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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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näher. Ich seufzte. »Irgendetwas übersehe ich. Ich weiß, dass ich etwas übersehe.«
    Sei nicht so hart zu dir , sagte George. Du bist müde .
    »Du hast leicht reden«, blaffte ich ungehalten. Dann erstarrte ich und warf einen wachsamen Blick in Maggies Richtung. Ich rechnete damit … ich weiß nicht, womit ich rechnete. Der Umstand, dass ich nach wie vor mit meiner Schwester redete, löst eine Menge Reaktionen bei den Leuten aus. Die meisten davon sind nicht besonders positiv.
    Maggie fiel etwa in die Mitte des Spektrums. Den Kopf etwas zur Seite geneigt, musterte sie mich nachdenklich. »Sie redet wirklich mit dir, nicht wahr?«, fragte sie. »Es ist nicht nur so, dass du mit ihr redest. Sie antwortet .«
    »Zum Teufel noch mal, in fünfzig Prozent der Fälle fängt sie an«, sagte ich wie zu meiner Verteidigung. »Ich weiß auch, dass es seltsam ist.«
    »Nun ja, seltsam ist es. Technisch gesehen ist es sogar verrückt. Aber wer bin ich, mir ein Urteil anzumaßen?« Maggie zuckte mit den Schultern. »Ich lebe in einem Haus, das den meisten Leuten wie die Kulisse aus einem Horrorfilm vorkommen würde, mit einer Armee von Ninja-Leibwachen und ein paar Dutzend epileptischen Hunden, die mir Gesellschaft leisten. Ich glaube kaum, dass ich entscheiden kann, was ›seltsam‹ ist.«
    Das ist ja mal was Neues , sagte George verblüfft.
    »Sag bloß«, brummte ich und fügte etwas lauter hinzu: »Das ist, äh, mal was anderes.«
    »Du weißt wenigstens, dass du verrückt bist. Das bedeutet, dass du das Potenzial hast, wieder gesund zu werden.«
    Ich zögerte. Eine Menge Leute behaupten, dass meine standhafte Weigerung, George aufzugeben, bedeutet, dass ich niemals über sie hinwegkommen werde. In gewisser Weise hoffe ich, dass sie damit recht haben. Ich will nicht über sie hinwegkommen. »Tja, hm, danke«, sagte ich. Ausgesprochen klangen die Worte sogar noch lahmer als in meinem Kopf.
    Maggie schien das nicht aufzufallen. Mit wehmütiger Miene ließ sie den Blick durch die dunklen Ecken des Raums schweifen. »Ich wusste, dass Dave mich geliebt hat«, sagte sie betont beiläufig. Was auch immer sie sagen wollte, sie würde es nicht davon abhängig machen, ob ich ihr die richtigen Stichworte lieferte. Ich war für sie ein Zuhörer, kein Gesprächsteilnehmer. »Aber Buffys Tod hat mir immer noch zu schaffen gemacht, und Dave und ich, wir … wir schlichen auf diese komische Art umeinander herum, als müssten wir erst jede einzelne Dialogzeile ausknobeln, bevor wir mit dem Film anfangen könnten. Ich wusste es, und er wusste es, und wir haben nicht das Geringste unternommen.« Sie schniefte. Ein leises Geräusch, das mir in der plötzlichen Stille laut vorkam. »Als hätten wir gedacht, dass alles perfekt sein müsste, um zu funktionieren. Wie in einer Geschichte.«
    Ich wollte etwas erwidern, aber es gab nichts zu sagen. Also saß ich regungslos da. Nur meine Finger, in denen ich noch immer Kellys Aktenmappe hielt, zuckten leicht. Ich wollte den Arm nach ihr austrecken, sie bei der Hand nehmen. Nur dass ich wusste, dass es nicht ihre Hand war, die ich wollte – die Hand, um die es mir ging, bestand nur noch aus Asche und Knochensplittern, die ich über dem Highway1 inKalifornien verstreut hatte. Deshalb blieb ich reglos.
    »Warst du jemals verliebt?« Maggie schaute wieder zu mir. Das schwache Licht glänzte in den Tränen, die ihr über die Wangen liefen.
    Auf diese Frage gibt es einfach keine gute Antwort. Ich versuchte nicht mal, eine zu finden, sondern zuckte bloß mit den Schultern.
    »Liebe ist scheiße«, sagte Maggie und erhob sich. »Jeder, in den ich mich verliebe, stirbt. Versuch, heute Nacht ein bisschen zu schlafen, okay, Shaun? Und … danke fürs Zuhören! Ich kann das nicht ins Netz stellen.« Ihr leises Lachen wurde fast zu einem Schluchzen. »Immer wenn ich von einer echt tragischen Liebesgeschichte erzählen könnte, kann ich irgendwie nicht darüber bloggen. Es wäre nicht fair gegenüber Buffy gewesen, und diesmal ist es nicht fair gegenüber Dave. Es … heutzutage gibt es nur noch so weniges, was privat bleibt.«
    »Ja«, sagte ich und schluckte das trockene Gefühl in meiner Kehle hinunter. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er wusste, dass du ihn auch geliebt hast. Er hatte sich dieses Heimkino auf dem Dach eingerichtet … «
    »Ich weiß.« Ihr Lächeln war kurz angebunden, aber ehrlich. »Schlaf ein bisschen! Morgen wird auch kein besserer Tag.«
    Schlimmer kann’s nicht werden , brummte

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