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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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ließ sich zu Boden sinken. Er konnte sehen, dass ihr Bein ein gutes Stück unterhalb des Knies gekrümmt war. »Als steckte ein Luchs da drinnen«, sagte sie, und er begann, Mitleid mit ihr zu haben.
    »Das ist der Heilungsprozess«, sagte er. »Je mehr es wehtut, desto schneller geht’s.« Das war erfunden, aber sie glaubte es. Jane ließ das Bein los, lag jetzt auf dem Rücken und hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben.
    »Gibt’s hier in der Stadt einen Quacksalber, der etwas Morphium für eine Witwe übrighat?« fragte sie. »Oder wollen die alle nur Bares?«
    »Sie haben Bill nie geheiratet«, sagte er. Er würde ihr alles andere geben, nur das nicht. »Sie sind doch nicht jede Minute seines Lebens mit ihm zusammen gewesen«, erwiderte sie. »Sie waren ja nicht mal da, als er ermordet wurde. Woher wollen Sie also wissen, was er alles gemacht hat?«
    »Genau so, wie ich weiß, dass noch nie ein Pferd auf einen Baum geklettert ist«, sagte er. Sie verschränkte die Finger vor ihren Augen, und er sah, dass er sie gekränkt hatte.
    »Es ist die Wahrheit«, sagte sie. »Er und ich, wir haben uns geliebt.«
    »Nein«, sagte er. Alles andere, nur das nicht.
    »Ich kann’s beweisen«, sagte sie. »Wir haben in Lincoln, Nebraska, geheiratet, ich habe die Papiere, allerdings hat man sie mir im Krankenhaus abgenommen, als mein Bein an die Decke gebunden war.«
    Charley schüttelte den Kopf. »Bill war nie in Lincoln, nur ein einziges Mal, und das war aus Versehen, da kam er mit der Union Pacific aus Chicago. Er sagte, in dem Ort gebe es nichts als Falschspieler.«
    »Es muss ja nicht Lincoln gewesen sein«, sagte sie, »aber in Nebraska war’s auf alle Fälle. Daran kann ich mich erinnern.« Und wieder fing sie an zu heulen, diesmal richtig. »Dieser Mann und ich, wir waren verheiratet«, sagte sie.
    Er hatte Mitleid mit ihr und ließ es dabei bewenden.
    »Dr. O.E. Sick hat Morphium«, sagte er nach einer Weile, und das schien ihre Gedanken von Bill abzulenken.
    »Ist er knauserig? Ob ich ihm dafür gut genug wäre?«
    »Jetzt, wo Sie es sagen, Geld interessiert ihn nicht besonders.«
    »Das klingt aber gar nicht nach einem Doktor.«
    »Ich habe seine Arbeit aus der Nähe gesehen«, sagte Charley. »Und er kann ein finsteres Gesicht machen wie alle anderen.«
    Sie wischte sich mit dem Handgelenk über die Wangen und setzte sich auf. Sie berührte ihr Bein unterhalb des Knies und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Auch Charleys Beine pochten, und er fragte sich, wie lange sie wohl dort auf dem Boden liegen bleiben wollte.
    »Wenn Sie jetzt losfahren, erwischen Sie den Doktor noch in seiner Praxis«, sagte er. »Er kann es nicht ausstehen, wenn ihn die Leute außerhalb seiner Sprechzeiten aufsuchen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich komme vom Krankenbett, um ihm die letzte Ehre zu erweisen, und genau das werde ich jetzt auch tun, bevor ich mich wieder in die Hände von Ärzten begebe.« Charley wartete. »Wollen Sie da einfach nur herumstehen«, fragte sie nach einer Weile, »oder haben Sie genug Anstand im Leib, um einer Witwe auf die Beine zu helfen?« Er stellte sich hinter sie und schob seine Hände unter ihre Arme. Sie fühlte sich weich und ungesund an, als er sie hochzog. Während sie auf einem Bein stand und auf das frische Grab schaute, ging er los in Richtung Wald, um sie allein zu lassen. »Wo zum Teufel gehen Sie hin?«
    »Bin gleich wieder da«, sagte er. Er ging fünfzig Meter den Berg hinauf und fand für sie ein gut anderthalb Meter langes Stück Birkenholz, das gerade war und sich nicht verjüngte. Er setzte sich auf den Boden, klemmte sich das Holz zwischen die Beine und schnitt mit dem Messer die Zweige ab. Dann schälte er die Rinde vom Ast und rundete das Ende ab. Er brauchte keine zehn Minuten, und als er fertig war, stand er auf, lehnte ein Ende gegen seine Schulter und sah, dass der Ast in einer guten Höhe war und auch leicht genug, damit sich Jane darauf abstützen konnte.
    Er kehrte zum Friedhof zurück, wo sie mittlerweile wieder auf einem Fuß an der Gedenktafel lehnte. Er trat auf trockene Zweige, damit sie ihn kommen hörte.
    »Sind Sie fertig?«
    Sie blickte ihn an, ohne zu antworten, und er sah, dass sie etwas gegen ihre Schmerzen brauchte. »Wir können jetzt zum Doktor fahren«, sagte er. Er gab ihr das Stück Birkenholz.
    »Ich muss Sie was fragen«, sagte sie. »Und das bleibt unter uns beiden, ich bringe Sie um, wenn einer davon erfährt.«
    Charley schüttelte den Kopf. Seine

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