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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Crawford an. Sie strich den Rock über ihren Beinen glatt, während er sie geheimnisvoll anlächelte.
    »Es gibt Frauen, die können genauso viel wie ein Mann«, sagte er nach einer Weile. Sie richtete ihren Blick auf ihn, ausdruckslos und hart. Es kümmerte ihn nicht. »Ich habe bemerkt, dass Sie keinen Ehering tragen.«
    Sie blickte auf ihre Finger herab, die kurz und kräftig waren. Es gab einen Ring, einen Familienring, aber er war zu klein gewesen. Also trug sie ihn an einer Kette unter ihrer Bluse. Bill hatte ihn dort hingehängt, ein paar Minuten nach der Zeremonie. »Passt wunderbar«, hatte er gesagt. Jetzt hob sie die Hand und drückte den Ring an ihre Brust.
    »Es ist ein hartes, raues Land für eine allein reisende Frau«, sagte der Captain.
    »Ich bin auch früher schon allein gewesen«, antwortete sie.
    Die Nachricht von Wild Bills Ermordung erreichte Jane Cannary in der ersten Bar, die sie nach ihrer Flucht aus dem
Sister of Mercy Hospital
aufgesucht hatte. Es war Anfang September. Sie ging mithilfe einer Krücke und hatte nicht mehr gebadet, seit sie sich das Bein gebrochen hatte.
    Die junge Ärztin im Krankenhaus hatte ihr erzählt, dass sie auf der Main Street von einem Bullen überrannt worden sei. »Hab ich mir schon gedacht«, antwortete Jane mit einem Blick auf ihr Bein. Es war verbunden und über ein Seil an der Decke befestigt. Sie war eben erst wieder zu Bewusstsein gekommen.
    Die Ärztin hatte ihr auch erzählt, es sei eine Doppelfraktur. »Zuerst dachten wir, es hätte auch Ihren Kopf erwischt«, sagte sie.
    Jane meinte daraufhin, das sei ja zum Schreien. »Ich hab’s doppelt dick«, sagte sie und klopfte sich auf die Schädeldecke. »Der Bulle ist noch nicht erfunden, der hier durchkommt.«
    Sie lag fünf Wochen im Krankenhaus und wartete darauf, dass die Ärztin endlich ihr Bein von dem Deckenseil abschnitt. Am Schluss machte sie es selbst, mit einem Brieföffner, und humpelte dann zwei Blocks Richtung Main Street, bis sie einen Saloon fand. Sie vermutete, dass es im Krankenhausgewerbe eben so lief – wenn es einem wieder gut genug ging, dann fand man schon einen Weg, um sich aus dem Staub zu machen. Zunächst hatte sie sich für das Gewerbe interessiert, hatte die Ärztin beobachtet, nur so für sich, aber nach zwei Wochen fing es an, sich zu wiederholen, und sie begriff, dass sie alles gelernt hatte, was es zu lernen gab. Beim ganzen Rest ging es nur noch darum, auf die Entlassung zu warten. Darum und um die Heilung. Der Bruch befand sich direkt oberhalb des Knies, und manchmal hatte sie nachts das Gefühl, als spüre sie dort drinnen ein winziges Hämmern. So als würde etwas repariert werden.
    Und das war auch das Erste, was sie den Leuten erklärte, als sie den Saloon an der Main Street betrat. »Der menschliche Körper«, sagte sie zu dem Barkeeper, »ist der einzige richtige Doktor, den es gibt. Meiner hat Überstunden geschoben und sehnt sich jetzt nach einem Drink.«
    Innerhalb einer halben Stunde trank sie vier Whiskey, und dann fing ihr Bein an zu schmerzen. »Holt den Hammer, Jungs«, sagte sie. »Kann gut sein, dass ich einen Schlag auf den Kopf brauche.«
    Der Barkeeper interessierte sich jedoch nicht für die Heilkunst, und die Männer im Lokal machten einen Bogen um sie. Sie war es leid, darauf zu warten, bis sie erkannt wurde, und als der Barkeeper ihr ein weiteres Glas eingeschenkt hatte, da packte sie sein Handgelenk und hielt es so lange fest, bis er ihr in die Augen sah. »Hiermit übertrage ich dir die Aufgabe, mich von diesen Bullen fernzuhalten«, sagte sie.
    Der Barkeeper blinzelte und sah genauer hin. »Calamity?«
    Sie nickte und ließ sein Handgelenk los. »Ich hab gehört, du wärest wieder in der Stadt und würdest auf Bullen reiten«, sagte er. Jetzt begann er zu lächeln. »Aber es war kein Bild in der Zeitung.«
    »Ich hab’s nicht angekündigt«, sagte sie. »Manchmal kommt’s einfach so über mich, einen Bullen zu reiten, bevor die ihre Reporter zusammengetrommelt haben.«
    Der Barkeeper rief den anderen Gästen zu: »Kommt her und lernt Calamity Jane kennen.« Die anderen wechselten Blicke untereinander und blieben, wo sie waren. Jede dritte betrunkene Hure in Rapid City behauptete von sich, Calamity Jane zu sein. »Es ist die echte«, sagte der Barkeeper. »Ich hab letztes Mal ihr Bild in der Zeitung gesehen. Hat sich beim Bullenreiten auf der Main Street das Bein gebrochen. Kommt her, seht euch an, ob sie hinkt.«
    Und die anderen nahmen ihre

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