Deadwood - Dexter, P: Deadwood
immer am Rand des Pfades, mehr um nicht im Matsch zu versinken, als sich vor Indianern zu verstecken. Gegen Mittag verließen sie den Pfad und ritten ostwärts. »Ein Indianer hat mir diesen Ort gezeigt«, sagte Captain Jack. »Ich vermute, er ist inzwischen so verdorben wie der Rest.« Er sah sich in den Hills um. »Ich hätte nichts dagegen, wenn wir heute ein oder zwei Rothäuten begegneten«, sagte er.
Bill hatte, seitdem sie die Lichtung mit dem Ofen verlassen hatten, kein Wort gesprochen. Sie kamen zu einem kleinen überfluteten Fluss und folgten ihm den größten Teil des Nachmittags in Richtung Süden. Als sie Rast machten, schlug sich Bill in die Büsche und blieb eine halbe Stunde dort.
Captain Jack stieg vom Pferd und zeigte nach Süden. »Eine Meile weiter wird der Flusslauf breiter«, sagte er zu Charley, »nur für ein paar Hundert Meter. Dort steht das Wasser tief, und in der Mitte gibt es eine kleine Insel, auf der die Elche sind.«
»Von einer Insel haben Sie nichts gesagt«, meinte Charley. Es war schon seltsam, dass ein Mann, der so viel Zeit im Wasser verbrachte wie Charley, nicht einen Zug schwimmen konnte. Er dachte, sein Körper würde versinken, weil er diese Schwermütigkeit in sich trug.
Captain Jack lächelte. »Ich habe ein Kanu«, sagte er. »Dieselbe Rothaut, die mir diesen Ort gezeigt hat, hat mir auch ein Kanu verkauft.«
Das Wort
Kanu
löste in Charley Panik aus. »Wenn man wollte«, sagte Captain Jack gerade, »könnte man sie von dieser Seite aus mit der Springfield erlegen und dann rüberpaddeln und sie holen. Sie kommen direkt bis ans Ufer, weil sie so neugierig sind.«
»Toller Sport«, sagte Charley. »Kanus, Elche, die kommen, um zuzuschauen, wie man sie abschießt …« Captain Jack lächelte auf eine bestimmte Weise, und Charley überlegte, ob er gerade dabei war, darüber ein episches Gedicht zu verfassen.
Captain Jack schaute zu den Büschen hinüber. »Was macht er da so lange?« fragte er.
»Er kommt sicher gleich«, meinte Charley.
Captain Jack schüttelte den Kopf. »Er hat nicht gut ausgesehen«, sagte er. »Den ganzen Morgen frage ich mich schon, ob er wohl krank ist.« Charley sah ihn an, ohne zu antworten. »Manchmal, wenn man Bill anschaut«, sagte Captain Jack, »sieht er gut aus und manchmal nicht. Aber er klagt nie.« So, wie er es betonte, war es eine Frage.
Charley schwieg.
»Ich habe immer geglaubt, er sei anders«, sagte Captain Jack. »Den Geschichten nach dachte ich, er sei wild.«
Jetzt bewegte sich etwas in den Büschen. Bill kam zurück. »Wenn es an der Zeit ist«, sagte Charley, »ist er wild genug.«
Bills Laune hatte sich deutlich gebessert, jetzt, da er Wasser gelassen hatte. Captain Jack spürte den Unterschied und verwickelte ihn in ein Gespräch. Charley ritt hinter ihnen, mit den Maultieren, und dachte an das Kanu. Mehr als alles andere hasste Charley es, hilflos zu sein.
Sie ritten durch einen dunklen, dichten Nadelwald. Es war wie ein düsterer Tunnel. Charley hörte Bills Stimme vor sich, ruhig und gleichmäßig. Niemand hätte sagen können, dass er gerade stockblind war.
Als sie aus dem Wald kamen, sah Charley die Insel. Der Fluss wurde ungefähr siebzig Meter breit und die Insel lag auf zwei Dritteln der Strecke. Das Wasser war dunkel, und er fragte sich, welche Naturgewalt wohl ein so tiefes Gewässer so hoch in den Hills hinterlassen haben mochte.
In den Bergen dachte Charley häufiger als im Flachland darüber nach, wie alles entstanden war. Er glaubte, die Welt war früher einmal größer gewesen, als sie jetzt war, und als Gott sie zusammengedrückt hatte, wurden Teile zwischen seinen Fingern hindurchgepresst. Aber Gott hatte es einfach so gelassen, wie es war. Orte der Prüfungen für jene, die geprüft werden mussten.
Captain Jack stieg von seinem Pferd und band es an einen Schößling. »Es ist direkt hier unten.« Er hatte das Kanu unter einigen Ästen versteckt, fünfzig Meter vom Wasser entfernt, damit es nicht von einer Flutwelle weggespült wurde. Die Äste waren so hingelegt, dass man blind sein musste, um es nicht zu bemerken. Das Kanu hatte eine Stupsnase und war schmal, eigentlich kein richtiges Kanu. Es war mit Nägeln, Rohleder und Bindedraht zusammengeschustert und sah so aus, als hätte ein halbes Dutzend Indianer gleichzeitig daran herumgewerkelt, ohne dass der eine darauf achtete, was der andere tat. Die Sioux waren definitiv keine große Nation von Schiffbauern.
Captain Jack zog die Äste fort,
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