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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Gläser und kamen ans vordere Ende der Theke, um besser sehen zu können. Sie zog die Krempe ihres Huts auf Augenhöhe herunter und drehte sich zu ihnen um. Sie legte die Ellbogen hinter sich auf die Theke und ließ die Finger herabhängen, nur wenige Zentimeter über ihren Pistolen.
    Es war ein halbes Dutzend Männer, und sie kamen schrittweise näher. Der Barkeeper hielt sich zurück und lächelte, als hätte er sie erfunden. »Seht ihr? Was habe ich euch gesagt?«
    Sie nahm ihr Glas von der Theke und leerte es in einem Zug. Ohne sich umzudrehen, hielt sie es zum Nachfüllen über ihre Schulter. »Ich habe nur nach einem Hammer gefragt, Jungs«, sagte sie. »Eigentlich hatte ich nicht vor, mich von euch Schafsköpfen hier begaffen zu lassen.«
    »Sie ist es«, sagte einer von ihnen. Und sie begannen genauso zu lächeln wie der Barkeeper, und es dauerte nicht lange, da lächelte sie selbst, auch wenn sie es gar nicht wollte. »Hab gehört, du warst am Abend vor Little Big Horn mit Custer zusammen«, sagte einer von ihnen.
    Sie kratzte sich am Kopf. »Kann ich nicht sagen«, sagte sie. »Könnte stimmen, könnte aber auch eine Nacht danach gewesen sein.« Sie stürzte das aufgefüllte Glas herunter, und es fühlte sich allmählich gut an, überall, nur nicht in ihrem Bein. Sie ging von der Theke zu einem Stuhl und ließ ihren Fuß von den Männern auf einen anderen Stuhl legen. Als sie Linderung verspürte, merkte sie, dass sie zu schwitzen begann. Und fragte sich, ob sie das Krankenhaus vielleicht verlassen hatte, bevor sie so weit war.
    »Ich hab gehört, du warst auch mit Wild Bill zusammen«, sagte einer von ihnen. Sie waren ihr an den Tisch gefolgt, als gebe es etwas, das sie haben wollten.
    »Ich und Bill, wir sind dicke wie nur was«, sagte sie.
    Einer der Gäste sagte, er habe verschiedene Geschichten darüber gehört, was passiert sei.
    Da spürte sie es kommen. »Was für Geschichten?«
    »Ich hab gehört, Bill hätte die Familie des Mannes unten in Kansas abgeknallt«, sagte der Mann, »und dann hab ich gehört, der Mann hätte nicht den geringsten Anlass gehabt, hätte sich aus schierer Bosheit angeschlichen und sein Vorhaben in die Tat umgesetzt.«
    »Was sagst du da?«
    »Nur, was ich gehört hab, wie’s passiert ist.«
    Sie setzte sich auf und kniff die Augen zusammen. Ihr war schwindelig, weil sie zu lange im Bett gelegen hatte.
    »Wie er umgebracht wurde«, sagte der Mann. »Du wusstest doch, dass er umgebracht wurde, oder nicht? Wo du doch so dicke mit ihm bist, da dachte ich, du hättest es gewusst …«
    Janes Hut war zurückgerutscht, und sie zog ihn wieder herunter, tief über die Augen, so wie sie es mochte.
    »Dicke? Scheiße, Wild Bill Hickok war mein Mann.« Und als sie diese Worte aussprach, spürte sie, dass ihr die Stimme versagte.
    Sie hatte vor, ihr Pferd zu holen und noch am selben Nachmittag nach Deadwood zu reiten. Die Indianer waren ihr egal. Auf ihrer Krücke ging sie zu einer Pferdestation abseits der Dakota Street und erkundigte sich dort nach dem Tier. »Er heißt Warpaint«, sagte sie. »Ein hübscher grauer Hengst mit einem Pimmel, dass er glatt im Zirkus auftreten könnte …«
    Der Mann in der Pferdestation kannte das Pferd. »Die Tierfreunde haben ihn vor ungefähr einem Monat hergebracht«, sagte er. »Er ist gestorben.«
    »Gestorben?« wiederholte sie. »Warpaint ist auch gestorben?« Sie packte den Mann am Kragen und zog ihn dicht zu sich heran. »Woran ist er gestorben?« wollte sie wissen. »Er war bei bester Gesundheit, als ich ihn das letzte Mal gesehen hab.«
    Der Pferdemann wehrte sich nicht. »An Altersschwäche«, antwortete er.
    »Das ist eine gottverdammte Lüge«, sagte sie. »Dieser stattliche Graue war gerade mal elf Jahre alt.«
    Dem Pferdemann machte es nichts aus, ein Lügner genannt zu werden, das gehörte in seiner Branche irgendwie dazu. »Er war nicht grau, außer im Gesicht«, sagte er. »Hatte keinen einzigen Zahn mehr im Maul.«
    Sie ließ ihn los und setzte sich auf einen Heuballen. Ihr Bein tat weh, sie brauchte Morphium. »Um ehrlich zu sein«, sagte sie nach einer Weile, »ich kann mit diesem kaputten Bein sowieso nicht reiten.«
    Der Pferdemann kratzte sich am Kopf.
    »Ich bin jetzt Witwe«, sagte sie, »und muss nach Deadwood reisen, um mich zu vergewissern, dass die meinen Mann anständig beerdigt haben.«
    Er stand schweigend da und starrte ihre Krücke an. Sie fand, er sah teilnahmsvoll aus. »Vielleicht hast du von ihm gehört«, sagte

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