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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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fragte er. Der Hund gehörte auch zu dem Hurentreiber. Er war räudig, hatte ein kurzgeschorenes Fell und sah einem nie direkt in die Augen. Sein Kopf war so groß wie der von einer Kuh. Etwa dreißig Schritt entfernt streunte er gerade bei den Pferden herum, die die Wagen zogen, und machte sie nervös.
    »Ja, ich sehe ihn«, antwortete Charley und wunderte sich. Dreißig Schritt waren weiter, als Bill normalerweise sehen konnte.
    »Eine Wette unter Gentlemen?« schlug Bill vor.
    Sie wetteten um fünf Dollar. Bill stellte sich mit dem Rücken zu dem Tier hin, ließ den Arm mit dem Glas sinken und drehte sich dann um. Der Arm folgte dem Rest eine halbe Sekunde später. Als er das Glas losließ, flog es wie ein Strahl Pisse, funkelte in der Sonne und traf das Monster genau am Kopf. Der Hund jaulte auf. »Hört sich an, als hätte er eine Schlange gesehen«, meinte Bill.
    Charley hatte noch nie jemanden so werfen sehen wie Bill. Bei ihm fügten sich die Dinge wie von Zauberhand zusammen. Bill kletterte in den Wagen und kam mit einer Flasche wieder heraus. Er zog den Korken mit seinen Zähnen heraus und spuckte ihn auf den Boden. Womit seine Absichten klar waren. Es war eine Flasche ohne Zukunft. Er nahm einen Schluck und reichte sie Charley. Charley wischte über die Flaschenöffnung und schloss sich ihm an. Die Huren kreischten wieder.
    Sie ließen die Flasche zwei oder drei Mal hin und her wandern, dann stand Bill auf, um sich in die Büsche zu verziehen. Er ging um die Wagenpferde herum und einen kleinen Hügel hoch. Dort gab es ein paar Sträucher und Bäume, die genug Privatsphäre boten.
    Was für eine Blutkrankheit Bill auch immer hatte, seit März war es schlimmer geworden. An dem Morgen, als Charley ihn in der Hotelbar gefunden und gefragt hatte, wie es ihm ginge, hatte Bill ihm erzählt, er habe den Eindruck, seine Pisse müsse sich jedes Mal einen neuen Weg bahnen. Charley hatte nicht wieder nachgefragt. Manche Dinge ließ man besser auf sich beruhen. Er wusste allerdings, dass Bill Angst hatte, Agnes angesteckt zu haben, und weil er das annahm, liebte er sie umso mehr.
    Er war schon eine halbe Stunde in den Büschen, als der Hurentreiber vorne aus seinem Wagen sprang. Der Junge tauchte am anderen Ende auf, halb bekleidet, mit den Mädchen im Schlepptau, in der rechten Hand die alte Smith & Wesson. Eine der Huren hatte eine Flasche in der Hand, an der sie sich festhielt. Mit der anderen Hand versuchte sie, ihn zurückzuhalten. »Das hat nichts zu bedeuten«, sagte sie zu ihm. »Komm wieder in den Wagen, bevor du dir wehtust.«
    Der Junge machte sich los und steuerte auf den vorderen Teil des Wagens zu, in der festen Absicht, seine Waffe zu gebrauchen. Charley sah sofort, dass er es ernst meinte. Der Hurentreiber war losgerannt und hinten in einen anderen geklettert. Er gehörte einem der Papierkragen, die sich ihnen in Cheyenne angeschlossen hatten. Hinten im Wagen lag ein Zündnadelgewehr – der Handelsreisende hatte es Bill im ersten Camp gezeigt –, und wenn der Hurentreiber das fand, war der Junge so gut wie tot.
    Charley versuchte den Jungen zu beruhigen. »Komm, Malcolm«, sagte er, »reiß dich zusammen.«
    Der Junge drehte sich um und schoss, bevor er sehen konnte, wer es war. Der alte Peerless, der an Charleys Wagen angebunden war, zuckte nicht einmal. Wie Bill bei einer Schießerei. Die Kugel schlug direkt über der Schulter ein. Peerless stand etwa eine halbe Minute lang still, und der Junge erstarrte, als ihm bewusst wurde, welch schweren Fehler er gemacht hatte. Dann drehte das alte Pferd seinen Kopf, als wollte es sehen, was sich da alles um ihn herum veränderte. Es sackte auf die Knie, ein Zittern erfasste die Hinterläufe, und dann blickte sich Peerless nicht mehr um, denn nun wusste er, was es war.
    Er starb schnell. Der Junge vergaß den Hurentreiber, und in der Zeit, die er brauchte, um hinüberzugehen, wich alles Leben aus dem Pferd. Malcolm hielt immer noch den Revolver mit dem gebrochenen Griff in der Hand. »Mr. Hickoks Pferd«, sagte er.
    »Und beinahe Mr. Hickoks Freund«, sagte Charley, obwohl die Kugel ihn in Wahrheit weit verfehlt hatte.
    »Er kann mich umbringen, wenn er will«, sagte der Junge.
    »Deine Erlaubnis braucht er dazu nicht«, erwiderte Charley. Er sah, dass der Junge Probleme hatte, seine Gefühle unter Kontrolle zu behalten.
    »Ich verlasse den Treck«, sagte der Junge. »Ich sag ihm, was ich getan habe, gebe ihm mein Maultier und ziehe alleine weiter.«
    Charley

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