Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
für den Rest ihres Lebens glücklich werden.
Welch ein Witz, dachte sie verächtlich. All die Freitagabende, an denen sie ihm beim Fußballspielen zugesehen hatte, und anschließend trafen sie sich, fanden immer irgendwo ein ungestörtes Plätzchen … Sie hatte mehr Zeit mit ihm allein verbracht, als gut für sie war.
Sie hatte auf ihn gewartet, solange er das College besuchte, und sich sogar bemüht, nicht enttäuscht zu sein, als er beschloss, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und bei der Feuerwehr von Santa Lucia zu arbeiten.
Ein weiterer Fehler.
Von dem Zeitpunkt an war ihr Leben die Hölle gewesen.
Seufzend schaltete sie das Licht in der Ankleidekammer aus. Himmel, hier drinnen war es stickig. Die Klimaanlage versagte mal wieder, und Robert weigerte sich, die Reparaturkosten zu tragen.
Was für ein Idiot.
Mary Beth öffnete die Schlafzimmerfenster, dann die im Wohnzimmer. Viel Kühlung brachte es nicht, denn draußen ging kaum ein Lufthauch.
Robert, Robert, Robert.
Warum kam sie nicht über ihn hinweg?
Sollte sie sich von dem Dreckskerl scheiden lassen?
Ihre Eltern, der Gemeindepfarrer und ihre Kinder waren dagegen. Und wenn schon. Würde Gott es ihr wirklich verübeln?
Nein, aber die Kinder. Sie würden es nie verwinden.
Sie blies sich die Ponyfransen aus den Augen. Nein, sie war dazu verdammt, bei ihrem Mann zu bleiben, bis der Tod sie schied. So, wie sie sich an diesem Abend fühlte, würde das vielleicht gar nicht mehr lange dauern. Himmel, sie hätte den Mistkerl von Herzen gern erschossen!
Nein, nicht wirklich.
Aber sie hätte ihm zumindest liebend gern einen Mordsschrecken eingejagt.
Von Anfang an hatte es immer andere Frauen gegeben, schon im letzten Collegejahr. Doch sie war überzeugt gewesen, dass er ihr nach der Hochzeit treu sein würde.
Das traf natürlich nicht ein. Nach einer Weile hatte Mary Beth überlegt, ob ein Kind wohl alles ändern würde – und so kam es dann auch. Zumindest für ein paar Jahre nach Elizabeths Geburt. Doch nach einiger Zeit begann ihr Mann wieder, für lange Abende zu verschwinden, ohne dass sie wusste, wo er steckte. Also wurde sie erneut schwanger, und dieses Mal schenkte sie ihm einen Sohn.
Jetzt musste es doch klappen!
Aber sie irrte sich. Wieder einmal.
Sie ging durch die Kinderzimmer, warf ein paar Spielsachen in die dafür vorgesehenen Kisten und hob Kleidungsstücke auf, die sie durch den langen Flur in den kleinen Wirtschaftsraum neben der Küche trug, gleich hinter der Tür zur Garage.
Sie steckte die Schmutzwäsche in den Korb auf dem Trockner, versuchte, mit einem von RJs Socken ein Spinnennetz wegzufegen, schloss dann die Tür und ging zurück zur Küche. Sie hatte längst beschlossen, sich den Rest der bereits angebrochenen Flasche Wein zu genehmigen – ihr persönliches Hausmittel zur Stärkung ihres Selbstvertrauens. Wahrhaftig, der Wein hatte ihr vorhin schon gut geholfen, bei der Konfrontation mit ihrem Mann auf dem Parkplatz dieses verkommenen, verschwiegenen Motels. Scheiße, was dachte Robert sich eigentlich?
»Er denkt überhaupt nicht«, sagte sie laut. »Es sei denn, sein Gehirn sitzt tatsächlich in seinem Schwanz.« Sie traute ihm nicht, hatte ihm noch nie trauen können.
O ja, er hatte geschworen, an diesem Abend nicht zu seiner Schlampe zu gehen. Als sie ihm nicht glaubte, ihn anzuschreien begann, ihn, als sie schließlich zu Hause waren, sogar ohrfeigte, führte er sich auf, als sei alles nur ihre Schuld.
Er war zusammengezuckt, hatte die Hand erhoben, aber nicht zurückgeschlagen. Er hatte sie nur angestarrt, mit düsterem, unergründlichem Blick, und sie gewarnt: »Nimm dich in acht, Mary Beth. Du glaubst doch an die Bibel – denk daran, wie steht geschrieben? ›Wer Wind sät, wird Sturm ernten.‹«
»Wenn das so ist, du elender Spießer, dann wirst du bis in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren!«
»Dann werden wir uns dort wohl wiedersehen.«
Danach hatte er sich in sein verdammtes Auto gesetzt und war mit heulendem Motor davongerast. Ein BMW! Dabei waren sie bis über beide Ohren verschuldet! Auch das schob er auf sie. Weil sie nicht arbeiten ging. Deswegen hatten sie angeblich kein Geld.
Dabei versorgte sie schließlich die Kinder – seine Kinder. Zählte das denn gar nicht?
»Blödmann«, zischte sie, nahm die Flasche Chardonnay aus dem Kühlschrank und zog den Korken heraus. Sie füllte ein langstieliges, hohes Glas mit dem lieblichen bernsteinfarbenen Wein und schob den Gedanken von
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