Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
Seiten um. Die Hitze und der Rauch raubten ihm fast den Atem.
Inzwischen kam das Sirenengeheul immer näher, war schon fast ohrenbetäubend laut.
Plötzlich war der Feuerlöscher leer. Nur noch ein paar letzte Schaumflocken kamen heraus.
»Shannon!«, brüllte Travis noch einmal. Da bemerkte er vor dem Stall einen aufgerollten Schlauch, nur wenige Meter von einem Trog mit einem Wasserhahn entfernt. Er ließ den Feuerlöscher fallen, lief hin und rollte den Schlauch ab. Hastig schloss er ihn an den Wasserhahn an, drehte diesen voll auf und begann das Stalldach nass zu spritzen. »Shannon!«
Wo zum Teufel blieb sie nur so lange? Hatte sich womöglich eines der Pferde verletzt, und sie musste es versorgen?
»Verdammt!«
Travis musste sich vergewissern. Er ließ den Schlauch zu Boden fallen, wo er sich wand wie eine sterbende Schlange.
Als er das Tor fast erreicht hatte, hörte er sie schreien.
Es war ein spitzer, markerschütternder Schrei wie von einem Menschen in Todesangst.
»Shannon!« Er rannte durch das gähnende Tor in die Dunkelheit hinein.
Sie lag kaum drei Meter vom Tor entfernt, zusammengekrümmt in einer Blutlache.
»Gott, nein!«
Im nächsten Moment war er bei ihr.
Sie war übel zugerichtet. Ihr Gesicht war blutüberströmt, Blut rann auf den Zementboden. Lieber Himmel, hatten die Pferde sie etwa überrannt? Travis kniete neben ihr nieder. Von draußen war jetzt das Dröhnen schwerer Motoren zu hören, Reifen knirschten auf dem Kies.
Löschzüge!
Rettungswagen!
Sanitäter!
O Gott, bitte, wir brauchen Sanitäter!
Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Rasch tastete er nach ihrem Puls, überprüfte ihre Atmung.
Sie atmete, der Puls ging regelmäßig, doch sie war bewusstlos und blutete stark aus einer Verletzung am Hinterkopf. »Hierher!«, brüllte Travis, so laut er konnte. »Ich brauche Hilfe!« Er musste Shannon aus diesem verräucherten Stall hinausbringen, wagte jedoch nicht, sie zu bewegen – falls Wirbel verletzt waren, könnte er damit noch größeren Schaden anrichten.
Wo zum Teufel blieben die Rettungskräfte?
»Shannon!«, schrie er in dem Versuch, sie aus ihrer Ohnmacht zu wecken. »Shannon Flannery!«
Sie regte sich nicht. Im rötlichen Schein sah er ihr ehemals so schönes Gesicht, nun völlig zerschunden. Blut quoll aus Nase und Mund und begann bereits zu gerinnen, unter der Haut bildeten sich Blutergüsse. Travis riss ein Stück Stoff von seinem T-Shirt ab und bedeckte damit die offensichtlich schlimmste Platzwunde. Im nächsten Moment war die dunkle Baumwolle blutdurchtränkt. Mit den Zähnen und der freien Hand riss Travis weitere Stoffstreifen von seinem Shirt und versuchte, damit die Blutung an ihrem Hinterkopf zu stillen.
»Hilfe!«, brüllte er erneut.
Verdammt, hörte ihn denn niemand?
Er wagte nicht, die verletzte Frau allein zu lassen, um Hilfe zu holen. Stattdessen zog er, nachdem er die Wunde notdürftig versorgt hatte, sein Handy hervor, um über die Notrufzentrale den Rettungskräften Bescheid geben zu lassen.
Gerade als er es aufklappte, hörte er Schritte.
Gott sei Dank!
»Hierher!«, schrie er.
Jemand kam hastig auf ihn zu.
Travis atmete erleichtert auf. Noch immer am Boden kniend, das Handy in der Hand, sah er sich um. Er erwartete, einen Feuerwehrmann oder Sanitäter zu sehen, doch der hochgewachsene Mann, der dicht vor ihm stehen blieb, trug ausgebleichte Jeans und ein zerrissenes T-Shirt. Er musterte Travis mit finsterem, argwöhnischem Blick.
»Wer sind Sie?«.
Travis ignorierte die Frage. »Diese Frau braucht Hilfe.«
»Das sehe ich selbst.« Der Unbekannte kniete neben Shannon nieder.
»Scheiße«, knurrte er und berührte sie sanft und vertraulich, als sei er daran gewöhnt, sie anzufassen. Travis empfand einen Anflug von Eifersucht, doch im nächsten Moment kam er sich selbst lächerlich vor. Hoffentlich konnte dieser Bursche Shannon helfen.
»Sind Sie Feuerwehrmann?«
Der Mann antwortete nicht, sondern konzentrierte sich ganz auf Shannon, als ob der Rest der Welt, das grauenhafte Inferno dort draußen, die verängstigten Pferde, dieses ganze Höllenszenario gar nicht existierten.
Er untersuchte die Verletzte äußerst behutsam. »Shannon«, flüsterte er kaum vernehmbar. »Wach auf. Hörst du mich?«
»Sie ist bewusstlos«, erklärte Travis gereizt.
Der Mann würdigte ihn keines Blickes.
»Ich hole Hilfe!« Obwohl er sie ungern verließ, lief Travis zum anderen Ende des Stalls, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Er stemmte
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