Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
Sanitäterin, während ihr Kollege über Funk meldete, dass es keine weiteren Verletzten gab.
»Sie hat die Pferde herausgelassen, weil sie fürchtete, das Feuer könnte auf den Stall übergreifen. Ich war nicht bei ihr, ich habe mich inzwischen um die Hunde gekümmert … Aber ich dachte, vielleicht wurde sie von den Pferden überrannt …«
»Das hier ist mehr als ein Huftritt«, widersprach die Sanitäterin. »Wie lange ist sie schon bewusstlos?«
Travis antwortete: »Etwa fünf Minuten, vielleicht auch sechs oder sieben.«
Flink und gekonnt bandagierte die Sanitäterin Shannons Kopf. Als sie die Verletzung am Hinterkopf sah, runzelte sie die Stirn. Dann riss sie Shannons Bluse auf und versorgte die Schürfwunden am Brustkorb. »Oberflächliche Fleischwunden«, stellte sie fest.
Als Nächstes leuchtete sie Shannon mit einer kleinen Lampe in die Augen. »Shannon Flannery!«, rief sie. »Shannon!« Keine Reaktion. »Wir bringen sie ins Krankenhaus. Vorsichtig mit ihrer Schulter.«
Während zwei weitere Kollegen, die inzwischen hinzugekommen waren, eine Trage aufklappten, sprach sie in ein Diktiergerät: »Das Opfer hat multiple Platzwunden im Gesicht und am Kopf …« Sie rasselte noch weitere Befunde herunter und schaltete schließlich das Gerät aus. »Sieht so aus, als hätte jemand sie brutal zusammengeschlagen.« Ihr Blick ruhte einen Moment lang auf der verschmierten Blutspur in der Stallgasse, ehe sie sagte: »Bringen wir sie ins Krankenhaus.« Die Sanitäter stabilisierten Shannons Genick und legten sie behutsam auf die Trage.
Travis’ Magen krampfte sich zusammen. Was zum Teufel war ihr zugestoßen in den paar Minuten, in denen sie im Pferdestall war, während er sich um die Hunde kümmerte? Die Sanitäterin hatte recht: Shannon sah aus, als hätte jemand mit einem Baseballschläger auf sie eingedroschen. Und all das konnte nur passieren, weil ihre Tiere ihr so wichtig waren, dass sie ihr Leben für sie aufs Spiel setzte.
Er fühlte sich ganz elend.
»Sie beide erzählen jetzt den Ermittlern, was Sie über diesen Vorfall wissen«, befahl die Sanitäterin, dann hoben sie und ihr Kollege die Trage an und brachten Shannon zum wartenden Rettungswagen.
»Fangen wir mit Ihnen an«, schlug Santana vor und musterte Travis mit schmalen Augen. »Wer zum Kuckuck sind Sie, und wieso waren Sie ausgerechnet in dem Moment zur Stelle, als das Feuer ausbrach?«
8.Kapitel
S hea trat aufs Gas. Mit überhöhter Geschwindigkeit, heulender Sirene und rotierendem Blinklicht raste er durch die leeren Straßen der Stadt hinaus in den Vorort, wo seine Schwester wohnte.
Er konnte noch gar nicht fassen, was Melanie Dean aus der Notrufzentrale ihm mitgeteilt hatte: dass auf Shannons Grundstück ein Brand ausgebrochen war, den sowohl seine Schwester als auch ein Fremder gemeldet hatten. Melanie hatte ihm erklärt, der zweite Anruf sei von einem Handy ausgegangen, das auf einen gewissen Travis Settler aus Falls Crossing in Oregon angemeldet war. Wenige Minuten später erfolgten weitere Anrufe von Nachbarn sowie von Autofahrern, die den Brand von der Straße aus bemerkt hatten.
Shea bremste ab, um von der Hauptstraße abzubiegen, und öffnete das Fenster einen Spalt. Der stechende Geruch von Rauch und verkohltem Holz schlug ihm entgegen – ein Geruch, mit dem er aufgewachsen war.
Einer seiner Onkel war nach beinahe vierzig Dienstjahren bei der Feuerwehr in San Francisco gerade in den Ruhestand getreten, ein anderer Onkel war bei einem Einsatz ums Leben gekommen, in den Achtzigern, als er einen Waldbrand in Südkalifornien bekämpfte. Shea selbst hatte bei der Feuerwehr von Santa Lucia gearbeitet, bevor er fahnenflüchtig wurde und vor ein paar Jahren zur Polizei von Santa Lucia wechselte, wo er Fälle von Brandstiftung untersuchte.
Es lag den Flannerys im Blut.
Auch alle seine Brüder hatten irgendwann einmal mit der Feuerwehr zu tun gehabt, inzwischen hielt allerdings nur noch Robert die Tradition aufrecht.
Zwischen den Bäumen hindurch sah er Licht, und gleich darauf bog er um eine Kurve und hielt auf dem Parkplatz. Ein Bild der Verwüstung bot sich ihm: Von dem zweistöckigen Geräteschuppen, der in der Nähe des Pferdestalls gestanden hatte, war nichts als verkohlter Schutt geblieben. Angestrahlt von den Scheinwerfern eines Löschfahrzeugs, ein paar Laternen und starken Taschenlampen standen drei schwarze Mauern. Das Dach war eingestürzt, eine Außenwand ebenfalls, sämtlich Fenster waren geborsten. Aus den
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