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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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für Spezialisten.
    Am Morgen wachte er auf und machte Feuer. Morgens fühlte er sich gut, da konnte ihm nichts etwas anhaben. Das war die Zeit, in der er Besorgungen für die Huren erledigte und ihre Zimmer wischte. Manchmal schickte ihn ein Mädchen nach Chinatown, damit er dessen Wäsche abholte. Er ging hin, obwohl er es nicht leiden konnte, wenn jemand schnell sprach oder zu viel mit dem Finger zeigte.
    Eines der Mädchen hatte mal versucht, mit ihm zu vögeln. Um zehn Uhr morgens. Er war aus ihrem Zimmer gerannt und nie wieder auch nur in ihre Nähe gekommen.
    Nachmittags fing er an zu trinken, und das veränderte ihn. Er dachte dann über Phatty Thompson nach – der im April ohne ihn nach Cheyenne zurückgekehrt war –, und bei dem Gedanken daran, sitzen gelassen worden zu sein, bekam er ausgesprochen schlechte Laune. Wenn er schlechte Laune bekam, redete er mit jedem, der ihm noch zuhörte, meistens waren das Reisende, und dann veränderte er sich erneut. Er hörte auf, darüber nachzudenken, dass er sitzen gelassen worden war, und dachte stattdessen wieder an den, der ihn verlassen hatte.
    Dann hörte er auf zu reden, sein Kopf wurde schweißnass und er stellte sich vor, wie er Phatty Thompson zerstückelte und an die Katzen verfütterte. Und kurz danach war es nicht nur Phatty Thompson. Auch die Huren, die ihn für seine Botengänge bezahlten, die Schlitzaugen, der Sheriff und all die Barkeeper, die ihm einen Drink nur gegen Vorkasse rausrückten.
    Jack McCall war ein schwächlich aussehender Mann, aber alle gingen ihm aus dem Weg, wenn sein Kopf anfing zu schwitzen. Er war einer von denen, die langsam blöde wurden und die man entweder eines Morgens plappernd im Matsch sitzend vorfand oder die Lampenöl auf den Boden schütteten und ein Hotel abfackelten.
    Jack McCall trank so lange, bis er kein Geld mehr hatte, dann ging er den Berg hoch zu seiner Hütte, wo er sich in eine Decke eingewickelt auf den Boden legte. Nach einer Weile dachte er sich an jenen Abend in Spring Creek zurück, als Phatty und die Goldgräber ihm gesagt hatten, sie hätten noch nie ein solches Naturtalent im Umgang mit Katzen gesehen.
    Wenn er sich selbst wieder zurück nach Spring Creek gebracht hatte, konnte er einschlafen. Er glaubte daran, dass man nicht mit dunklen Gedanken einschlafen durfte. Wenn man das tat, nahmen sie in der Nacht riesige Dimensionen an.
    Als Charley am Mittwochmorgen aufwachte, saß Bill auf seinem Baumstumpf und hatte Pink Bufords Bulldogge auf dem Schoß. Der Hund war an beiden Hinterläufen verletzt und ein Stück seiner Nase hing an einem Hautfetzen herunter. »Ich verstehe nicht, warum Pink diesen Hund kämpfen lässt«, sagte Bill.
    Charley streckte seine Beine, die sich heute gar nicht so schlecht anfühlten.
    »Es gibt hier doch genug Streit, da muss der alte Apokalypse nicht auch noch mitmachen«, sagte Bill. »Als gäbe es nichts anderes zu tun…«
    Der Hund hörte seinen Namen und begann Bills Hals abzuschlecken. Bill hielt still. Er wirkte zufrieden.
    »Vielleicht liegt es in seiner Natur zu kämpfen«, sagte Charley. »Vielleicht würde er Hühner totbeißen, wenn Pink ihn nicht kämpfen ließe.«
    Bill drückte den Hund von sich weg und sah ihm ins Gesicht. »Das könnte sein. Vielleicht hat er zwei Seelen in seiner Brust, die nichts voneinander wissen.« Bill zuckte die Achseln. »Zumindest braucht er sich dann nicht immer selbst zu verzeihen.«
    Charley ging zur Rückseite des Wagens und holte sein Rasiermesser, Seife und ein Handtuch. Als er losging, schloss sich Bill ihm an. »Ich könnte auch ein bisschen Wasser vertragen.«
    Der Schwachkopf saß auf einem Stuhl vor dem Badehaus. Er schnitzte nicht, pfiff nicht und schaute auch nicht auf die Straße, sondern saß einfach nur da. Er sah Bill und Charley erst an, als sie ihn ansprachen. »Heiße Bäder«, sagte Charley.
    »Heiß kostet zehn Cent extra«, sagte der Schwachkopf. Charley vermutete, er hatte vergessen, wer er war. Der Schwachkopf erhitzte eimerweise Wasser, und kurze Zeit später saßen Bill und Charley in den Wannen. Von irgendwo zauberte Bill eine Flasche Pink Gin hervor. Charley fand eine Ausgabe des
Black Hills Pioneer
neben sich auf dem Boden und las das Motto, das oben auf der Titelseite stand.
Auf alles, was wir in Eigenverantwortung veröffentlichen, kann man sich absolut verlassen
.
    Er blätterte durch die Seiten. Es gab einen Artikel über einen Angelwettbewerb in Philadelphia, einen anderen, der sich mit

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