Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter

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würden sie sich erheblich länger kennen, als es tatsächlich der Fall war. »Tja«, meinte er, weil sie ihn immer noch ansah, »wie war Ihre Reise?«
    »Ich bin gekommen, so schnell es mir möglich war«, antwortete sie.
    »Es gab keinen Grund zur Eile«, sagte er. »Ich hab mich um alles gekümmert, als es erforderlich war.« Sie sah ihm immer noch ins Gesicht, und Charley machte Anstalten aufzustehen. Er spürte ihre Hände unter seinen Armen, und dann stand er wieder auf den Beinen. Bill hatte erzählt, dass sie stark war.
    »Charley«, sagte sie. Sie musterte ihn von oben bis unten, während er sich den Schmutz von Hose und Hemd klopfte. Er hatte Glück gehabt, dass er hier an dieser Stelle gestürzt war, wenn er noch dreißig Meter damit gewartet hätte, wäre er ganz klar im Matsch gelandet. Natürlich wäre die Landung dann erheblich weicher ausgefallen.
    »Ich war nicht da, als Bill erschossen wurde«, sagte er, »aber nach meiner Rückkehr hab ich alles in meiner Macht Stehende getan.« Er versuchte vorsichtig ein paar Schritte zu gehen, dann nahm er die Zügel des Pferdes in die Hand und ging los in Richtung Stadt. Sie schloss zu ihm auf und sah ihn von der Seite aus an. Er hatte das Gefühl, als warte sie darauf, dass er etwas sagte, er wusste nur nicht, was. Also überlegte er, ihr das mit dem Bordell in Lead zu erzählen oder seinen betrunkenen Zustand zu erklären.
    Als er schließlich sprach, war es alles andere als wohlüberlegt. Er sagte einfach: »Wissen Sie, manchmal habe ich das Gefühl, als wäre Bill von den Toten zurückgekehrt. Oder als wäre er überhaupt nicht tot, als wäre das alles nur so etwas wie ein Missverständnis gewesen.«
    Sie sah ihn an, das Pferd zerrte an den Zügeln. Er konnte nicht lesen, was in ihrem Herzen vor sich ging, und hatte auch nicht die Zeit gehabt, sich etwas einfallen zu lassen, um sie zu trösten. Vielleicht war sie stärker als er, und es hatte überhaupt keinen Sinn, irgendwas zu erfinden.
    »Ich habe gespürt, wie er mir zusieht«, sagte er, »mehr als einmal. Ich habe gespürt, wie er nach mir fragt.
Charley?
Genauso wie Sie. Nur, er meint damit nicht, warum ich auf dem Boden liege und mit Pferden rede.«
    Sie lächelte ihn an, überhaupt nicht frostig. Er begann, eine gewisse Anziehungskraft zu spüren. »Ich bin in Cheyenne gewesen«, sagte er, »und auf dem Rückweg …«
    Diese Frau hatte irgendetwas an sich, dass er keine halben Sätze im Raum stehen lassen konnte. Er meinte, alles andere auch noch erklären zu müssen, bis hin zu dem, was am Fluss passiert war, und dass er seinem Bruder Steve den Pony-Express überlassen hatte, woraufhin der losgezogen war und ein Schwein erschossen hatte.
    Er fing noch einmal an. »Ich war genau wie Bill, und ich war anders. Ich habe nie jemanden umgebracht, weder absichtlich noch aus Versehen, und ich musste nie mit meinen Gefühlen hinter dem Berg halten. Bill war pragmatischer, das musste er auch sein, andernfalls hätte er nicht überleben können …«
    Sie klammerte sich an jedes Wort. Was ihn vorsichtig werden ließ. »Ich will damit nicht sagen, dass er keine Gefühle hatte«, sagte er. »Von Ihnen hat er immer mit großer Zuneigung gesprochen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt, Sie wären sich sehr ähnlich.«
    Sie lächelte und schüttelte den Kopf. »Genau das hat er mir über Sie beide auch erzählt.«
    »Nun, das waren wir, und wir waren es auch nicht. Ich konnte vor meinen Gefühlen nicht weglaufen.«
    »War das alles, was er gesagt hat? Er und ich wären uns sehr ähnlich?«
    Er überlegte, versuchte sich an die Worte zu erinnern. »Er sagte, Sie wären so berühmt wie er und würden wissen, was das bedeutet.«
    Sie lachte laut auf, was ihn erschreckte. »Ich habe nie verstanden, was er damit meinte«, sagte sie. »Er kannte meine Ahnungen so gut, wie ich sie selbst kenne, aber das hat er immer beiseitegeschoben, um darüber zu reden, wie es ist, berühmt zu sein.«
    »Es hat ihn belastet«, sagte Charley. »Er ist nie einem Menschen begegnet, der nicht schon eine vorgefasste Meinung von ihm hatte, und er fühlte sich, seiner Natur entsprechend, verpflichtet, ihren Erwartungen gerecht zu werden. Ich selbst kann im Dreck liegen und mit Pferden reden, wenn mir danach ist.«
    »Das tun Sie doch nicht.«
    »Ich habe einen Augenzeugen.«
    Sie lächelte wieder, und Charley merkte, dass es nun ungezwungener zwischen ihnen war. Er blieb stehen, um sie anzusehen, und das Pferd stieß ihm in den