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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Reisende vertrieben sich bereits die Morgenstunden mit einem Drink, aber Huren waren keine da – außer einer, die auf dem Klavier schlief – und auch keine Spieler. Die Worte des Hurentreibers konnte man in jeder Ecke des Raums hören.
    Charley ging zur Theke. »Ich erinnere mich nicht an Ihren Namen«, sagte er zum Hurentreiber.
    »Al Swearingen«, antwortete der Hurentreiber. »Wir haben uns auf dem Planwagentreck kennengelernt, mit dem du hergekommen bist.«
    »Ich habe nicht vergessen, wo wir uns begegnet sind«, sagte er, »und auch nicht die Begleitumstände. Nur Ihren Namen, den hatte ich vergessen.«
    »Swearingen«, sagte er. »Mir gehört das
Gem
und jedes einzelne Mädchen hier.« Er lächelte, und Charley musste daran denken, wie sein Bart ausgesehen hatte, immer noch feucht vom Glibber des Jungen. Er schob diesen Gedanken beiseite. Schließlich hatte er letzte Nacht schon mehr als genug über Glibber nachgedacht. »Und Wild Bill ist jetzt auch nicht mehr da, um dich zu beschützen.«
    Charley zog das Messer mit dem Perlmuttheft aus seinem Gürtel und hielt es seitlich vor die Nase des Hurentreibers. Eine halbe Minute lang bewegte sich nichts außer seiner Gurgel. »Ich sage das jetzt nur ein einziges Mal, Mr. Swearingen. Verlangen Sie nie wieder etwas von mir, solange ich ein zerknittertes Hemd trage. Ich will nicht von einem Hurentreiber angesprochen werden, bevor ich ein Bad genommen und frische Kleidung angelegt habe, damit man uns auseinanderhalten kann.«
    Der Hurentreiber sagte nichts darauf, und Charley ließ ihn stehen.
    Er verließ das
Gem
und ging zu seinem Camp. Nichts war angerührt worden, und der Junge war immer noch verschwunden. Aber er wollte sich nicht länger mit dem Jungen oder anderen familiären Verwirrungen aufhalten. Er nahm seinen Waschbeutel und ein sauberes Hemd und marschierte zum Badehaus. Dabei dachte er an Mrs. Langrishe.
    Nach ausgiebigem Alkoholgenuss trotzte sein Pimmel Vernunft und Anstand.
    Der Flaschenfreund nahm Charley einen Dollar ab und sah ihm beim Ausziehen zu. Die blauen Flecken schlugen ihn in ihren Bann. Regungslos stand er mit zwei Eimern heißen Wassers da und starrte auf Charleys Brustkorb und Beine. »Was für Verletzungen sind das denn?« fragte er nach einer Weile.
    Charley setzte sich in die Wanne und wartete auf Wasser. »Bisse«, sagte er. »Und jetzt leg bitte los. Später besorge ich dir eine Flasche.«
    »Was hat Sie denn gebissen?«
    »Zähne«, erwiderte Charley. Der Flaschenfreund stellte einen der Eimer ab und leerte den anderen in die Wanne. Es war heißes Wasser, und Charley begann umgehend zu schwitzen.
    »Hitze ist das Beste für einen Trinker«, meinte der Schwachkopf. »Heißes Wasser holt das Gift aus der Haut. Was Bisswunden angeht, bin ich nicht so sicher …«
    Er schüttete den zweiten Eimer in die Wanne, und das heiße Wasser raubte Charley alle Kraft, nur nicht seinem Pimmel. Er ließ das Kinn auf die Brust sinken, schloss die Augen und stellte sich vor, von Mrs. Langrishe gebissen zu werden. Dann fragte er sich, welcher Teufel ihn wohl gerade ritt.
    »Was hat Sie gebissen?« fragte der Flaschenfreund wieder. Er brachte zwei weitere Eimer mit Wasser und kippte sie über Charleys Schultern aus.
    Charley schüttelte den Kopf. »Ich hab mich selbst gebissen«, sagte er, und dann schlug er die Augen auf und sah, wie es im Kopf des Flaschenfreunds arbeitete. »Stell’s dir nicht vor«, sagte Charley. »Hörst du mich? Stell’s dir einfach gar nicht vor …«
    »Ich kann doch nichts für das, was ich denke«, meinte der Flaschenfreund.
    »Bislang hat nicht eine Seele«, sagte Charley geduldig, »die auf diesem Planeten geatmet hat, Selbstmord begangen, indem sie sich selbst zu Tode gebissen hat.«
    »Aber Sie haben sich doch selbst gebissen«, sagte der Flaschenfreund.
    »Das war kein Selbstmord«, sagte Charley. »Das war etwas anderes.«
    Der Flaschenfreund stand über ihm, und der Schweiß lief Charley in die Augen, die zu brennen begannen, als er blinzelte. »Wie anders meinen Sie?« fragte der Flaschenfreund.
    »Es war anders«, antwortete er. »Gott ist mein Zeuge.« Dann hatte er plötzlich das Bild vor Augen, wie der Schwachkopf auf seinem Stuhl neben der Tür saß, blutend und mit einem Stück aus seiner eigenen Schulter im Mund. Dann folgte ein Bild von Mrs. Langrishe, wie sie in der gleichen Stellung auf ihm saß wie Lurline letzte Nacht.
    Der Flaschenfreund ging die letzten beiden Eimer heißes Wasser holen. »Wenn du

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