Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
Vom Netzwerk:
sie hat einige faszinierende Immunreaktionen gezeigt. Wenn wir bloß herausfinden können, warum bei Cephalopoden die Infektion nicht ausbricht, dann könnten wir sehr viel mehr über den Aufbau der Viren lernen.«
    »Moment mal, soll das heißen, dass ihr hier tatsächlich versucht, neue Varianten des Virus zu entwickeln?« Kelly schaute sie mit vor Verblüffung weit aufgerissenen Augen an, als ob sie sich im Traum nicht vorstellen könnte, warum man so etwas tun sollte.
    Dr. Abbey wandte ihre Aufmerksamkeit von der Krake ab – die nun versuchte, ihren Arm ganz ins Aquarium hinabzuziehen – , und warf Kelly einen verärgerten Blick zu. »Was dachtest du denn, was wir hier machen? Tomaten anbauen und davon faseln, wie schön alles wird, wenn der Seuchenschutz sich endlich mal die Zeit nimmt, uns alle zu retten?« Langsam entwand sie der Krake ihren Arm, ohne dabei den Blick von Kelly abzuwenden. »Also bitte! Willst du mir hier wirklich mit ethischen Grundsätzen kommen und mir erzählen, dass ihr kein bisschen an der Struktur des Virus gewerkelt hättet?«
    Kelly biss sich auf die Unterlippe und wandte den Blick ab.
    »Dachte ich mir.« Dr. Abbey zog die Hand aus dem Behälter und schloss den Deckel wieder. Die Krake ließ sich in einem Wirbel von Fangarmen auf den Grund absinken. Sie schien zu schmollen. »Bitte hier entlang, wir stehen kurz vor dem Ende unserer kleinen Führung. Inzwischen solltet ihr alle nötigen Informationen haben.« Sie wandte sich ab und schritt steif voran.
    »Meinst du, wir sollten mitgehen?«, fragte Alaric halblaut.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob Joe uns überhaupt eine Wahl lässt.« Ich warf einen Blick auf die Dogge. Die saß ruhig hinter uns und versperrte den einzigen anderen Ausweg aus dem schmalen Durchgang. »Außerdem sind wir jetzt schon mal hier. Willst du nicht rausfinden, welches große Geheimnis die Zauberin von Oz uns erzählen will?«
    »Vielleicht will sie dir ein Gehirn schenken«, erwiderte Becks trocken.
    »Wenn sie das macht, dann hoffe ich, dass du ein Herz bekommst«, antwortete ich und ging los.
    Hinter mir sagte Alaric beinahe wehmütig: »Ich will einfach nur nach Hause.«
    Kelly und Maggie sagten überhaupt nichts. Aber sie folgten mir, und das war schon mehr, als ich verlangen konnte.
    Dr. Abbey wartete am anderen Ende des Durchgangs vor einem breiten Fenster aus Sicherheitsglas, das den Blick auf etwas freigab, bei dem es sich offenbar um einen Stufe-4-Reinraum handelte. Die Menschen darin trugen Schutzanzüge, die durch dicke Schläuche mit den Wänden verbunden waren, und ihre Gesichter waren unter den schweren, raumhelmartigen Kopfbedeckungen verborgen, die schon lange vor dem Erwachen in allen virologischen Hochsicherheitseinrichtungen zur Standardausstattung gehört hatten. Mit den Händen in den Kitteltaschen schaute Dr. Abbey durch die Scheibe. Sie drehte sich nicht um, als wir uns näherten. Als Joe neben ihr zum Stehen kam, zog sie eine Hand aus der Tasche und legte sie ihm auf den Kopf.
    »Vor sechseinhalb Jahren habe ich damit begonnen, dieses Labor aufzubauen«, sagte sie. »Seitdem warte ich auf euch – oder auf jemanden wie euch. Warum habt ihr so lange gebraucht? Warum seid ihr nicht schon vor Jahren aufgetaucht?«
    »Ich wusste nicht mal, dass es dich gibt«, antwortete ich. »Ich begreife das Ganze immer noch nicht richtig.«
    Doch, das tust du , sagte George. Ihre Stimme klang leise, niedergeschlagen, beinahe verängstigt.
    »George?«, fragte ich. Mein eigener Tonfall klang fast genauso wie ihrer.
    »Wir sollten gehen«, sagte Kelly, die plötzlich beunruhigt klang. Sie nahm mich am Arm. Ich schaute auf ihre Hände hinab, doch sie ließ nicht los. »Oder wir fragen sie nach ihrer Forschung. Du weißt schon, nach der Forschung, wegen der wir hergekommen sind.«
    »Dr. Abbey?«, fragte Alaric. »Was geht hier vor? Was macht ihr hier? Warum hast du deinen Hund mit Reservoirkrankheiten infiziert, und was soll das heißen, dass er keine Virenvermehrung erleiden kann? Und was hat all das mit dem Tod von Menschen zu tun, die von Natur aus an Reservoirkrankheiten leiden?«
    »Das Kellis-Amberlee-Virus war ein Unfall«, sagte Dr. Abbey, die nach wie vor durch das Sicherheitsglasfenster schaute. Langsam bewegte sie die Hand über den Kopf ihres Hundes und streichelte ihn zwischen den Ohren. »Es hätte niemals existieren sollen. Die Kellis-Grippe und Marburg Amberlee waren beides gute Ideen. Sie wurden nur nicht sorgfältig genug im Labor

Weitere Kostenlose Bücher