Beim Klang von Becks Stimme drehten wir uns alle um. Sie stand in der Tür. Ihre Miene war grimmig, und sie verbreitete den Geruch von Schießpulver. Ich hob fragend die Brauen. Becks hielt einen eingetüteten Bluttest in die Höhe, dessen Lichter grün leuchteten, und warf ihn neben die Sondermülltone auf den Boden. Das war schon für sich genommen eine Antwort: Sie hätte niemals die Regeln zur Entsorgung von Sondermüll missachtet, wenn ihrer Meinung nach für uns auch nur die geringste Chance bestanden hätte hierzubleiben.
»Drei Wachtposten und zwei Zivilisten, die keinen guten Grund hatten, sich dort aufzuhalten, allesamt infiziert. Keiner ist näher als drei Meter an mich rangekommen. Ansonsten ist das Parkhaus sauber und unsere Fahrgelegenheit einsatzbereit.«
»Hervorragend.« Ich ließ meinen Blick ein letztes Mal durch die Wohnung schweifen, auf der Suche nach Dingen, die wir möglicherweise vergessen hatten. Unsere Ausrüstung für den Fall eines Ausbruchs steht seit jeher gut gewartet bereit. Aber das hilft nicht gegen das Gefühl, dass man etwas Wichtiges übersehen hat. »Schnappt euch eure Gasmasken und Schutzbrillen, Leute! Wir machen uns davon.«
Es dauerte nur ein paar Minuten, uns für den Weg durch einen Tunnel einzukleiden, der jederzeit mit scharfen Desinfektionsmitteln geflutet werden konnte. Dem Himmel sei Dank für den besten der Menschheit bekannten Motivator – Panik. Kelly wirkte seltsamerweise ruhiger, als sie erst einmal eine Schutzbrille anhatte und ihre Gasmaske ihr vor der Brust baumelte, von wo aus sie sich jederzeit über Mund und Nase befestigen ließ. Vielleicht erinnerte es sie an ihre Zeit bei der Seuchenschutzbehörde, wo jeder »Ausbruch« eine sorgfältig vorbereitete und sogar noch sorgfältiger kontrollierte Angelegenheit war. Früher oder später würde sie über diese Vorstellung hinwegkommen müssen, doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Wenn sie besser die Ruhe bewahren konnte, solange sie so tat, als handelte es sich bloß um eine Übung, dann war ich der Letzte, der ihr die Illusion rauben würde.
Wir verließen die Wohnung in Karo-Formation. Ich ging vorne und Kelly bildete die Nachhut, während Dave und Alaric Kelly flankierten, die in der Mitte ging. Wenn sonst noch irgendwer im Gebäude war, dann zeigte er sich auf unserem Weg nach unten nicht. So ist es auch richtig, wenn man sich inmitten eines Ausbruchs befindet und keinen Fluchtweg hat: Man bleibt, wo man ist, verhält sich still und wartet auf die freundlichen Herren mit den Waffen, die einen retten kommen. Manchmal kommen sie sogar rechtzeitig.
Wir waren das letzte Treppenstück halb herunter, als das Sirenengeheul sich änderte. Anstelle eines anhaltenden Lautes erklang nur eine Reihe durchdringender Fliegeralarmtöne wie von einer tollwütigen Autoalarmanlage. Alaric stolperte und stieß Kelly an, sodass sie gegen Becks prallte und die drei beinahe der Länge nach hinschlugen. Ich sprang schnell zwei Stufen tiefer, um die Bahn frei zu machen, und drehte mich dann zu den anderen um.
Das klingt nicht gut.
»Ich weiß«, brummte ich und sagte dann lauter: »Dave? Was ist da los?«
Dave hätte genauso gut eine Salzsäule sein können. Er stand erstarrt da, die Augen in dem bleichen Gesicht waren weit aufgerissen. Meine Frage holte ihn zurück in die Gegenwart. Er blinzelte ein paarmal, schüttelte den Kopf und zog seinen Organizer aus der Tasche. Mit zitternden Fingern tippte er etwas ins Display.
»Wir sollten weiter«, sagte Becks.
»Wir sollten abwarten«, antwortete ich.
»Wir sollten beten«, sagte Dave mit einem Blick nach oben. »Dieser Häuserblock wurde für verloren erklärt.«
Alaric schloss die Augen. Becks begann, ausdauernd in einer Mischung aus Englisch, Französisch und einer Sprache, die wie Deutsch klang, zu fluchen. Selbst George mischte mit und steuerte aus meinem Hinterkopf ein paar besonders erlesene Flüche bei. Nur Kelly schien von der plötzlichen Besorgnis unserer Gruppe unberührt. Süße Unwissenheit.
»Was bedeutet das?«, fragte sie. »Warum bleiben wir stehen?«
»Das bedeutet, dass sie Salz auf die Felder streuen«, sagte Becks und fluchte anschließend
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