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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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gerne andere Menschen, also übernahm ich das für sie. Sie mochte es nicht, wenn Menschen ihre Gefühle zur Schau stellten, also war ich der Puffer. Aber wenn sie nicht da war, wusste ich bei Gefühlssachen überhaupt nicht, wo ich anfangen sollte.
    Wir hatten immer gedacht, dass nur sie durch unsere Erziehung emotional verkümmert war. Es war komisch, jetzt festzustellen, dass wir beide irgendwie einen Schaden hatten.
    Alaric rettete die Situation für mich. Noch bevor Becks den Motor abgestellt hatte, sprang er aus dem Wagen und rannte auf Maggie zu, ohne die sie umgebenden Hunde im Geringsten zu beachten. Glücklicherweise sind Minibulldoggen schlau genug, aus dem Weg zu gehen, ehe man auf sie drauftritt. Er umfing sie mit beiden Armen und drückte sein Gesicht an ihre Schulter. Sie tat das Gleiche bei ihm, und eine Weile hielten sie einander einfach nur fest. Das war alles. Es schien zu genügen.
    Atmen , sagte George.
    »Ich versuch’s ja«, murmelte ich. Irgendwie kam ich mir vor wie ein blöder Spanner, als ich Maggie und Alaric bei ihrer Umarmung zusah. Ich wandte mich ab.
    »He«, sagte Becks, die neben mich trat. Kelly folgte ihr dichtauf. Um sich zu wärmen, hatte sie sich fest in eine der Ersatzdecken hinten aus dem Sendewagen gewickelt. Beide sahen erschöpft aus, aber Becks wirkte immerhin so, als ob sie darüber hinwegkommen würde. Die Ringe unter Kellys Augen waren erschreckend dunkel, und ihr Gesicht war bleich.
    »He«, antwortete ich, machte eine Kopfbewegung in Kellys Richtung und fügte hinzu: »Hat der Doc die Fahrt gut überstanden?«
    »Ich hab ein bisschen geschlafen«, sagte Kelly mit einer Stimme, die von weit weg zu kommen schien.
    »Nein«, sagte Becks praktisch gleichzeitig.
    »Hatte ich auch nicht mit gerechnet.« Ich warf einen Blick zu Alaric und Magdalene, die einander noch immer umklammert hielten, und sagte: »Maggie hat Emu-Hackbraten gemacht. Drinnen. Vielleicht sollten wir uns anschließen.«
    »Für mich klingt das nach einer hervorragenden Idee«, sagte Becks. »Ich hole meine Tasche.«
    Jetzt wirkte Kelly erschreckt. »Moment mal – wir bleiben hier ?«
    »Jau«, antwortete ich, drehte mich um, löste die Satteltaschen vom Motorrad und warf sie mir über die Schulter. »Willkommen in Maggies Heim für Reporter auf Abwegen und offiziell tote Seuchenschutzmitarbeiter!«
    »Aber hier ist es nicht … es ist nicht … « Sie wedelte mit den Händen in Richtung der offenen grünen Rasenfläche, mit den Inseln aus scheinbar ungepflegten, undurchdringlichen Sträuchern und den Bäumen draußen hinter der Mauer »Hier ist es nicht sicher!«
    Becks und ich wechselten einen Blick. Dann brachen wir praktisch gleichzeitig in Gelächter aus. Es hatte den atemlosen, fast schon hysterischen Klang völliger Erschöpfung, aber trotzdem fühlte es sich verdammt gut an, überhaupt über etwas lachen zu können. An diesem Punkt war es ziemlich egal, über was.
    Kelly schaute zwischen uns hin und her und riss die Augen auf. Erst wirkte sie verblüfft, dann verärgert. »Was ist?«, wollte sie wissen. »Worüber lacht ihr?« Das brachte uns nur noch mehr zum Lachen, bis ich mich fast schon krümmte und Becks sich die Hände vors Gesicht hielt. Selbst George lachte mit, ein unheimliches, asynchrones Echo in meinem Kopf. Alaric und Magdalene achteten nicht auf uns. Sie waren ganz in ihrem Kummer gefangen.
    Becks riss sich zuerst zusammen. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und sagte: »Ach, Shaun, anscheinend hat niemand daran gedacht, dem Doc zu sagen, wohin genau wir unterwegs sind.«
    »Sieht ganz danach aus.« Ich straffte meine Schultern, wandte mich mit erzwungener Nüchternheit Kelly zu und sagte: »Doc, wir haben das Glück, uns an der Gastfreundschaft von Miss Magdalene Grace Garcia erfreuen zu dürfen.«
    »Bitte klau nicht das Tafelsilber«, fügte Becks hinzu.
    Kelly klappte die Kinnlade herunter.
    Während Kellys Familie für viele der medizinischen Fortschritte der letzten 25 Jahre verantwortlich zeichnete, hatte Maggies Familie diese Forschung erst möglich gemacht. Vor dem Erwachen hatten ihre Eltern massiv in Software investiert. Ihre Firma hatte bereits Millionen gemacht, als die Toten sich zu erheben begannen. Da sie nicht dumm waren, erkannten sie, was die Zukunft bringen würde: Entweder es würden alle sterben, womit Geld eine überholte Idee geworden wäre, oder wir würden die Infizierten zurückdrängen und die Leute würden anfangen, sorgfältig auf ihre

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