Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
Vom Netzwerk:
ein Spezialist für Liebesleiden sein soll.«
    »Macht er nur das eine?« fragte Bill.
    »Das, und er kümmert sich um die Chinesen«, sagte Charley. »Er ist der Einzige, der seinen Fuß in Chinatown setzt.« Bill dachte darüber nach und seine Laune besserte sich.
    »Ich habe nie begriffen, warum Chinesen schlimmer sein sollen als alle anderen«, sagte er. »Vielleicht ein bisschen nervöser.«
    Charley war dankbar, von dem Thema »Agnes Lake« wegzukommen. »Sie haben eine eigenartige Sprache«, sagte er. »Ich habe ihnen auf der Reise hierher zugehört und nie mehr verstanden als ›rumhuren‹ und ›essen‹.«
    »Man hat mir erzählt, dass sie keine Claims abstecken dürfen, dass der Sheriff es ihnen verbietet.«
    »Das stimmt«, sagte Charley. »Sheriff Seth Bullock, Freund der Goldgräber.«
    Bill nahm noch einen Schluck. »Glaubst du, jeder Knochensäger ist anders?«
    »Mit Sicherheit«, meinte Charley.
    Eine Weile später sagte Bill: »Was macht eine Blutkrankheit? Mit einer Frau, meine ich.«
    »Ich habe gehört, dass sie es überhaupt nicht merken«, antwortete Charley.
    Bill legte den Kopf hinten gegen den Wannenrand und schaute wieder zur Decke. Charley blätterte die Zeitung durch, die der Flaschenfreund ihm gebracht hatte, und sah, dass Mrs. Langrishe monatliche Zusammenkünfte des
Deadwood Social Club
ankündigte, in dem die Mitglieder tanzen konnten, Walzer, Polka, Schottisch oder Quadrille.
    Charley war jetzt schon längere Zeit ohne Frau, und das Bild von den Funken, die bis in Mrs. Langrishes Bluse reichten, sprang ihn aus dem Hinterhalt an und hielt ihn die ganze Zeit gepackt, während er den Leitartikel las.
Die feindlichen Sioux sollten ausgelöscht werden, und weiße Männer, die ihnen Munition verkaufen, sollten, wenn man sie aufgreift, gehängt werden
. Und auch während eines weiteren Artikels über die Verbreitung von Geschichten über mörderische Zusammentreffen mit Indianern.
Wir möchten zum Ausdruck bringen, dass ein Mann sich nichts Feigeres und Verachtenswerteres zuschulden kommen lassen kann als das absichtliche Verbreiten von Geschichten über Indianermassaker bei Freunden der gemeldeten Opfer. Und wir raten solchen Leuten, die »gerade vom Schauplatz des Massakers kommen«, sich bedeckt zu halten
.
    Diese Ansicht gefiel Charley, aber noch besser gefiel ihm die Ansicht von Mrs. Langishes Dekolleté. Er blätterte weiter und entdeckte einen Artikel mit der Überschrift »Die Einäscherung des Baron Van Palm«. Als er sah, worum es sich handelte, las er es laut vor. Die Beseitigung von Verstorbenen war eines von Bills Lieblingsthemen. Das hatte nichts mit Morbidität zu tun. Bill hielt sich für etwas Besonderes und wollte auch so behandelt werden, zu Lebzeiten und darüber hinaus.
    »Die Einäscherung des Barons Van Palm«, las Charley. »Hör dir das an.«
    »Wer?«
    »Baron Van Palm.«
    »Wer ist das denn?«
    Charley überflog den Artikel und schüttelte den Kopf. »Ist nicht weiter wichtig. Es beginnt um 8.27 Uhr, als sie seine Leiche in den Ofen schieben.« Bill setzte die Flasche an, diesmal langsamer.
    »8.47 Uhr«, begann Charley, »der Rauch hat sich verzogen, und die Leiche ist klar und deutlich vor dem roten Hintergrund des Ofens zu sehen. Das Ofenrohr glüht weiß und über dem Kopf des alten Mannes scheint eine leuchtende Krone zu schweben.«
    »Also war er alt«, sagte Bill. »Das ist gut.«
    Charley las weiter. »Ein Tuch hüllt die Leiche ein, das Alaun-Experiment ist ein Erfolg, es wahrt die Würde.«
    Bill unterbrach ihn wieder. »Was ist das? Ein Alaun-Experiment?«
    »Es ist ein Tuch, das die Würde wahrt«, sagte Charley und las weiter.
    »9.15 Uhr. Das Tuch ist am Kopf verkohlt. Die linke Hand des Körpers hebt sich und zeigt nach oben, als würde der Verstorbene von den Toten auferstehen. Zu diesem Zeitpunkt ist das Guckloch geöffnet, um den Sauerstoffgehalt prüfen zu können. Um 9.25 Uhr senkt sich die Hand wieder. Dr. Otterson, der für das Experiment verantwortlich ist, bemerkt ein prächtiges, rosafarbenes Licht über den Überresten, und durch das Guckloch dringt ein leichter Duft von Minze.«
    »Minze?«
    »Minze«, wiederholte Charley. »Das hört sich besser an, als zu Wurmfutter zu werden, oder?«
    »Es hört sich besser an als das ganze Leben«, meinte Bill.
    »10.25 Uhr«, las Charley, »Füße weiß glühend und halb transparent. Der Körper ist umgeben von goldenem Nebel …«
    »Und weiter?« fragte Bill.
    »Das war das Ende«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher