Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
wahrhaftig schon genug Fehler begangen.
Sie brauchte nur an Brendan zu denken, mit dem sie in ihrer High-School-Zeit gegangen war, ein Freund ihres Bruders Robert. Was war daraus entstanden? Und dann natürlich Ryan, der Mann, den sie in ihrer Enttäuschung geheiratet hatte – der größte Fehler ihres Lebens. Die beiden Männer, mit denen sie sich seit Ryans Tod getroffen hatten, waren nicht der Rede wert.
Shannon schauderte, als sie an ihren Mann dachte. Was für ein Albtraum. Und die Erinnerungen an alles, was er ihr angetan hatte, waren in dem Haus noch immer gegenwärtig, auch wenn sie schon längst aus dem Eheschlafzimmer im Erdgeschoss ausgezogen war, das sie jetzt als Arbeitszimmer nutzte, sich ein neues Bett gekauft und es im Obergeschoss aufgestellt hatte.
In dem neuen Haus würde sie einen neuen Anfang machen, mit einem offenen, strahlenden Horizont, sagte Shannon sich, während sie Farbeimer, Malerrollen, Abstreifer, Reinigungsmittel und ein paar Artikel für den täglichen Bedarf wie Toilettenpapier, Küchentücher und Müllbeutel auslud und ins Haus schaffte.
Die Küchenwände waren mit altem Kiefernholz verschalt, die Dielenböden waren verschrammt. Der Kamin bestand aus Flusssteinen und war jahrelang nicht benutzt worden. Vermutlich nisteten entweder Vögel oder Wespen darin. Doch vor ihrem inneren Auge sah sie den Raum, wie er mit frisch gestrichenen Wänden, abgeschliffenen, glänzend polierten Holzböden, lackierten Wandschränken und neuen Fliesen auf den Arbeitsflächen aussehen würde. Ein paar Teppiche strategisch verteilt zwischen dem alten Schaukelstuhl und dem antiken Sofa, ein munter prasselndes Feuer im Kamin …
Besonders praktisch fand sie den angebauten Holzschuppen. Man erreichte ihn von der Küche aus durch einen Vorraum der zu beiden Seiten des Hauses offenen Veranda, der gleichzeitig als Waschküche diente. Der Schuppen war lang und schmal, mit durchhängendem Dach, und am anderen Ende führte eine Tür zum Hof hinaus. Dort würde sie die Hundezwinger einrichten, mit abgetrennten Auslaufflächen, die auf einen großen Trainings- und Spielplatz mündeten.
Es wäre perfekt!
»Der Himmel auf Erden«, murmelte sie ironisch – dass es so etwas nicht gab, war ihr sehr wohl klar. Sie nahm den Schlüssel, den Alexi ihr gegeben hatte, und öffnete die Tür zum Schuppen. Der Geruch von trockenem Holz, Sägemehl und Schmutz stieg ihr in die Nase. Shannon wedelte ein paar Spinnweben fort, die von der reparaturbedürftigen Decke hingen, und durchquerte den Raum bis zur Hintertür. Dabei betrachtete sie prüfend die Mauern. Sie würde eine Wärmedämmung einbauen müssen, Installationen, Stromversorgung, Heizung und mehr Fenster, um für die Hunde Tageslicht hereinzulassen. Und den morschen Dielenboden musste sie durch Beton und Fliesen ersetzen lassen. Das würde eine Menge Zeit und Geld kosten, aber Shannon sparte schon dafür, seit sie sich vor drei Jahren entschlossen hatte umzuziehen.
Sie wollte gerade die hintere Tür des Schuppens aufsperren, als sie bemerkte, dass diese unverschlossen war. Der glänzende neue Riegel war nicht vorgeschoben.
Als sie die Klinke betätigte, öffnete die Tür sich knarrend. Eine schadhafte Treppe führte in den zugewucherten Garten, durch den ein unkrautbewachsener Weg zum Törchen führte.
Unbehagen überkam Shannon.
Warum machte Alexi sich die Mühe, einen brandneuen Riegel anzubringen, ließ die Tür dann jedoch unverschlossen?
Ein Versehen?
Oder war jemand eingebrochen?
Sie trat ins Freie, drehte sich langsam um und suchte mit dem Blick noch einmal Haus und Grundstück ab. Den Gedanken an einen Einbruch schob sie von sich. Wenn sich jemand für dieses Haus interessierte, dann gab es dafür sicher eine harmlose Erklärung. Vielleicht waren es Teenager auf der Suche nach einem Ort, wo sie eine Party feiern konnten – allerdings deutete nichts im Haus darauf hin, es lagen keine leeren Bierflaschen herum, keine Zigarettenkippen oder sonstiger Müll. Möglicherweise gab es auch einen weiteren Interessenten, der hoffte, der Verkauf käme nicht zustande. Oder aber ein Wanderer oder Jäger war zufällig auf das Haus gestoßen und neugierig geworden.
Nichts Bedrohliches.
Nichts Ernstes.
Sie nahm nur immer gleich das Schlimmste an, weil in der letzten Zeit so viel Düsteres und Rätselhaftes geschehen war. »Erschrick doch nicht vor deinem eigenen Schatten«, redete sie sich selbst zu, verriegelte die Tür und vergewisserte sich, dass sie
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