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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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verdammt noch mal, brr …«
    Der Wagen hielt an. »Colorado Charley«, rief sie, um die Laute, die das Pferd machte, zu übertönen. »Habe nicht erwartet, Sie hier zu finden.«
    Charley sagte nichts. »Ich war verletzt«, fuhr sie fort, »andernfalls wäre ich früher hier gewesen.« Er nickte. »Ist mein Bein«, fuhr sie fort. »Hab’s mir an zwei Stellen gebrochen, weswegen sie’s in Rapid City mit einem Seil an der Decke festgemacht haben.«
    Charley bemerkte, dass die Falten an ihrem Hals eine grüne Färbung angenommen hatten. Er argwöhnte, dass es Schimmel war. Sie sah, wie er sie anstarrte, und zog daraufhin die Krempe ihres Huts auf Augenhöhe herunter, aber da gab es noch mehr, das selbst die Schatten nicht verbergen konnten.
    »Sie haben doch selbst schlimme Beine, wenn ich mich richtig entsinne«, sagte sie.
    »Nun ja, es geht«, antwortete er. Doch sie hatten durch die Anstrengungen gerade wieder angefangen zu schmerzen, und er wusste, dass es drei oder vier Tage dauern würde, bis sie ihn wieder in Ruhe ließen.
    »Haben sie Ihre auch an die Decke gebunden?« fragte sie.
    Charley schüttelte den Kopf. Er redete nicht gern über seine Beine. Irgendwas hatten schlimme Beine an sich, das Leute dazu brachte, sich über ihren Zustand auszulassen wie über das Wetter. Es war fast so, als würden alle Anteil daran nehmen.
    »Tja, meine haben sie jedenfalls hochgebunden«, meinte sie, »und dann haben sie mich über einen Monat so liegen lassen, während der arme Bill erschossen wurde, weil ihm keiner den Rücken gedeckt hat.«
    Charley hörte den Sarkasmus heraus, sagte aber nichts. Bill war wie schlimme Beine – Allgemeingut. »Ich hab gehört, der Feigling wurde verhaftet und nach Yankton gebracht«, sagte sie.
    »Hab ich auch gehört.«
    »Ein Jammer«, sagte sie, »dass Bills Freunde ihn nicht geschnappt und es ihm heimgezahlt haben, Auge um Auge.« Sie rutschte auf dem Sitz des Einspänners näher und sah ihn scharf an. Es war tatsächlich Schimmel, und sie roch wie eine tote Katze.
    »Ich dachte, Sie hätten das erledigt«, sagte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Sie haben keine Ahnung.«
    Sie wich ein Stück zurück und fixierte ihn. »Gibt keinen Grund, so zu reden«, sagte sie. »Ich hab genauso ein Interesse daran wie jeder andere, würde ich sagen.«
    »Sie haben gar nichts«, sagte er.
    »Den Teufel auch. Dieser Mann war mein Ehemann.«
    Charley stand regungslos da und blickte zu ihr hinauf. Sie zog sich den Hut noch tiefer ins Gesicht. »Wir waren verheiratet«, sagte sie.
    Er starrte sie an, und sie starrte zurück. »Ich werde das nicht zulassen«, sagte er.
    »Ich bin auf kein Erbe aus.«
    »Ich weiß, worauf Sie es abgesehen haben«, sagte er, »und das bekommen Sie nicht.«
    Sie bewegte sich wieder und machte Anstalten, sich von dem Einspänner herunterzulassen. Sie verlagerte ihr Gewicht auf die Arme, und er sah, dass sie gleich stürzen würde. Widerwillig half er ihr herunter.
    Sie stand auf einem Bein, als er sie losließ, und sah sich die neue Gedenktafel an. »Fürs Erste ist das nicht schlecht«, meinte sie, »aber Bill sollte eine Statue bekommen.«
    Er besah sich seine Arbeit und fand, dass sie wahrscheinlich recht hatte. »Es ist provisorisch«, sagte er. »Man hatte vor dem hier etwas anderes aufgestellt, aber darauf stand, Bill wäre achtundvierzig Jahre alt gewesen.«
    Sie lachte laut. »Er war ja gerade mal siebenundzwanzig, als wir geheiratet haben«, sagte sie. Er nahm den Vorschlaghammer wieder in die Hand und schlug den Pfosten in den Boden. In seinem Rücken spürte er, wie sie ihn beobachtete.
    »Der Mann vom Mietstall hat mir meine Krücke weggenommen«, sagte sie. »Damit ich nicht vergesse, wem der Einspänner gehört. Ich habe noch nie gehört, dass man einer Witwe die Krücke wegnimmt, außer in Rapid City.«
    »Sie sind keine Witwe«, sagte er, »es sei denn, Sie haben einen Indianer geheiratet, und der hat sich aufgehängt.«
    »Ich bin nicht bereit, vor Bills Grab darüber zu diskutieren«, sagte sie. »Dazu habe ich viel zu viel Respekt vor dem Toten.« Sie humpelte vom Einspänner zum Kopfende des Grabes und stützte sich auf die Gedenktafel. Das hatte sie ermüdet, und nun hing sie an der Tafel, als wäre es Bill höchstpersönlich.
    »Ich habe Schmerzen bis in die Zehenspitzen«, sagte sie nach einer Weile. »Sie können sich nicht vorstellen, was ich im Moment durchmache.«
    Charley musterte sie, dann sagte er: »Wahrscheinlich nicht.«
    Sie schrie auf und

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