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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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dir Dinge anzutun, die anderen noch nicht einmal im Traum einfallen würden.«
    Aber der Junge schenkte ihm ebenso wenig Beachtung wie das Pferd, und so machte Charley einen Spaziergang den Hügel hinauf, um einen letzten Blick auf den Tag zu werfen. Er traf Bill, der aus dem Gebüsch kam und sich die Hose zuknöpfte. Bill blickte ihn mit toten Augen an, kalt und starr. »Ich bin’s«, sagte Charley. Bill war nachts stockblind.
    »Ich habe den Schuss gehört«, sagte er. Charley sah, wie er eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. »Man setzt sich hin zum Pissen, und dann schießt jemand und man muss von vorne anfangen …«
    »Vielleicht haben sie in Deadwood einen Arzt«, sagte Charley. »Oder in Belle Fourche. In Belle Fourche haben sie sicher Medikamente.« Bill lächelte nur. Irgendetwas sagte ihm, dass das eine Sache war, die in den Black Hills geregelt werden musste, vielleicht zwischen ihm und Gott. Und er fand nichts unlogischer als einen Arzt, der zwischen zwei so mächtige Kräfte geriet.
    Außerdem war er bereits bei Ärzten gewesen. In Cheyenne und auch vorher schon. Er hatte eine ganze Satteltasche voller Pillen und Medikamente.
    »Ich hasse es, in den Büschen zu sein, mit meinem Pimmel an der frischen Luft, wenn Schüsse fallen«, sagte er. Und einige Augenblicke später: »Es ist nicht mehr so leicht wie früher, zu vergessen, dass Leute um einen herum sind. Ist dir das auch aufgefallen? Man kann nicht einfach dreißig Meter weiter in die Büsche gehen und hat dann das Gefühl, man wäre allein. Irgendwer schnappt sich immer einen Revolver wegen einer Hure und erinnert dich daran, dass hier nicht alles dir gehört.« Er spuckte zwischen seine Mokassins.
    »Du hattest es schon immer gern, wenn es ruhig war, Bill«, sagte Charley. »Du hast ein ganzes Leben lang nach Ruhe gesucht.« Normalerweise redete Charley nicht so, außer wenn er Bills morbide Stimmung vertreiben wollte.
    Bill packte Charley am Nacken, und Charley kickte ihm die Füße weg. Sie rollten über den Boden und rangen miteinander, bis Bill Charley an der Kehle zu fassen bekam. Bill ließ sich von Charley immer ein paar Mal in den Schwitzkasten nehmen – Charley wusste, dass er ihn ließ –, bis er die Sache dann beendete. Sie lagen erschöpft auf dem Rücken und keuchten. Bill gluckste.
    »Was ich meinte«, sagte er, »war, dass mir der Lärm an sich nichts ausmacht. Es sind nur immer mehr Weicheier, die ihn veranstalten.«
    »Das stimmt«, sagte Charley.
    »Es ist verdammt einfach geworden, Lärm zu machen«, sagte Bill.
    »Bill«, sagte Charley nach einer Weile, »der Junge hat den alten Peerless erschossen.«
    Bill setzte sich in der Dunkelheit auf. Charley blieb, wo er war. Über dem Auge spürte er eine warme Stelle, dort, wo sie mit den Köpfen zusammengestoßen waren. Er berührte sie, es war eine Beule, so groß wie ein Löffel. »Er war mit den Mädchen im Wagen zugange, und irgendwie endete alles damit, dass der Hurentreiber an seinem Pimmel gelutscht hat.«
    »Deswegen hat er mein Pferd erschossen?«
    »Er hat auf mich geschossen, weil er dachte, ich sei der Hurentreiber, und hat stattdessen Peerless erwischt. Hat ihn direkt ins Herz getroffen.« Bill seufzte, zog die Knie an die Brust und umschlang sie mit den Armen. Charley hatte sich mal die Beine gebrochen und so achtete er darauf, was andere mit ihren Beinen machen konnten.
    »Das war ein ganz besonderes Pferd«, sagte Bill. Charley setzte sich auf, und seine Nase fing an zu bluten. Er hatte Bill eine Kopfnuss geben wollen, aber Bill hatte es geahnt und war ausgewichen. »Ich hatte ihn schon lange.«
    »Sechs, sieben Jahre«, sinnierte Charley. »Mindestens seit Kansas. Damals in Abilene war er schon dabei.« Es schien ihm der richtige Zeitpunkt zu sein, Abilene zu erwähnen, wo Bill Mike Williams erschossen hatte. Soweit Charley wusste, war Mike der einzige Mann, den Bill versehentlich getötet hatte. Er war ein Gesetzeshüter gewesen – sie hatten Wahlen gehabt und die Gewinner hatten ihre Neffen ernannt, nachdem Bill die Sicherheit des Ortes so weit wieder hergestellt hatte, dass man Gesetzeshüter sein konnte –, und es war reines Pech, dass Mike Williams ausgerechnet in dem Moment um die Ecke kam, als Phil Coe auf der Straße Bill herausforderte. Bill verpasste Williams eine Kugel in den Kopf, weil er dachte, es wäre einer von Phil Coes Brüdern. Anschließend erschoss er Phil.
    Die Zeitung ließ das Thema nicht auf sich beruhen und erweckte Mike Williams

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