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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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»meine Familie und ich pflegen schon seit Generationen Pferdekämpfer.«
    Charley wachte mit steifen Gliedern auf. Er brauchte immer ein paar Tage, um sich an neue Schlafstätten zu gewöhnen. Bill schlief noch, mit der Flasche im Arm. Ihm lief der Speichel aus dem Mund. Captain Jack saß gegen einen Baum gelehnt und hatte das Zündnadelgewehr auf seinem Schoß.
    Er zuckte zusammen, als Charley sich aufsetzte, und richtete die Waffe auf ihn. »Immer mit der Ruhe«, sagte Charley. »Wir wollen erst sehen, wie schlecht es mir geht, bevor Sie mich abknallen.« Gin war eindeutig eine andere Nummer. Er setzte sich höher im Kopf fest als Whiskey, und während Whiskey einen faden Geschmack im Mund hinterließ, brannte Charley jetzt der ganze Mund wie Feuer. Captain Jack begann zu grinsen.
    »Sie sehen aber auch nicht gerade gut aus, Pferdekämpfer«, sagte Charley.
    »Ich war die ganze Nacht wach«, sagte er, als sei das irgendwie besser, als einen Kater zu haben. »Ich habe versucht, Sie und Bill für Ihre Wache zu wecken, aber Sie hätten genauso gut in einer Opiumhöhle sein können …«
    »Opium?« fragte Charley. »Sie haben die Söhne des Himmels besucht?«
    »Ich bin noch nie in meinem Leben in einer Opiumhöhle gewesen«, erwiderte Captain Jack. »Alles, was ich weiß, ist das, was ich darüber gehört habe.«
    Charley zuckte mit den Schultern und stand auf. Ihm war schwindelig, er fühlte sich schwach und hatte Durst. Charley zog Hemd und Hose aus und stieg nackt ins Wasser. Captain Jack sah peinlich berührt in die andere Richtung.
    »Sie können die Legende am Boden ruhig wecken«, sagte Charley. Das Wasser tat ihm gut. »Sagen Sie ihm, er hätte seine Wache verpasst.« Captain Jack sah zu Bill hinüber, machte aber keine Anstalten, ihn zu wecken. Charley hielt den Atem an und tauchte komplett unter. Das Wasser drückte auf seine Ohren. Er bekam es mit der Angst zu tun, denn es fühlte sich an, als wäre er bei lebendigem Leib begraben. Er kam wieder hoch, ging zurück zum Camp und weckte Bill.
    Bill sprach, ohne die Augen zu öffnen. »Ich habe geträumt«, sagte er, »dass alte Weiber meinen Ruf in den Schmutz gezogen haben.«
    »Ich war’s nicht, Bill«, sagte Captain Jack. Charley zog sich langsam wieder seine Hosen an. Das Entmutigende an Beinproblemen war, dass die ersten Dinge, die man am Morgen tat – aufstehen und sich anziehen –, einen sofort wieder daran erinnerten. Bill setzte sich auf und schaute nach, ob noch Gin in der Flasche war.
    Sie luden ihre Seile und Waffen in das Kanu. Bill saß hinten, weil er gerne lenkte, Captain Jack vorne. Charley saß in der Mitte, mit dem Gesicht nach hinten zu Bill gewandt, und hielt sich an beiden Seiten des Kanus fest. Als sie die halbe Strecke hinter sich hatten, sagte er: »Weißt du, in diesem Licht siehst du tatsächlich legendär aus.«
    Bill hörte auf zu paddeln und hatte einen Ausdruck im Gesicht, als wollte er gleich mit ihm ringen. Er spuckte zwischen seine Knie und schwitzte Gin aus, das konnte Charley riechen. Charley wollte in einem Boot mit niemandem ringen. »Natürlich«, sagte er und zitierte aus
Harper’s Weekly
, »könnte es auch nur die Sonne sein, die sich in diesen stahlblauen Augen spiegelt.«
    Diese Worte berührten Captain Jack, auch er hörte jetzt auf zu paddeln, drehte sich zu ihnen um und starrte sie an. Charley merkte, dass sich das Kanu seitwärts neigte. »Passen Sie auf das verdammte Boot auf«, sagte er. Seiner Erfahrung nach bedeutete eine Seitwärtsneigung bei allem, mit dem man sich fortbewegte, Ärger.
    »Das hatte poetische Qualitäten, was Sie da gerade gesagt haben«, meinte Captain Jack. »Vielleicht verwende ich es irgendwann.«
    »Wenn Sie mich an Land bringen«, sagte Charley, »können Sie jedes einzelne Wort verwenden, das ich jemals gesagt habe. Ich überlasse sie Ihnen alle, hier und jetzt, mit Bill Hickok, der Legende, als meinem Zeugen.«
    Sie zogen das Kanu fünf Meter das Ufer hoch und ließen es unter einer Kiefer liegen. Charley stieg aus und streckte sich ausgiebig. Seine Beine verübelten es ihm, wenn er sie verknotete und wenn er sie streckte. »Sind Sie verletzt?« fragte Captain Jack.
    Charley schüttelte den Kopf. »Lassen Sie mir etwas Zeit, um meine Knochen wieder zusammenzustecken.«
    »Wenn Sie wollen, können Sie hier warten«, sagte Captain Jack. Er sprach mit ihm, als hätten sie eine Frau mitgeschleppt, die nicht mithalten konnte.
    »Ich sagte, lassen Sie mir etwas Zeit. Ich will doch

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