Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
Groß, gutaussehend, spitzzüngig, mit drei Kindern und zwei Ex-Männern gesegnet, die zusammen keine fünfzig Cent wert waren.
»Rauchvergiftung? Verbrennungen?«
»Nein, wahrscheinlich von den Pferden niedergetrampelt. Cuddahey sagt, sie sähe aus, als hätte sie jemand mit einem Baseballschläger verdroschen.«
»Aber das kann ich mir gar nicht vorstellen.« Shea kratzte sich am Kinn. »Sie hat doch eine so gute Hand für die Tiere.« Er betrachtete den verkohlten Haufen, der einmal ein Schuppen gewesen war. Warum war das Gebäude so plötzlich in Flammen aufgegangen? Und was war Shannon zugestoßen?
Waren es tatsächlich die Pferde gewesen, die sie in ihrer panischen Flucht umgerissen und überrannt hatten?
Oder steckte womöglich mehr dahinter?
Wahrhaftig, diese Nacht hatte es in sich … der Geruch des gelöschten Feuers, die Windstille, das Gefühl, dass etwas abgrundtief Böses vor sich ging.
Shea hatte einen üblen Geschmack im Mund.
Alte Ängste meldeten sich zurück.
Die Richtung, in die seine Gedanken jetzt gingen, gefiel ihm nicht. Es war ein tödliches Terrain, das er nicht erforschen wollte. Niemals.
»Im Grunde sind es eben doch Wildtiere«, sagte Robert jetzt. »Wahrscheinlich sind die Pferde einfach in Panik geraten, als Shannon sie rausgelassen hat. Die Angst vor dem Feuer ist tief verwurzelt. Vielleicht ist sie ausgerutscht, oder ein Pferd hat sie umgerissen. Und dann sind die anderen über sie hinweggetrampelt.«
»Möglich«, räumte Shea ein, aber er glaubte nicht recht daran. Etwas war faul an der Sache.
»Wo wurde sie gefunden?«
»Im Stall.« Robert wies mit einer Kopfbewegung auf das Gebäude neben dem Schutthaufen. »Beim hinteren Ausgang, dem großen Tor zur Koppel.«
Das langgestreckte zweistöckige Gebäude war mit Flatterband abgesperrt. Shea hatte den Pferdestall ein paarmal von innen gesehen, als seine Schwester ein besonders bösartiges Pferd angeschafft hatte, das Santana zureiten wollte. Der Stall hatte Boxen für bis zu einem Dutzend Pferde, und in der Nähe des hinteren Tores lagen mehrere Kammern für Longen und Zaumzeug, Gegenstände des täglichen Gebrauchs sowie für Futter und einen verschlossenen Medizinschrank. Oben befand sich ein Heuboden.
Die dem Brand zugewandte Stallmauer war schwarz, mehrere Fenster waren geborsten.
»Ein Glück, dass es nicht auch den Stall erwischt hat«, dachte Shea laut.
»Oder die Tiere.«
»Wo sind die Pferde?«
»Santana hat sie zusammengetrieben und in ein Pferch am anderen Rand der Koppel gesperrt, weit weg vom Feuer. Die Hunde hat er auch sicher untergebracht, damit sie nicht die Spuren am Tatort vernichten.
»Was ist mit Shannons Hund?«, fragte Shea weiter und überblickte das Areal.
»Khan? Wir haben ihn im Haus gefunden. Wohlauf und furchtbar beleidigt, weil er eingesperrt war, während es hier ordentlich rundging. Jetzt ist er bei den anderen Hunden.«
»Santana kümmert sich auch um ihn?«
»Ja.« Robert und Shea wechselten einen stummen Blick. Beide hegten insgeheim einen Groll gegen den Mann, der hier mit Shannon lebte und arbeitete. Sie trauten Nate Santana nicht über den Weg.
»Feiner Kerl«, bemerkte Shea sarkastisch. Robert verzog das rußverschmierte Gesicht. »Wo war Santana, als es passierte?«
»Gute Frage. Er erschien erst auf der Bildfläche, als Shannon die Pferde schon herausgelassen hatte. Soweit ich mitbekommen habe, war er eine Weile verreist. Shannon war wohl diese Woche allein.«
Sheas ungutes Gefühl verstärkte sich. Hier trafen ein paar merkwürdige Zufälle zusammen.
»Jedenfalls waren er und noch ein anderer Mann hier und haben versucht, Shannon zu helfen, bevor der Rettungsdienst kam«, berichtete Robert.
»Wer war dieser andere Mann?«
»Stammt nicht aus dieser Gegend. Settler heißt er, soviel ich weiß. Mehr habe ich nicht erfahren.«
Hinter ihnen sprang der Motor des Löschzugs dröhnend an. »Keine Ahnung, was es mit dem auf sich hat. Ich habe ihn nicht gesehen, und den Namen habe ich noch nie gehört. Aber der Captain hat’s gesagt. Hör mal, ich muss wieder los.« Er wies mit dem Kopf auf das Löschfahrzeug.
»Wer ist eigentlich bei Shannon im Krankenhaus?«
»Oliver«, antwortete Robert. »Ich habe ihn angerufen, sobald ich erfuhr, dass Shannon etwas zugestoßen ist.«
Oliver, ihr jüngerer Bruder, war ebenfalls Feuerwehrmann gewesen, hatte den Beruf jedoch an den Nagel gehängt. In wenigen Wochen wollte er sein Priestergelübde ablegen.
Shea verstand nicht,
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