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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Sie sind der beste Revolverheld, den es in den Hills heute noch gibt.«
    Charley sah, wohin dieses Gespräch führen würde. »Ach, Scheiße!« sagte er.
    »Die haben gesagt, Sie sind so gut wie Bill«, meinte der Schwachkopf. Und kurz darauf: »Bill wurde erschossen.«
    »Es gibt keinen, der das besser weiß als ich«, knurrte Charley.
    »Revolverhelden werden erschossen.«
    Charley hörte einen sorgenvollen Unterton in seiner Stimme und fand, dass es eigentlich unpassend war, wenn ein Schwachkopf sich Sorgen machte. Er bedauerte, dass er dies in sein Leben gebracht hatte.
    »Ich war nicht dafür bestimmt«, sagte er. »Es war Zufall.«
    »Weil Sie gebissen werden wollten.«
    »Weil es niemanden gibt, der nicht auch erschossen werden kann.« Der Flaschenfreund saß still da und wartete. Charley dachte wieder an Lurline. Er spielte mit dem Gedanken, sie zu engagieren. Sie könnte für ihn ein Haus in Lead leiten, wo es erheblich ruhiger war.
    Er hatte dieses Geschäftsvorhaben bereits von allen Seiten beleuchtet und fand nicht, dass es schändlicher war als die anderen Dinge, die er schon für Geld getan hatte. Das Problem für ihn war weniger, ein Hurentreiber zu sein, vielmehr war es die Art und Weise, wie Hurentreiber ihre Mädchen behandelten. Seine würden kommen und gehen können, wie es ihnen gefiel, sie könnten Schluss machen, wenn sie es wollten. Die einzige Vorschrift, auf der er bestehen würde, wäre ein tägliches Bad, aber einige der Mädchen hielten es ohnehin so.
    »Wusste Bill auch, dass er erschossen werden konnte?« fragte der Schwachkopf.
    »Mach dir um Bill keine Gedanken mehr«, sagte er. »Der ist inzwischen vor seinen Schöpfer getreten, wozu er auch bereit war. Er hat sich selbst nie etwas vorgemacht.«
    »Ich bin auch bereit, vor meinen Schöpfer zu treten«, sagte der Schwachkopf.
    »Noch nicht«, sagte Charley. »Es bleibt noch jede Menge Zeit, wenn die Dinge ihren natürlichen Lauf nehmen.«
    »Aber nicht sooo viel«, entgegnete der Schwachkopf. Es war erstaunlich, was sein Herz ihm alles sagte und dass er offenbar niemals Angst davor hatte. »Ich bin bereit«, sagte er, »ich habe ein Geschenk.«
    Der Schwachkopf berührte den Sack mit den Flaschen.
    »Du willst die alle Gott schenken?« fragte Charley.
    »Ich werde ihm meine Geheimnisse aushändigen«, sagte er.
    Und wie er so in der Wanne sitzend darüber nachdachte, kam es Charley so vor, als redeten sie über ein und dieselbe Sache.
    Die Anwesenheit von Bills Frau in Deadwood wirkte sich auf Charleys Schlaf aus, der bereits vor ihrer Ankunft unruhig gewesen war. Er lag die ganze Nacht über wach im Bett und versuchte sich an alte Diskussionen zu erinnern, die er wegen des Bordells in Lead mit sich selbst geführt hatte. Ihre Nachricht lag auf dem Tisch neben seinem Bett. Es gelang ihm nicht, sie aus seinen Gedanken zu verbannen. Es fühlte sich an, als wäre Bill selbst zurückgekommen, um ihn zu fragen, wo er die letzten Tage seines Lebens gewesen war.
    Er stand vor Sonnenaufgang auf und holte seinen Wallach aus dem Mietstall. Dann ritt er in die Berge hinauf Richtung Lead, und noch bevor er die Stadt erreichte, ging hinter ihm die Sonne auf. In der aufkommenden Wärme meinte er für einen Augenblick, etwas über Nacht und Tag herausbekommen zu haben und darüber, was mit Bill passiert war, dass Dinge kamen, um sich gegenseitig abzulösen. Er versuchte, das in Worte zu kleiden, aber es wollte nicht gelingen.
    Es war eines der Geheimnisse seines Lebens, diese Gedanken, die ohne Worte existierten. Einmal hatte Bill genau dasselbe auch gesagt.
    Das Haus, das er zu kaufen beabsichtigte, befand sich auf der Nordseite von Lead, am niedrigsten Punkt der Stadt. In einem Umkreis von dreißig Metern befanden sich fünf Saloons, es waren praktisch die Badlands von Lead. Das Haus selbst war für L. D. Kellogg erbaut worden, der vom Bergbauspekulanten George Hearst aus Kalifornien hergeschickt worden war, um die Homestake-Mine und sämtliches angrenzendes Land zu kaufen. Kellogg war mit seiner Frau eingetroffen und binnen Wochenfrist wieder ausgezogen. Seine Frau duldete keinen Alkohol. Seitdem hatte das Haus leer gestanden – jeder, der den geforderten Preis von zweitausend Dollar zahlen konnte, ließ sich lieber in Deadwood nieder.
    Das Gebäude hatte elf Zimmer und einen Balkon, der vom Obergeschoss aus zugänglich war. Türknäufe und Beschläge waren aus Messing, und an den Wänden befanden sich kleine Haken, an denen Mrs. Kellogg Bilder

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