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Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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wieder um. Obwohl die Sonne durch das Laub- und Nadeldach brach, empfand ich die Atmosphäre als unheimlich, vielleicht sogar bedrohlich. Normalerweise hatte ich keine Angst vor tiefen Wäldern, aber heute war es etwas anderes. Ich war angespannt. Was erwartete uns hier? Wer hatte Thaumann die Koordinaten zugespielt und zu welchem Zweck?
    «Vorsicht!», rief Manuela plötzlich, packte mich am Arm und hielt mich zurück. Ihre Geistesgegenwart bewahrte mich vor einem tiefen Sturz. Ich hatte auf das Navigationsgerät geschaut und die Abbruchkante nicht bemerkt.
    Der Wald endete an einem tiefen Trichter. Direkt vor uns fiel ein steiniger Hang circa fünfzehn Meter tief ab.
    «Eine Kiesgrube», sagte Manuela. «Liegt hier das Ziel?»
    «Ja, vermutlich irgendwo dort unten.»
    Wir gingen eine Weile an der Abbruchkante entlang, bis wir eine Möglichkeit zum Abstieg fanden. Mehr rutschend als gehend, strauchelten wir den Hang hinab. Eine kleine Steinlawine schwappte uns voraus.
    «Riecht merkwürdig», sagte Manuela, als wir den Boden des Trichters erreichten. Sie blähte die Nasenflügel und sog die Luft tief ein. Ich tat es ihr gleich.
    «Ja, richtig eklig. Was ist das?»
    «Riecht wie … verbranntes Fett oder so.»
    Wir gingen weiter und behielten dabei die Hänge im Auge. Hier unten kam ich mir eingesperrt und wie auf dem Präsentierteller vor. Oben am Waldrand konnte sich jemand verstecken und uns beobachten. Natürlich hatte ich an eine Falle gedacht, aber das ergab keinen Sinn. Die Koordinaten waren schließlich für Thaumann bestimmt gewesen.
    «Ist ja wie auf einem fremden Planeten», sagte Manuela leise.
    Ich gab ihr recht. Diese ehemalige Kiesgrube machte einen unwirtlichen Eindruck. Daran änderte auch der frische Bewuchs nichts. Die Steine strahlten eine kalte, leblose Atmosphäre aus.
    «Hier wird der Geruch intensiver», sagte ich. Mein Geruchssinn war schon immer sehr ausgeprägt gewesen, und was hier in der Luft lag, brannte in meiner Nase.
    «Was ist das da vorn?», fragte Manuela.
    Vielleicht fünfzig Meter voraus erkannte ich einen dunklen Fleck auf dem hellen Steingrund.
    Es war ein großer Haufen verbranntes Holz. Dem intensiven Geruch nach war es erst vor kurzer Zeit abgefackelt worden. Ich sah verkohlte Äste und Zweige, aber auch ein paar Bretter und Balken.
    Vorsichtig näherten wir uns dem Haufen bis auf einen halben Meter. Die Sonne brach durch eine Wolkenlücke, und die Stelle wurde wie durch einen Scheinwerfer hell beleuchtet.
    Neben mir zuckte Manuela zusammen und erstarrte. Sie atmete scharf ein.
    Mir lief es kalt den Rücken hinab.
    «Großer Gott», stieß Manuela aus.
    In dem schwarzen Brennholzhaufen lag eine verkohlte, grotesk verformte menschliche Leiche.
    Aus der erhöhten Position erfasste die Kamera die zwei Personen in der tiefen Kiesgrube. Sie näherten sich dem abgebrannten Scheiterhaufen.
    Die Kamera zoomte näher an die Gesichter der beiden Personen heran
    Ein Mann und eine Frau. Sie blieben vor dem Brennholzhaufen stehen. Erschrocken schlug die Frau eine Hand vor den Mund. Der Mann ging in die Knie und betrachtete die verbrannte Leiche. Die Frau ließ die Hand sinken, legte den Kopf leicht schräg und schaute genau in die Kamera. Es sah aus, als hätte sie bemerkt, dass sie beobachtet wurden.
    Er lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück und betrachtete das Bild auf dem linken Monitor. Er hatte die Kamera längst von dort entfernen wollen, war aber nicht dazu gekommen, und jetzt war er froh darüber.
    Den Mann kannte er bereits vom Lazarettgelände, die Frau sah er zum ersten Mal. Wie hatten sie dorthin gefunden? In Thaumanns Wohnung und auf dessen Computer hatte er keine Informationen zurückgelassen, da war er sich sicher.
    An welcher Stelle hatte er einen Fehler gemacht?
    Er musste unbedingt herausfinden, was die beiden wussten.
    Er würde nicht zulassen, dass sie sein Werk zerstörten.
    Er beugte sich ganz nah an den Bildschirm und bediente mit der Maus die ferngesteuerte Kamera. Ein kleines Stück konnte er noch heranzoomen. Zu schade, dass das Mikrophon im Feuer verbrannt war. Er hätte zu gern gehört, was sie besprachen.
    Es störte ihn, dass die Frau genau in die Kamera schaute. Ihr Blick schien durch das Objektiv in ihn einzudringen.
    Er merkte sich ihr Gesicht ganz genau.
    Diese beiden waren seine Gegner.
     
     
    Ü ber den Waldweg näherten sich zwei Streifenwagen mit Blaulicht, ihnen folgte ein ziviler blauer Ford Focus sowie ein Mercedes Sprinter. Sie fuhren

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