Death de LYX - Denn entkommen wirst du nicht (German Edition)
nicht heiraten?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Also willst du heiraten?«
Er küsste sie auf den Mund. »Ich meine, ich will nicht, wenn du nicht willst. Wenn ich mit dir zusammen bin, ist das Leben nicht ganz so schwarz-weiß.«
Sie kaute auf ihrer Lippe herum. »Das ist es ja. Ich will. Trotz der ganzen vergangenen … Dinge … bin ich von der Ehe überzeugt. Ich bin davon überzeugt, dass wir heiraten sollen.« In seinen Augen spiegelten sich so viele Gefühle, dass sie gar nicht damit anfangen konnte, sie zu benennen. »Ich bringe alles durcheinander.«
»Du machst es ganz wunderbar.« Er machte sich von ihr los und ging quer durch den Raum zu einem Schreibtisch in der Ecke. Er zog eine Schublade auf, holte eine kleine Schatulle heraus und ging wieder zu ihr zurück. »Das hier habe ich schon seit April. Ich habe es ein paar Tage vor der Taufe gesehen und dachte, es passt perfekt zu dir. Ich habe gehofft, es dir eines Tages zu geben.«
Tränen traten ihr in die Augen. Du lieber Himmel, er hatte ihr einen Verlobungsring gekauft, und das nur wenige Tage, bevor sie ihm einen Korb gegeben hatte. »Es tut mir so leid.«
Er wischte ihr die Tränen mit dem Daumen ab. »Du musst dich nicht entschuldigen. Du warst ehrlich. Du warst noch nicht so weit. Ich war an dem Tag nicht gerade glücklich über das, was du gesagt hast, aber ich habe es verstanden.«
Er klappte die Schatulle auf, und ein atemberaubender Ring kam zum Vorschein. Es war kein traditioneller einzelner Diamant, sondern in den Goldring war eine Reihe kleiner Diamanten eingelassen. Fasziniert starrte sie darauf. Er war perfekt.
»Ich habe überlegt, einen einzelnen großen Diamanten zu nehmen, aber ich dachte, das wäre nicht dein Ding. Als ich diesen Ring gesehen habe, schien er einfach zu dir zu passen.«
Tränen liefen ihr übers Gesicht.
»Wenn er dir nicht gefällt …«
»Er ist wunderschön. Du kennst mich besser, als ich mich selbst kenne.«
Er nahm den Ring aus der Schatulle und steckte ihn ihr auf den Ringfinger. »Nicole, willst du mich heiraten?«
Noch mehr Tränen. »Ja. Ja. Ja.«
Sie gingen an jenem Abend zur Party der Kiers. Aber sie kamen spät dort an.
Leseprobe
MARY BURTON
Niemand hört dich schreien
Prolog
Sonntag, 6. Januar, Sonnenuntergang
»Es ist Zeit, Ruth.«
In den leisen Worten des Mannes lag eine düstere Endgültigkeit. Das Herz wurde ihm wahrhaft schwer, als er jetzt aus dem vom Frost beschlagenen Fenster blickte. Draußen bogen sich die Kiefern unter dem Gewicht des Eises. Arktische Windböen jagten über die Felder, wirbelten den Schnee auf und zeichneten kleine Spiralen hinein.
»Ich will nicht, dass du gehst«, sagte er und drehte sich zu Ruth um.
Die Frau saß mit gesenktem Kopf auf einem hölzernen Stuhl. Das dunkle Haar fiel ihr ins tränenüberströmte Gesicht. »Bitte«, flehte sie.
Eine hellrosa Tapete, weiße, durchscheinende Vorhänge und ein großer geflochtener Teppich aus gelben, violetten und blauen Strängen zierten den Raum; beherrscht wurde er jedoch von einem weißen Himmelbett, auf dem eine rosa Decke und Dutzende von Stofftieren lagen. Er hatte das Zimmer eigens für sie und die anderen eingerichtet.
»Schsch. Ich muss dich gehen lassen. Wir wussten doch beide, dass es irgendwann so weit sein würde.« Traurigkeit schnürte ihm die Kehle zu.
Ruth hob kaum merklich den Kopf. Sie sah auf ihre Handgelenke hinunter, die an die Armlehnen gefesselt waren. »Nein. Nein. Ich will nicht weg, ich will bei dir bleiben.«
Das heisere Flüstern war gelogen. Instinktiv begriff sie, was Weggehen bedeutete. Sterben.
In der Hoffnung, sie beruhigen zu können, durchquerte er den Raum. »Du brauchst keine Angst zu haben.« Er ging neben ihr in die Knie und legte die Hand auf die Schnur, mit der ihr weißes Handgelenk festgebunden war. Nach Tagen vergeblichen Kampfes war es wund und blutete. »Schon gut, Ruth. Es geschieht zu deinem Besten. Bald wirst du es verstehen«, sagte er zärtlich.
Tränen strömten ihr über das Gesicht. »Nein. Lass mich doch hierbleiben.« In ihren Augen stand Verzweiflung. »Wir können immer noch eine Familie sein.«
»Du musst Vertrauen zu mir haben, Ruth. Ich weiß, was das Beste für dich ist.« Sanft berührte er ihre Wange.
Sie zuckte zusammen, bemühte sich dann aber um ein Lächeln, als ihre blassgrünen Augen seinem Blick begegneten. »Allen, bitte.«
Er hatte es gern, wenn sie seinen Namen sagte. »Ich kann nicht. Das weißt du doch.«
Liebevoll
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