Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Auslandsreisen beschäftigte und den Titel »Das afrikanische Binnenland ist wunderbar« trug, und schließlich einen Beitrag über Vorzüge und Gefahren von Telefonmasten. Er las Bill »Das afrikanische Binnenland« vor, blätterte den Rest der Zeitung ohne großes Interesse durch, bis er zu einem Erfahrungsbericht von Mr. A.P. Woodward kam: »Wie es sich anfühlt, skalpiert zu werden.«
    Der ursprünglich aus Boston stammende und jetzt in Custer ansässige Mr. Woodward hatte Mr. Herman Ganzo aus Milwaukee auf einer Reise ins siebzig Meilen nördlich von Fort Laramie gelegene Hat Creek Valley begleitet, wo man auf Indianer gestoßen war.
    Ich spürte einen scharfen, stechenden Schmerz in meiner linken Schulter und dem linken Bein
, schrieb er,
und ich stürzte. Einer von ihnen drückte mir sein Knie in den Rücken, während ich von einem anderen einen Hieb mit einer Keule oder einem Gewehrkolben erhielt. Mein Haar wurde festgehalten. Ich spürte einen glühend heißen, stechenden Schmerz um meinen ganzen Kopf herum, als ob die Haare ausgerissen würden. Dreizehn Männer kamen gerade noch rechtzeitig, um die roten Teufel daran zu hindern, ihre Arbeit zu beenden. Aber ich kam wieder zu mir, und mein Skalp wurde wieder angelegt. Er war nur zur Hälfte abgerissen worden, wie Sie sehen werden, und die Haare wachsen bereits wieder sehr schön
.
    Charley schauderte bei dieser Lektüre, mehr noch, als wäre er A.P. Woodward persönlich begegnet und hätte es aus seinem Mund erfahren. Für Charley bedeutete Lesen, etwas mit eigener Stimme zu hören.
    Er las einen Bericht über eine neue Waffe aus Kalifornien, die siebzig Schuss in vier Sekunden ausspuckte. Sie nannten sie »Peace Conservator«. Ständig machten sie in Kalifornien irgendwas Verrücktes, über dessen Konsequenzen kein Mensch nachdachte.
    Der Flaschenfreund nahm einen Eimer heißes Wasser vom Ofen und leerte ihn zur Hälfte zwischen Charleys Beine. Die andere Hälfte wanderte in Bills Wanne. Bill hatte sich zurückgelehnt, sah zur Decke hoch und zuckte nicht einmal. Charley fragte sich, ob sein Pimmel durch die Blutkrankheit so beschädigt war, dass es ihm egal war, was damit passierte. Charley hätte ihm beinahe »Wie es sich anfühlt, skalpiert zu werden« vorgelesen, doch Bill war in Gedanken und zu ernst.
    Charley blätterte die Zeitung weiter durch und fand einen Bericht über den Selbstmord von Mons Jensen, Farmer und Goldgräber, der mit seiner Frau und seinem Sohn auf zwanzig Morgen Land östlich der Stadt lebte.
    Mons Jensen hatte seine Nachricht am frühen Morgen geschrieben, während seine Frau und sein Sohn draußen bei der Arbeit waren. Darin hieß es:
Ich wünsche mir, dass das, was von mir übrig bleibt, verbrannt wird, und was nicht brennt, soll direkt hier begraben werden
. Das nagelte er an die Tür seiner Hütte, dann ging er hinaus und stapelte einen Haufen Holzblöcke um einen kleinen Baum im Hof.
    Charley blickte auf und bemerkte, dass der Flaschenfreund ihn beobachtete. »Was steht auf den Seiten?« fragte er.
    »Nachrichten«, sagte Charley. »Was kürzlich passiert ist.«
    »Steht auch drin, was als Nächstes passiert?«
    Niemand weiß, was als Nächstes passiert«, sagte Charley.
    »Madame Moustache weiß es«, sagte der Flaschenfreund. Charley widmete sich wieder der Zeitung. Dann sagte der Flaschenfreund: »Und manchmal weiß ich es auch.« Charley blickte wieder auf und wartete, aber das schien alles zu sein, was der Schwachkopf sagen wollte. Kurz nachdem er wieder angefangen hatte, Zeitung zu lesen, sagte der Flaschenfreund: »Sagen Sie mir nun, was drinsteht, oder muss ich es selbst lesen?«
    »Da stehen ein paar Sachen drin, die du besser nicht erfährst«,sagte Charley. »Sie bringen dich nur auf dumme Gedanken …«
    Der Flaschenfreund nickte, als verstünde er, setzte sich auf die Bank und sah zu, wie Charley las. Mons Jensen hatte Kerosin und Schwarzpulver auf die Holzblöcke gegossen. Dann legte er einigen Pferden das Geschirr an, sodass sein Junge in die Stadt fahren konnte, und trug für seine Frau einen Topf Butter aus dem Keller hoch, damit sie ihn bei Farnum’s verkaufte.
    Danach ging er zurück zu dem Baum, kettete sich dort mit dem Bein an und ließ dann das Streichholz fallen. Charley las den Artikel ein weiteres Mal.
Ich wünsche mir, dass das, was von mir übrig bleibt, verbrannt wird, und was nicht brennt, soll direkt hier begraben werden
.
    Charley sah die Worte und hörte sie mit seiner eigenen Stimme. Wieder