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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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das Gewesene hinter sich gelassen.
      Nach einer kleinen Pause sagte Julia: »Was geschieht jetzt mit meiner Mutter?«
      »Das weiß ich nicht. Das hängt davon ab, was die Spurensicherung findet. Aber selbst wenn wir halbwegs konkrete Beweise sichern sollten, wird wohl nicht mehr herauskommen als fahrlässige Tötung.«
      Sie nickte.
      So dicht unter dem Dach hörten sie deutlich das Geräusch des Regens, der auf das Haus fiel, und der Wind rüttelte an den Fenstern wie ein wildes Tier, das Einlaß sucht.
      »Es tut mir leid, Julia.«
      »Das sollte es nicht. Du hast nur deine Arbeit getan und nach bestem Gewissen gehandelt. Du konntest nicht deine Integrität aufgeben, um mich oder meine Eltern zu schützen. Von diesem sogenannten Schutz haben wir hier genug gehabt«, sagte sie entschieden. »Tut dir auch leid, was zwischen uns war?« fragte sie mit dem Anflug eines Lächelns.
      Tat es ihm leid? Zehn Jahre lang hatte er seine Gefühle unter sicherer und strenger Kontrolle gehalten, bis er beinahe vergessen hatte, wie es war, sich einem anderen Menschen zu öffnen. Julia hatte ihn gezwungen, sich selbst im Spiegel ihrer Isoliertheit zu sehen, und was er gesehen hatte, hatte ihm angst gemacht. Jenseits des Erschreckens jedoch verspürte er ein neues und unerwartetes Gefühl von Freiheit, ja, von Erwartung.
      Er erwiderte ihr Lächeln. »Nein.«
     
     

* 16
     
    »Wir hätten den Midget nehmen sollen«, sagte Kincaid gereizt, als Gemma den Escort vor seinem Haus in der Carlingford Road anhielt.
      »Sie wissen doch so gut wie ich, daß das verdammte Ding nicht wasserdicht ist«, entgegnete sie mit zornigem Blick.
      Sie war so wütend und durchnäßt wie eine Katze, die man gegen ihren Willen ins Wasser geworfen hat, und ihm ging es nicht viel anders. Fasziniert sah sie zu, wie aus seinem feuchten Haar ein Wasserbächlein seine Stirn hinunterrann.
      Er wischte es mit dem Handrücken weg und fing plötzlich an zu lachen. »Mein Gott, Gemma, wie wir aussehen! Sie können wirklich unglaublich stur sein.«
      Nach einer, wie es schien, endlosen Sitzung in High Wycombe hatten sie endlich die Rückfahrt nach London angetreten und prompt mitten auf der M 40 eine Reifenpanne gehabt. Gemma war an den Straßenrand gefahren und in den strömenden Regen hinausgestürzt, um den Reifen zu wechseln. Jede Hilfe von ihm hatte sie abgelehnt. Er hatte im Regen gestanden und mit ihr gestritten, während sie arbeitete, und am Ende waren sie beide bis auf die Haut durchnäßt gewesen.
      »Es ist zu spät, um Toby heute abend noch abzuholen«, sagte er. »Kommen Sie mit rein und ziehen Sie was Trockenes von mir an, ehe Sie sich den Tod holen. Und etwas zu essen wäre auch nicht schlecht. Bitte, kommen Sie doch.«
      »Na schön«, sagte sie nach einem Moment des Zögerns, doch die Worte klangen widerwillig und verdrossen, obwohl das nicht ihre Absicht gewesen war. Ihre schlechte Laune schien außer Kontrolle geraten zu sein, und sie wußte nicht, wie sie sie bändigen sollte.
      Sie nahmen gar nicht erst einen Schirm, als sie über die Straße zum Haus liefen, sie waren ja sowieso schon bis auf die Haut naß, und die Regentropfen stachen wie Nadeln auf ihrer Haut.
      In der Wohnung ging Kincaid, eine Wasserspur über den Teppich ziehend, sofort in die Küche. Er holte eine bereits offene Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank und goß zwei Gläser ein. »Fangen Sie erst mal damit an«, sagte er, als er ihr eines reichte. »Das wärmt Sie von innen. Tut mir leid, aber was Stärkeres habe ich nicht da. Und inzwischen hole ich Ihnen trockene Sachen.«
      Mit dem Glas in der Hand blieb sie im Wohnzimmer stehen. Sie war zu naß, sich zu setzen, zu erschöpft, um sich mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen. War sie Julias wegen auf ihn böse? Sie hatte eine Nähe zwischen ihnen gespürt, ein Einverständnis, das sie ausschloß, und die Heftigkeit ihrer Reaktion bestürzte sie.
      Sie kostete von dem Wein und trank dann das halbe Glas. Kühl in ihrem Mund, schien er doch eine gewisse Wärme in ihrem Körper zu verbreiten.
      Oder war sie wütend auf Caroline Stowe, die sie getäuscht hatte, und ließ nun ihren Zorn an Kincaid aus, weil er gerade in der Nähe war?
      Vielleicht war es nur die ganze Sinnlosigkeit, die ihr so stark zusetzte, daß sie am liebsten alles hingeschmissen hätte.
      Sid erhob sich von seinem gemütlichen Schlummerplätzchen auf dem Sofa, streckte sich ausgiebig und kam

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