Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
Vom Netzwerk:
Blick auf den Tatort haben. Immer wieder tauchte vor ihrem geistigen Auge das grauenhafte Bild der verkohlten und grässlich verformten Leiche auf. Die übergroß wirkenden Zähne in dem kleinen Schädel … nein, daran wollte sie nicht denken. Die Bilder würden in der Nacht zurückkehren. Manuela blieb nur die Hoffnung, dass das Opfer bereits tot gewesen war, als es verbrannte.
    Weil sie auf dem steilen Hang abzurutschen drohte, griff sie nach dem dünnen, biegsamen Stamm einer jungen Birke. Mit dessen Hilfe zog sie sich einige Meter weiter hoch, schlug dann ein paar Serpentinen und erreichte bald den oberen Rand. Sie klopfte sich den Staub aus der Kleidung und richtete sich auf. Der Ausblick von hier aus war großartig. Wenn hier nicht ein Mord geschehen wäre, hätte man das Areal durchaus als schön bezeichnen können. Manuela trat ganz dicht an die Abbruchkante heran.
    Merkwürdig.
    Wahrscheinlich hatte man von keinem anderen Platz in der Kiesgrube einen so guten Blick auf den Scheiterhaufen. Wenn der Täter den Scheiterhaufen hätte verbergen wollen, dann hätte er ihn irgendwo zwischen den Bäumen dort unten anlegen können.
    Warum also hatte er ihn direkt in die Mitte der Kiesgrube platziert?
    Hatte der Täter selbst von hier oben aus zugesehen, wie das Opfer qualvoll verbrannt war? Sozusagen aus sicherer Entfernung von einem Logenplatz aus?
    Manuela untersuchte den Boden. Hier oben bildete niedriges, trockenes Gras einen dünnen Bewuchs, unter dem der Sand verschwand. Spuren würden nur schwer zu erkennen sein. Trotzdem fiel ihr ein paar Meter von ihrem Standort entfernt an der Abbruchkante etwas auf. Sie ging hinüber und sah es sich genauer an.
    Die Stelle sah genauso aus wie die, die sie selbst verursacht hatte, als sie über die Kante gekrabbelt war. Vor kurzem war also schon einmal jemand hier gewesen.
    Manuela versuchte eine Spur zu finden, die von der Stelle wegführte. Minutenlang starrte sie auf den Boden. Ja, da war eine Spur. Verschobene Steine, abgeknicktes Gras, Vertiefungen, wo keine hätten sein dürfen. Manuela folgte der Fährte. Sie führte geradewegs auf ein Gebüsch zu. Als sie davorstand, sah sie etwas metallisch aufblitzen. Vorsichtig bog Manuela die Zweige auseinander.
    In dem dichten Blätterwerk stand ein mattschwarzes Stativ mit einer kleinen schwarzen Kamera darauf.
    Manuela folgte mit ihren Augen dem Winkel des Objektivs.
    Es war genau auf den Scheiterhaufen ausgerichtet.
     
    Nachdem sie den Fund bei Kieling gemeldet hatte, war sie erneut außen vor. Der Hauptkommissar und die Spurentechniker kümmerten sich nun darum.
    «Der Schriftsteller hängt immer noch bei der Schranke herum. Gehen Sie doch mal vor und schicken Sie ihn nach Hause. Ich brauch den nicht mehr», wies Kieling sie an.
    Manuela fügte sich zähneknirschend. Kieling wollte sie immer noch nicht direkt in der heißen Zone haben, und das, obwohl sie die Kamera gefunden hatte! Aber gut, sie war es ihm schuldig, auf ihn zu hören. Bei Manuela verstärkte sich der Eindruck, dass er das ausnutzte. Sie musste sich schon sehr zurücknehmen, um nicht doch mit einer schnippischen Antwort zu reagieren. In ihr brodelte es, als sie die Kiesgrube verließ und durch den Wald zurück zur Schranke lief.
    Schon von weitem sah sie die kleine Menschenansammlung dort.
    Zwei Beamte in Uniform, Andreas und ein großgewachsener Mann unterhielten sich. Beim Näherkommen betrachtete Manuela den Fremden. Er war alt, sicher über siebzig, trug die Kleidung eines Jägers und einen braunen Hut mit schmaler Krempe, an dem sogar eine Fasanenfeder steckte.
    Der Mann redete mit Händen und Füßen. Er sprach Plattdeutsch. Manuela hätte ihn verstehen müssen, ihr Großvater hatte Platt gesprochen, aber dieser Mann nuschelte ganz furchtbar. Er hört sich an, als spräche er eine intergalaktische Fremdsprache.
    «… immer wieder, dabei ist das verboten, aber es schert sich ja keiner darum …», hörte sie heraus.
    Einer der Beamten bemerkte Manuela und wandte sich ihr zu. Manuela wusste nicht, was Kieling den uniformierten Kollegen erzählt hatte, aber es schien so, als hielte zumindest dieser hier sie für eine vorgesetzte Kommissarin.
    «Das ist Ludwig Herrenhäuser, Dr. Ludwig Herrenhäuser, pensionierter Richter am Landgericht», klärte der Kollege Manuela auf. «Er hat etwas beobachtet. Ein Fahrzeug.»
    «… ein Totenkopf auf der Seite …», hörte Manuela mit einem Ohr den Jäger sagen.
    «Wollen Sie vielleicht die Vernehmung

Weitere Kostenlose Bücher