Deadwood - Dexter, P: Deadwood
zählten und bissen die Zähne zusammen. Charley spürte, dass Captain Jack nicht richtig mitzog. Der Geruch von Gin, den Bill ausströmte, wurde stärker. Charley kam plötzlich der Gedanke, dass die Kühe zurückkommen, den Gin riechen und denken könnten, das wäre der Geruch des Todes.
Sie zogen den Elch über die Schwelle der Senke und Bill ging, zielstrebig und aufrecht, zurück zu den Bäumen, wo er sich übergab. Auch Charley war flau im Magen, und er überlegte, während er Bill hörte, ob der einzige Unterschied in ihrem Befinden in der Menge an Pink Gin bestand, die sie am Vorabend getrunken hatten.
Captain Jack schwitzte kaum. »Es gibt kein schöneres Gefühl auf der Welt«, sagte er, »als die friedliche Ruhe im Anschluss an eine Jagd.«
Bill kam wundersamerweise mit einer Flasche Gin zurück und setzte sich neben Charley. Es war, als wäre er schon auf der ganzen Welt gewesen und hätte überall Flaschen für später deponiert. Er bot Charley einen Schluck an, doch der lehnte ab. »Ich muss erst einmal Wasser trinken«, sagte er.
Captain Jack ging den Hügel hinunter zum Kanu und kam ein paar Minuten später mit einer U.S.-Army-Feldflasche zurück. Er setzte sich und nahm einen langen, geräuschvollen Schluck. Charley vermutete, er hatte damit gewartet, bis Bill da war, um zu zeigen, dass er beim Ziehen seinen Teil beigetragen hatte. Als er fertig war, bot er Charley die Flasche an, der sie ignorierte.
Captain Jack nahm ihm das nicht übel und hielt Bill die Flasche hin, der ihm den Gefallen tat und mit der Ginflasche anstieß. »Auf die Jagd«, sagte Captain Jack.
Sie zogen den Elch den Hügel hinunter zum Wasser und Captain Jack befestigte das Seil am Ende des Kanus. Er ließ ungefähr zwei Meter Abstand zwischen dem Elch und dem Boot. »Das gefällt mir nicht«, sagte Charley.
Jack lächelte ihn an. »Ich habe das schon hundert Mal gemacht«, sagte er.
Charley schaute auf den Bullen, der doppelt so groß war wie ein Pferd, dann auf das Kanu. Dann sah er Bill an.
»Es ist nur ein Pferd mit einer traurigen Nase«, sagte Bill und nahm noch einen Schluck Gin.
»Ich weiß, was Sie denken«, sagte Captain Jack zu Charley. »Sie denken, er sei zu schwer.« Charley schaute ihn an. Captain Jack schüttelte den Kopf. »Sowie er ins Wasser kommt, schwimmt er wie ein Korken.«
Als Bill ihm das nächste Mal einen Drink anbot, nahm Charley dankend an. Sie schoben den Elch ins Wasser und, wie Captain Jack verkündet hatte, er ging nicht unter. »Sehen Sie«, sagte Jack, als sie im Kanu saßen, »was habe ich gesagt? Es sind die Gase, die ihn oben halten.«
Sie paddelten los. Die Gase hielten den Bullen an der Oberfläche, aber er war dadurch nicht leichter durchs Wasser zu ziehen. Charley saß in der Mitte und beobachtete Bill und den Bullen hinter ihm. Die Zunge des Bullen hing aus seinem Maul heraus, rotblau und dreißig Zentimeter lang, und eines seiner Augen war nach hinten gerollt, sodass nur der weiße Augapfel zu erkennen war – und trotzdem sah er noch besser aus als Bill.
»Soll ich dich beim Paddeln ablösen?« fragte Charley.
Bill antwortete nicht. Er stand nur auf, nahm seine Flasche Gin und ließ Charley zwischen seinen Beinen hindurch nach hinten krabbeln. Captain Jack drehte sich um und sagte etwas über die Ruhe und Zufriedenheit, wenn man seine eigenen Nahrungsvorräte gejagt hatte. »Ich liebe die Stadt wie jeder andere auch, Kumpels«, sagte er und meinte Deadwood, »aber manchmal denke ich, uns geht in unserer zivilisierten Welt etwas verloren.«
Für Charley hörte es sich so an, als wäre ein weiteres Gedicht in Arbeit.
Sie hatten das Wasser zu zwei Dritteln überquert, als der Elch unterging. Charley zog gerade mit dem Paddel kräftig durchs Wasser, als er ein Geräusch vernahm, das er noch nie zuvor gehört hatte, aber sofort erkannte. Sie alle erkannten es, denn es konnte gar nichts anderes sein. Der Elch furzte.
Es kam so plötzlich angerollt wie schlechtes Wetter und hielt so lange an, bis das Hinterteil des Tieres abtauchte. Dann wurde das Geräusch durch ein Blubbern ersetzt. Panisch drehte Captain Jack sich um.
Auch Charley blickte sich um und sah den Elch sinken. Er ging direkt unter, mit dem Hintern zuerst. Charley griff nach seinem Messer, aber der Elch war zu schnell für ihn. Bevor er das Seil zu fassen bekam, hob sich das Kanu bereits vorne aus dem Wasser. Charley verlor das Gleichgewicht, und während er sich an der Seite des Bootes festhielt, richtete sich
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