Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Titel: Deathkiss - Suess schmeckt die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Kommentar«, sagte sie langsam und deutlich, den Blick fest auf den Reporter neben Travis gerichtet, als sei dieser entweder taub oder strohdumm.
    »Aber wo waren Sie in jener Nacht?«, beharrte der Mann.
    Der Anwalt flüsterte Shannon etwas ins Ohr, doch sie beachtete ihn nicht. »Kein Kommentar«, wiederholte sie.
    Als sie sich bückte, um ins Auto zu steigen, blieb ihr Blick einen Moment lang an Travis hängen.
    Die Straßengeräusche, die Reporter, der Verkehrslärm, die Tauben auf dem Platz – alles schien schlagartig zu verstummen.
    Ein Prickeln kroch seinen Nacken hinunter, und er hatte ein beklommenes Gefühl in der Brust.
    Was er in ihrer Miene sah, erschreckte ihn: Da war Schmerz, Angst und noch etwas, eine Entschlossenheit, die ihm durch und durch ging. Diese Frau wirkte nicht wie eine, die den Verstand verloren und ihren Mann umgebracht hatte. Shannon Flannery schien jederzeit genau zu wissen, was sie tat.
    Sie wirkte gefestigt und selbstsicher.
    Wäre sie fähig, einen Mord zu begehen?
    Vielleicht.
    Ihr Blick war wie eine Herausforderung, und plötzlich überkam Travis das Verlangen, mehr über sie zu erfahren, eine Betroffenheit, die weit über das oberflächliche Interesse an ihr als der leiblichen Mutter seines Kindes hinausging.
    Ohne den Blick von ihm zu wenden, setzte sie ihre Sonnenbrille wieder auf. Ein langer Augenblick verging, ehe sie sich abwandte und in den Wagen stieg. Erst jetzt bemerkte Travis, dass ihm der Schweiß von den Schläfen rann und seine Handflächen nass waren.
    Er blickte dem Auto nach, bis es an der nächsten Ampel abbog. Die Menschenmenge löste sich auf, Travis jedoch stand noch lange da und starrte auf die Stelle, an der der Mercedes gestanden hatte.
    Etwas in seinem Inneren hatte sich geöffnet.
    Etwas Dunkles, etwas, das er nicht verstand und worüber er nicht nachdenken wollte, etwas, das einen Herzschlag lang in ihm schwang und dann verschwand.
    Er dachte an Ella, die noch keine sechs Monate im Grab lag. Ella mit ihrem kurzen blonden Haar, dem strahlenden Lächeln und den Apfelbäckchen. Sie war geistreich und fröhlich gewesen, anfangs eine Freundin für ihn, später seine Frau und Geliebte. Eine warmherzige Frau. Eine gläubige Frau, die regelmäßig zur Kirche ging. Eine Frau, in deren Beisein er sich geborgen fühlte. Und eine unfruchtbare Frau.
    Das genaue Gegenteil von Shannon Flannery.
    Das schlechte Gewissen bohrte in ihm, und seit diesem Augenblick versetzte es ihm jedes Mal einen Stich, wenn er Shannons Namen hörte. Er hatte eine Akte über sie angelegt, die er in seinem Büro unter Verschluss hielt, und spätabends blätterte er manchmal darin.
    Jetzt klang es verrückt, aber an jenem Tag vor beinahe drei Jahren hatte er eine Vorahnung gehabt, dass ihre Wege sich noch einmal kreuzen würden. Wegen Dani? Oder war es etwas, worüber er lieber nicht nachdenken wollte?
    Wie auch immer, es hatte sich bewahrheitet.
    Er würde zu ihr in Kontakt treten.
    Wegen seiner Tochter.
    Ihrer Tochter.
    Die verschwunden war.
    Er verkrampfte sich innerlich, als er daran dachte, wie Dani damals, kurz nach seiner Reise nach San Francisco, angefangen hatte, ihn mit Fragen nach ihren leiblichen Eltern zu bestürmen. Als er abwehrend reagierte, hatte sie versucht, indirekt etwas aus ihm herauszubekommen. Er glaubte sogar, dass Dani versuchte, die Frau zu finden. Womöglich war sie auf die Adoptionspapiere gestoßen, ehe er sie in der geheimen Akte weggeschlossen hatte. Dani war klug und gewitzt, verstand es, ihren Charme spielen zu lassen, und konnte ihn mit großen Unschuldsaugen ansehen, auch wenn sie insgeheim etwas ausheckte.
    Einmal hatte er sie zu Hause dabei ertappt, dass sie einen Chatroom für Adoptivkinder auf der Suche nach ihren leiblichen Eltern besuchte. Travis war überzeugt, dass sie einen Weg gefunden hatte, ihre Nachforschungen fortzusetzen, ohne dass er etwas davon mitbekam.
    Verdammt. Er hätte offener mit ihr sprechen sollen, aber er hatte geglaubt, sie sei zu jung.
    Auch wenn Shannon Flannery nicht selbst nach Dani gesucht hatte, bestand nun also die Möglichkeit, dass Dani sich ihrerseits auf den Weg zu ihrer leiblichen Mutter gemacht hatte. Oder jemand anders hatte sie fortgelockt.
    Er verbot sich selbst, so zu denken. In Wahrheit konnte er auch völlig falsch liegen. Vielleicht interessierte sich Shannon Flannery nicht im Geringsten für das Kind, das sie zur Adoption freigegeben hatte. Das Gleiche galt für Brendan Giles, Danis leiblichen Vater. Aber

Weitere Kostenlose Bücher