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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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wer Handsome Dick niedergeschossen hat«, sagte der Barkeeper. Er meinte es als Kompliment. Seit Charley ihn ins
Lurline’s
eingeladen hatte, waren keine dreißig Sekunden ohne ein Kompliment von Harry vergangen.
    Charley blickte wieder auf den Saum, wo Handsome Dick sein Hosenbein zusammengenäht hatte. Lurline hatte ihm erzählt, Handsomes Bein täte manchmal weh, nachdem es amputiert worden sei, selbst nachdem es schon zwei Wochen unter der Erde läge.
    Sie sagte, manchmal spürte er es immer noch.
    Charley probierte noch einen Schluck Whiskey. Es schmeckte, als hätte jemand Harz hineingeschüttet. »Ich habe noch eine letzte Anmerkung zu diesem Thema«, sagte er. »Das einzig Reine ist der Gedanke. Wenn man etwas zum ersten Mal denkt, ist es rein. Eine Schießerei, ein Geschäft oder ein Pimmel. Aber zwischen dem Gedanken und der Tat gibt es überall Ablenkung und Unreinheit. Wenn die Tat am Ende dem Gedanken überhaupt noch ähnelt, darfst du dich glücklicher schätzen als die meisten Menschen.«
    Harry Sam Young schenkte sich selbst einen Drink ein. Er sah verwirrt aus. »Das könnte für einige stimmen, aber für andere nicht.«
    »Wir sind alle aus demselben Fleisch und Blut.«
    Der Barkeeper blickte auf den Stuhl über der Tür.
    »Er hatte seine Ablenkung«, meinte Charley.
    »Nicht mit einer Waffe in der Hand.«
    »Nein«, stimmte Charley zu, »dann hatte er etwas Reines in sich.«
    Der Barkeeper wollte Charleys Glas erneut füllen, doch Charley zog es weg. Er hörte, wie Captain Jack und Handsome Dick am Tisch miteinander redeten. »Da waren fünfzig Indianer auf dem Hof der Witwe. Wir hätten nichts anderes tun können, als ihnen acht weitere Skalps zu schenken.«
    »Ich hege keinen Groll«, meinte Handsome Dick.
    »Es ist gemein, durch Gerüchte beschuldigt zu werden.«
    »Ich will keine Rache nehmen, weder an Indianern noch an sonst jemandem. Ich habe meinen Teil an Männern umgelegt, ich muss wegen dieser Sache mit niemandem abrechnen.«
    »Bin selber schon angeschossen worden«, lallte Captain Jack. »Zweimal verwundet in der Schlacht von Spotsylvania, 47. Regiment der Pennsylvania Volunteers, 1864.«
    »Hege nie Groll«, sagte Handsome Dick. »Hege nie irgendwelchen Groll.«
    »Hab dem Süden vergeben, als Lincoln ihm vergeben hat. Und obwohl mein Körper die Narben dieses Konflikts trägt, habe ich keine mehr davon in meinem Herzen.« Er erhob seine Stimme: »Und ich richte nicht … über andere Männer, wenn ich nicht … in ihren Schuhen gestanden hab.«
    »Oder ihrem Schuh«, sagte Handsome Dick. Er lachte, zu laut und falsch. Seit Tagen hatte er sich nicht rasiert, und sein Hemd war schmutzig. Mit seinem Bein hatte er auch seinen Glanz verloren, und wenn man genauer hinguckte, sah er nicht einmal mehr gut aus.
    »In einem fairen Kampf auf die roten Teufel zu treffen ist eine Sache«, sagte Captain Jack einen Augenblick später, »aber fünfzig Indianer – so viel waren es noch nicht einmal bei Custer gewesen.«
    »Ich habe gehört, Custer ist mit einem Lächeln auf den Lippen gestorben, er hat seinen Feinden vergeben und die dunkle Seite Gottes überwunden.«
    Captain Jack schielte in seinen Drink. »Davon hab ich nichts gewusst. Ich hab gehört, dass er bis zum letzten Atemzug gekämpft hat.«
    »Vater Malcolm hat es mir erzählt«, sagte Handsome.
    Charley entschloss sich, doch noch einen zu trinken.
    »Ich hab noch nie von einer dunklen Seite Gottes gehört«, sagte Captain Jack. »Das hört sich irgendwie indianisch an.«
    »Er ist so weiß wie du und ich, ein weißer Junge mit blauen Augen und einer schwarzen Jacke. Der Schüler von Prediger Smith, der auch mit einem Lächeln auf den Lippen gestorben ist.«
    »Ich glaube an Vergebung«, sagte Captain Jack.
    Ein Spieler brüllte: »Tut mir leid, Mama«, und stürzte seinen Whiskey hinunter. Captain Jack nahm die Beleidigung erst gar nicht zur Kenntnis.
    Charley konnte seine Augen einfach nicht von Handsome und dem Saum abwenden, wo früher sein Bein gewesen war. Er stellte sich Malcolm unter den Armen und Schwachen vor. Er dachte an Matilda.
    »Was ist deine Erfahrung mit den Nachwirkungen einer aufgelösten Ehe?« fragte er.
    Harry Sam Young sah ihn verblüfft an. »Das ganze Gerede von der dunklen Seite Gottes ist eine vorübergehende Mode, wie Pink Gin. Kein Grund, deswegen schlechte Laune zu bekommen.«
    »Auflösung einer Ehe«, sagte Charley. »Es muss hier doch jemanden geben, dessen Ehe aufgelöst wurde.«
    »Brick Pomeroy hat

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