Death de LYX - Denn entkommen wirst du nicht (German Edition)
Süden fahren würden. Etwas tief in ihrem Inneren flüsterte, dass ihre Reise gerade erst begann.
Sie standen auf, und Ayden half ihr in die Jacke. Dann rief er nach Ms Wellington.
Ms Wellington kam aus einem Büro am Ende des Flurs. Sie bewegte sich selbstbewusst und energisch, ohne gehetzt zu wirken. Eine sauber gezupfte Augenbraue ging nach oben. »Haben Sie alles gefunden, was Sie brauchen?«
Ayden musterte die Frau. »Fürs Erste ja. Aber vielleicht komme ich noch mal zurück, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen.«
»Über meinen Mandanten werde ich nichts sagen. Anwaltsgeheimnis.« Sie war zutiefst empört.
In Aydens Augen flammte Ärger auf. Er holte die Bilder hervor und hielt sie so, dass nur Ms Wellington sie sehen konnte. »Sehen Sie sich die hier genau an, Ms Wellington. Dafür ist Ihr Mandant verantwortlich.«
Sie warf einen Blick auf die Aufnahmen. Einen Moment lang bröckelte ihre sorgsam gepflegte Fassade, als ihr die schreckliche Bedeutung der Bilder bewusst wurde. Aber ebenso schnell verbarg Ms Wellington ihre Gefühle wieder, und sie sah Ayden in die Augen. »Damit hatte ich nichts zu tun.«
Er hoffte, dass die Bilder sie erschreckten. »Aber Mr Braxton. Ich glaube, er oder sein Komplize hat diese Frau ermordet.«
»Ich weiß nichts, was Ihnen weiterhelfen könnte.«
Nun meldete sich Nicole zu Wort: »Sie hieß Claire Carmichael, und sie hat mir geholfen, meinem Mann zu entkommen. Ohne sie wäre ich jetzt tot, das weiß ich. Was Sie da sehen … das hat Richard – Ihr Mandant – ihr angetan, um sie dafür zu bestrafen, dass sie mir geholfen hat.«
»Wie gesagt, damit hatte ich nichts zu tun«, sagte Ms Wellington gleichmütig.
»Das haben wir auch nicht behauptet«, entgegnete Ayden. »Aber Ihr Mandant hatte sehr wohl etwas damit zu tun, und ich hoffe, Sie werden der Polizei helfen, dieses Monster hinter Gitter zu bringen.«
Ms Wellington schluckte. »Ich kann nicht sagen, worüber mein Mandant und ich gesprochen haben, aber wenn ich sonst irgendwie helfen kann, dann werde ich das selbstverständlich tun.«
Ayden wirkte zwar nicht besänftigt, aber er akzeptierte ihren Standpunkt. Wahrscheinlich hatte sie mit dem Mord wirklich nichts zu tun, aber sie schützte den Killer. »Wir sprechen uns bald wieder. Können Sie mir sagen, wo wir diese Bank finden?«
Sie sah sich die Karte an. »Gleich um die Ecke, keine hundert Meter von hier.« Sie beschrieb ihnen den Weg und begleitete sie zum Ausgang.
»Es gibt da einen kleinen Gasthof, nur zwei Straßen von hier, am Potomac. Layfette
House
«, sagte Ms Wellington. »Bei dem Schneechaos sind die Straßen inzwischen bestimmt verstopft. Die meisten Leute wissen nichts von dem Gasthof, deswegen wird er als letzter voll werden.«
Ayden nickte, während er den Kragen seines Mantels hochschlug. »Danke.«
Nicole und Ayden verließen die Anwaltskanzlei. Draußen war es bitterkalt geworden, und der Schnee fiel nun dichter. Der heftige Niederschlag wollte nicht nachlassen. Auf den Straßen lagen schon gut zwei Zentimeter Schnee, und eine weiße Decke umhüllte Aydens Wagen.
Er nahm Nicole beim Arm, und sie traten hinaus in den Schnee. Sie wollten den kurzen Weg lieber zu Fuß gehen, als das Auto zu nehmen und zu riskieren, keinen Parkplatz mehr zu finden.
Dieser historische Stadtteil mit seinen Bürgersteigen aus Backstein wurde durch den Schnee, die grünen Kränze an den Türen der Stadthäuser und die in den Fenstern brennenden Kerzen nur noch charmanter. Wenn sie und Ayden nicht diese unangenehme Aufgabe zu erledigen gehabt hätten, wäre Nicole liebend gern Hand in Hand mit ihm durch die Straßen spaziert und hätte ihre Schönheit auf sich wirken lassen.
Aber das kam nicht infrage.
Schneeflocken landeten auf Aydens blondem Haar. Blaue Augen blickten sie durchdringend an. »Es wird alles gut.«
»Das würde ich gerne glauben.«
Warme, feste Finger schlossen sich um ihre kalte Hand. »Du darfst es glauben.«
Wenn er so nah bei ihr war und sie berührte, wusste sie, dass ihr alles gelingen würde. Irgendwie würde alles gut gehen, und sie musste keine Angst haben. Sie schöpfte wieder Hoffnung. »Okay.«
Sie gingen den jahrhundertealten Backsteinbürgersteig in der Union Street entlang. In einiger Entfernung floss der Potomac vorbei, während der Schnee sich an seinen eisigen Ufern sammelte.
Wenige Minuten später standen sie vor den Türen der Bank. Ayden streckte die Hand aus und zog an dem Messingtürgriff. Die Tür war
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