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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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ging hinüber zu dem Wagen, wo Bill die offene Flasche stehen gelassen hatte. Er nahm einen Schluck und bot dem Jungen auch einen an. »Die Indianer würden dich zerhacken und aufgespießt zum Trocknen stehen lassen«, sagte er. »Mit deinem Pimmel im Mund.« In diesem Fall eine etwas unglückliche Wortwahl.
    Es stellte sich nämlich heraus, dass sich der Junge im hinteren Teil des Hurentreiberwagens unter den Weichteilen diverser Frauen befand, als er einen Mund an seinem Glied spürte. Es war nicht das erste Mal, alle machten das gern so. Aber der Whiskey hatte ihn verwegen gemacht, und bei all den Nippeln und Beinen und Händen, die ihn beschäftigten – der Junge sagte, er würde es lieben, ihre Hände zu küssen, woraufhin Charley erwiderte: »Du brauchst nicht alles zu erzählen« –, hatte er nicht bemerkt, wer da unten so emsig am Werk war.
    »Es war ein unheimliches Gekicher«, berichtete er, »und ich hatte irren Druck. Aber als alles vorbei war, hab ich runtergesehen und Mr. Swearingen hatte seinen Mund da, wo eine von den Ladys hätte sein sollen.«
    Charley war heilfroh, dass er nicht aus dem Glas des Hurentreibers getrunken hatte. Der Junge erzählte ihm die Geschichte, während sie darauf warteten, dass Bill wieder aus den Büschen kam. Malcolm stand barfuß mit seiner langen Unterhose da, in der Hand immer noch die Waffe. Der Zuhälter war noch im Wagen der Handelsreisenden. Charley gefiel das nicht, wegen des Zündnadelgewehrs, also ging er hin und trat gegen die Seitenwand.
    »Kommen Sie raus, Mr. Swearingen«, drohte er, »oder ich fackle den Wagen ab.« Inzwischen hatte sich eine Gruppe von Huren versammelt, die zuschauten, sogar einige der Chinesinnen waren da. Charley hatte noch nie so hoffnungslose Gesichter gesehen. Im Wagen bewegte sich etwas, aber niemand zeigte sich. Einige Augenblicke vergingen.
    »Haben Sie dem Jungen das Gewehr abgenommen?« fragte der Hurentreiber.
    »Was ich habe, ist Kerosin.«
    Weitere Augenblicke vergingen. »Der Wagen gehört nicht mir«, entgegnete der Zuhälter.
    »Mir auch nicht«, erwiderte Charley. »Ich gebe Ihnen eine Minute.« Der Hurentreiber kam hinten aus dem Wagen, zeigte nervös seine gelben Zähne und strich sich die Haare glatt. An seinem Bart klebte noch etwas Feuchtes. Eine der Huren kicherte, aber er warf ihr einen Blick zu und das Kichern erstarb.
    »Wo ist der Junge?« fragte er.
    »Lassen Sie ihn in Ruhe«, sagte Charley.
    »Sagen Sie dem Jungen, dass wir beide noch eine Rechnung offen haben«, sagte er. »Er schuldet mir was für die Mädchen. Bei Al Swearingen gibt es keine Freifahrten, sagen Sie ihm das.«
    Charley drehte sich um, warf noch einen Blick auf die Mädchen und ging dann zurück zu dem Jungen. Der saß im Schneidersitz auf dem Boden neben dem alten Peerless. In der Dunkelheit wirkte das Pferd größer. »Hör zu«, sagte Charley, »es gibt keinen Grund, dass deine Schwester etwas hiervon erfährt.«
    »Ich hab gehört«, sagte der Junge nach einer Weile, »dass es einen für die Mädchen verdirbt.«
    »Wo hast du denn das gehört?« fragte Charley.
    Der Junge zuckte die Achseln. »Ich hab gehört, wenn man einmal mit einem Mann zusammen war, will man keine Frau mehr.«
    »Du warst nicht wirklich mit ihm
zusammen
«, sagte Charley.
    »Ich sitz hier und denk an jedes Mädchen, das ich da drüben gesehen hab, und ich will keine davon«, sagte er.
    »Himmel«, sagte Charley, »da spricht nicht deine Männlichkeit, sondern dein guter Geschmack.«
    Dann schaute der Junge Peerless an, als fiele ihm gerade wieder ein, dass er dort lag. »Und nun habe ich Mr. Hickoks Pferd erschossen. In meinem ganzen Leben ist noch nie alles so schiefgelaufen.«
    Charley stand neben dem Jungen. Das alte Pferd war immer noch warm. »Willst du, dass ich ihm erkläre, was passiert ist?« fragte er. Bill hatte das Pferd schon eine ganze Weile.
    »Nein«, antwortete der Junge, »das muss ich ihm selbst sagen.« Charley entfernte sich ein Stück, da er annahm, dass der Junge etwas Platz brauchte, um genau dies zu tun. »Das Problem ist«, sagte der Junge, »ich weiß gar nicht, wie es passiert ist. Noch nie ist etwas so verdammt schiefgelaufen.«
    »Dann nimm dich vor Mr. Swearingen in Acht, damit es nicht noch schlimmer wird«, riet Charley.
    Der Junge lachte. »Das ist doch noch nicht mal ein Mann.«
    »Malcolm«, sagte Charley, »man lernt zwar nur, was man selbst begreift, aber jetzt hörst du mir zu. Wenn sie wütend werden, sind solche Leute fähig,

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