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Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Titel: Deathkiss - Suess schmeckt die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
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aber noch war sie nicht tot. Sie hatte sogar schon eine Idee, wie sie sich befreien könnte, auch wenn der Plan noch nicht ausgearbeitet war. Außerdem ging ihr das blutige Messer nicht aus dem Kopf, das sie hinten im Lieferwagen gesehen hatte. Er hatte es versteckt, als sie anhielten und er glaubte, sie sähe es nicht. Und dann war da noch der große, schwarze Müllsack … Sie mochte sich gar nicht ausmalen, was womöglich darin steckte.
    Bitte, lieber Gott, hilf mir.
    Sie nagte an ihrer Unterlippe, eine Angewohnheit, die sie entwickelt hatte, als ihre Mutter krank geworden war. Aber sie unterdrückte den Impuls sofort wieder, um nicht zu verraten, dass sie wach war. Sie musste den Kerl in Sicherheit wiegen.
    Mit fast geschlossenen Augen betrachtete sie in dem gespenstisch grünen Lichtschimmer seine Gesichtszüge. Eine gerade Nase, tief liegende Augen, ein harter Mund, Bartschatten auf Kinn und Wangen. Der Mann fuhr konstant zwischen neunzig und hundert Stundenkilometer. Das Radio war auf einen Nachrichtensender eingestellt, einen Sender in Santa Rosa, Kalifornien, wie Dani erkannt hatte.
    Das passte: Sie hatte immer wieder verstohlene Blicke auf den Kilometerzähler geworfen, und nach der Entfernung und der Landschaft zu urteilen, die sie durchs Wagenfenster sah, befanden sie sich jetzt irgendwo im nördlichen Kalifornien.
    Ihr Entführer war allerdings nicht auf direktem Weg hierher gekommen. Zuerst war er in Richtung Osten gefahren, nach Idaho hinein. Kurz nach Mitternacht war er bei einer Kleinstadt, die laut den Schildern am Highway etwa vierzig Meilen von Boise entfernt lag, auf einen Feldweg abgebogen. Eine ganze Weile lang war er zwischen hohem, ausgebleichtem Gras und ein paar mickrigen Bäumen hindurchgefahren, wobei Halme und Unkraut das Bodenblech streiften und der Lieferwagen durch Schlaglöcher holperte. Der Weg mündete in einen mit kniehohem, gelbem Gras bewachsenen Platz zwischen ein paar heruntergekommenen Gebäuden, die anscheinend leerstanden.
    Der Mann hatte seinen Lieferwagen bei einer baufälligen Garage abgestellt, deren Fenster mit Brettern vernagelt waren. Nach einem raschen Blick zu ihr war er aus der Fahrerkabine gestiegen und hatte sich gestreckt. Er war groß, ziemlich muskulös und schätzungsweise zwischen dreißig und vierzig.
    Dani hatte beobachtet, wie er auf die Garage zuging und dabei in seiner Hosentasche kramte, bis er schließlich etwas hervorzog, das im schwachen Mondlicht metallisch glänzte. Ein Schlüssel. Die Tür der Garage ließ sich knarrend öffnen. Der Mann kehrte zum Wagen zurück, öffnete die Klappe zum Laderaum und nahm eine Reisetasche, den Werkzeugkasten und zwei Kisten heraus.
    O Gott, dachte Dani verängstigt, hatte er etwa vor, mit ihr hierzubleiben? Gänsehaut kroch ihr über den Rücken bei der Vorstellung, mit dem Entführer allein in dem halbverfallenen Bauernhaus festzusitzen, das geradewegs aus einem Horrorfilm zu stammen schien.
    Wie sollte sie von hier jemals entkommen?
    Und wohin konnte sie flüchten in dieser einsamen Gegend?
    Wenigstens hatte sie noch ihr Handy. Es war ihr gelungen, es heimlich aus der Tasche dieser bescheuerten Trainingshose zu ziehen und in ihrem BH zu verstecken, als er glaubte, sie sei noch bewusstlos von dem eklig stinkenden Zeug, mit dem er sie betäubt hatte.
    Erst später hatte er ihr die Hände gefesselt. Doch sie wagte nicht, das Gerät hervorzuholen, aus Angst, es könnte ihr entgleiten. Außerdem fürchtete sie, wenn sie es einschaltete, würde der Signalton sie verraten. Es war ein altes Handy, noch nicht mit einem GPS-Chip ausgestattet wie die neueren.
    Jetzt hockte sie in dem Lieferwagen und drehte ganz leicht den Kopf, um das Haus besser sehen zu können. Der Putz an den Mauern war rissig und blätterte ab, die Türangeln waren verrostet. Eine Insektenschutztür schlug im leichten Wind. An einer Ecke war das Dach völlig eingefallen.
    Von einem ehemaligen Pumpenhaus war nur noch ein Haufen Schutt übrig.
    Es war so still hier draußen.
    Dani hörte nichts als das Schlagen der Tür und ihren eigenen Atem.
    Es kam ihr vor, als seien sie am Ende der Welt. Sie fröstelte trotz der Hitze. Wie lange würde sie hier mit ihm ausharren müssen? Sie warf einen angstvollen Blick in den Laderaum des Lieferwagens, wo immer noch der schwarze Plastiksack lag.
    Gegen ihren Willen empfand sie den Drang, die gelbe Schnur aufzuknüpfen und den Sack zu öffnen.
    Doch zugleich graute ihr davor, womöglich die zusammengekrümmte

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