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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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sie.«Wild Bill Hickok.«
    Er berührte ihre Krücke. »Schon mal was von Calamity Jane Cannary gehört?« fragte sie.
    »Ja, hab ich«, sagte er.
    »Dann weißt du ja, dass ich zu meinem Wort stehe. Mein Geld ist in Deadwood, aber wenn du mir ein Pferd und einen Einspänner vermietest, werde ich dich bei meiner Rückkehr bezahlen, also übermorgen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist nicht, was ich gehört habe. Dass Sie zu Ihrem Wort stehen, meine ich. Man erzählt sich, Sie reiten Bullen auf der Main Street.«
    »Ich muss nach Deadwood«, sagte sie. »Mein Mann ist ermordet worden.«
    Er kratzte sich unter seinem Hut.
    »Du hast wahrscheinlich einen Sumpfpilz auf dem Kopf«, sagte sie. »Lass die Finger davon und meide den Regen.«
    Er nahm ihre Krücke. »Das hier«, sagte er. »Ich werde Ihnen den Einspänner vermieten, vier Dollar pro Tag, und das hier können Sie sich wieder abholen, wenn Sie übermorgen zurückkommen.«
    »Ohne das kann ich keine fünf Schritte gehen«, erwiderte sie. »Was soll ich denn ohne die Krücke machen?«
    »Damit Sie sich erinnern«, sagte er. »Wenn Sie einen Schritt machen, werden Sie daran denken, dass Sie das Pferd und den Wagen von jemand anderem haben.«
    Sie ließ die Krücke bei dem Pferdemann und nahm die Straße nach Sturgis, wo sie im Tausch gegen Morphium die Nacht mit einem Arzt verbrachte, und am nächsten Tag näherte sie sich Deadwood aus nördlicher Richtung. Seit sie das Krankenhaus verlassen hatte, hatte sie nichts mehr gegessen und fühlte sich am ganzen Körper geschwächt. Der Doktor hatte ihr morgens eine weitere Injektion gegeben, wofür sie versprechen musste, seinen Namen keiner Menschenseele gegenüber zu erwähnen, und bei dem Gedanken an Essen hatte sie ein flaues Gefühl im Magen.
    Sie fuhr den Einspänner ohne Hast, denn ihre Gedanken an Bill waren träge und süß. Sie stellte vor, wie dankbar er gewesen wäre, hätte sie sich in der Bar aufgehalten und ihn gerettet. Anschließend hätten sie geheiratet. Sie stellte sich vor, wie sie zusammen vor der Kirche standen und für den Fotografen posierten, jeder von ihnen mit einer Büffelbüchse in der Hand.
    Der Einspänner krachte gegen Steine und in Löcher, was ihr jedes Mal große Schmerzen bereitete, aber irgendwie schien das gar nichts mit ihr zu tun zu haben. Auch schien es nichts zu sein, worum sie sich unbedingt kümmern musste. Zweimal hielt sie an, um an einem Bach zu trinken. Sie hielt mit dem Einspänner ein, zwei Meter neben dem Wasser und kroch dann auf allen vieren zum Rand. Danach zog sie sich wieder an den Rädern hoch.
    Als sie das zweite Mal anhielt, sah sie zuerst ins Wasser, bevor sie trank, und so hielt sie, wie erstarrt, auf Händen und Knien eine ganze Viertelstunde lang inne und starrte ihr Spiegelbild an. Sie war neunundzwanzig Jahre alt und hatte sich noch nie zuvor angesehen und schön gefunden.
    Die Sonne bewegte sich über den Himmel, und der Einspänner folgte der Sonne, und Jane saß da und schaute zu, bis ihr der Gedanke kam, dass sie sich in der Mitte um sie kreisender Ereignisse und Orte befand. Sie dachte, wenn sie genug Zeit auf der Erde bekam, dann würde alles noch einmal vorbeiziehen. »Beim nächsten Mal«, sagte sie laut, »werde ich dich keine Minute mehr allein lassen, Bill. Ich werde dort in der Bar sein, wenn dieses Stinktier reinkommt, und dann werden wir dafür sorgen, dass er für seine Feigheit bezahlt …«
    Der Weg wurde flacher und begann dann anzusteigen. Die Sonne hing in der Luft, und mit ihr die Zeit, die aber irgendwie weiterschritt. Schließlich umrundete Jane eine Felsformation und begriff, dass sie die Stadt vor sich sah. Erst glaubte sie an eine Täuschung – es kam ihr so vor, als sei nicht viel mehr als eine Stunde vergangen, seit sie Sturgis verlassen hatte –, dann aber sah sie, dass die Sonne sich wieder bewegt hatte, und sie sah das
Gem Theater
, woraufhin sie beschloss, sich nicht weiter mit der Zeit zu befassen.
    Sie setzte sich aufrecht hin und streckte ihr Bein. Dann zog sie die Hutkrempe auf Augenhöhe und fuhr durch die Stadt. Das Pferd mochte den Matsch nicht, und sie musste die Peitsche einsetzen, um es anzutreiben. Allerdings fluchte sie dabei nicht, nicht so, wie sie mit Bullen geflucht hätte, denn Pferde waren komplexere und empfindsamere Wesen. Man konnte einem Pferd etwas Falsches sagen, und dann rührte es sich gar nicht mehr.
    Sie fuhr am
Gem
und am
Green Front
vorbei, zählte drei neue Bars in den Badlands und wartete

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