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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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darauf, erkannt zu werden. Aber erst als sie die eigentliche Stadt erreichte, traf sie jemanden, den sie kannte. Es war Sheriff Bullock, der zum Gruß an seinen Hut tippte. Sie hielt an und tippte sich ebenfalls an den Hut. »Morgen«, sagte sie. Das Wort kam langsamer heraus als geplant.
    »Miss Cannary«, sagte er. 307
    »Ich habe mich neulich verletzt und lag in Rapid City«, sagte sie, »jetzt bin ich zurückgekehrt, um zum Grab meines Mannes zu gehen.« Der Sheriff starrte zu ihr hoch und war sprachlos. »Hätte ich nicht diese Verletzung am Bein gehabt, wäre ich zur Beerdigung hier gewesen«, fuhr sie fort.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie geheiratet hatten«, sagte er. »Nicht, dass Sie nicht eine prächtige Ehefrau abgeben würden …«
    Sie lachte und spürte die über den Rücken des Pferdes fallende Sonne. »Sie haben doch von mir und Bill gewusst«, sagte sie. »Jeder wusste über uns beide Bescheid.«
    Der Sheriff war immer noch sprachlos, und offensichtlich vertraute sie nicht darauf, dass die Zeit in normaler Geschwindigkeit verstrich, sonst hätte sie abgewartet. »Ich werde jetzt um ihn trauern«, sagte sie, »und anschließend den Mörder aufspüren, damit ich nachts wieder schlafen kann, in der Gewissheit, dass Bill gerächt ist.«
    »Sie sind zu spät, Miss«, sagte er. »Jack McCall wurde in Cheyenne verhaftet und nach Yankton gebracht, wo ihm der Prozess gemacht wird.«
    Diese Nachricht traf Jane genauso hart wie der Mord selbst. »Das ist nicht richtig«, sagte sie. »Er gehört mir, ich habe in diesem Fall besondere Rechte.« Der Sheriff blickte die Straße hinauf und hinunter, als wäre es ihm peinlich, mit ihr gesehen zu werden. Sie rührte sich nicht. »Eine Witwe hat ein Vorrecht«, sagte sie.
    »Jack McCall hätte man nie erwischt, wenn er nicht so dumm wäre«, sagte der Sheriff. »Er ist nach Cheyenne und hat alle zwanzig Minuten seine alte rostige Kanone aus der Hose gezogen, und jedem, der nicht glaubte, dass er Wild Bill erledigt hatte, hat er die Kanone unter die Nase gehalten. Wie ich gehört habe, hat der Deputy ihn deshalb zweimal verhaftet, und dann hat er den U.S. Marshal geholt. Und der hat dann gesagt, vor Ort wäre kein rechtmäßiges Verfahren möglich, weswegen er ihn nach Yankton gebracht hat.«
    »Das ist nicht fair«, sagte sie.
    »So ist es aber«, entgegnete der Sheriff. »Wenn ein Mann seinen Kopf von sich aus in die Schlinge steckt, darf einem sein Hals nicht leidtun.« Der Sheriff sah, dass Jane weinte. »Kommen Sie, Miss«, sagte er, »Gesetz ist Gesetz …«
    Sie rieb sich mit dem Handrücken die Tränen vom Gesicht. »Wo ist mein Mann?« fragte sie.
    Er sah sie an und fragte sich, was er mit der Sache eigentlich zu schaffen hatte. »Am hinteren Ende des Friedhofs«, sagte er.
    »Allein?« fragte sie. »Ihr habt ihn doch nicht neben Chinesen oder Schwachköpfe gelegt? Oder neben Goldgräber?«
    »Er hat einen eigenen Platz«, antwortete der Sheriff. Er sah, wie sich Janes Miene aufhellte. Dann öffnete sie langsam ihren Mund und stieß ihren Adlerschrei aus. Anschließend gab sie dem Pferd die Peitsche, fuhr die Main Street herunter, bog dann in östlicher Richtung auf die Pine Street ab und hielt auf den Friedhof zu.
    Der Sheriff fragte sich, wem sie das Pferd und den Einspänner wohl gestohlen hatte. Er hoffte, das war jemand, der sehr weit weg war und nicht daran denken würde, in den Black Hills danach zu suchen.
    Charley Utter beseitigte den Baumstumpf, der Bills Grab kennzeichnete, und ersetzte ihn durch eine eigene Gedenktafel.
    Wild Bill – J.B. Hickok. Ermordet von Jack McCall
am 2. August 1876 in Deadwood, Black Hills.
Wir sehen uns in den ewigen Jagdgründen, Partner, wo wir für immer
zusammen sein werden. Mach’s gut – Colorado Charley, C.H. Utter
    Er brannte die Buchstaben in eine Tafel aus gutem Eichenholz und nagelte diese dann an einen Zaunpfahl. Gerade als er den Pfahl in die Erde hämmerte, hörte er den Einspänner. Er hielt inne und griff nach seinem Hemd, aus Rücksicht auf Witwen oder Kinder, die einen der Verstorbenen besuchten.
    Noch bevor er den ersten Knopf zubekam, hörte er Janes Stimme. »Rauf da, los jetzt«, rief sie dem Pferd zu, »rauf, rauf, rauf …« Er knöpfte schneller und drehte sich gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie das Pferd im Matsch ausrutschte. Jane gab ihm die Peitsche, bis der Hengst wieder gerade stand, dann riss sie an seinem Zaumzeug. Charley fragte sich, wo sie ihn wohl gestohlen hatte.
    »Brr,

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