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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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zu ihr. Mit schlankem Körper strich er ihr um die Beine und drückte seinen Kopf an ihre Waden. Sie bückte sich, um ihn unter dem Kinn zu kraulen, und spürte, wie sein Hals unter ihren Fingerspitzen zu vibrieren begann.
      »Hallo, Sid. Du hast es gut-schön warm und trocken. Glück muß man haben.«
      Sie sah sich in dem vertrauten Zimmer um. Das Licht der Lampen, die Kincaid angeknipst hatte, tauchte es in einen warmen gelblichen Schein, der die Sammlung bunter London-Transport-Poster beleuchtete. Auf dem Couchtisch lag neben einer leeren Kaffeetasse ein unordentlicher Bücherstapel, auf dem Sofa eine zusammengeschobene Wolldecke. Gemma verspürte einen Stich sehnsüchtigen Verlangens. Sie hätte sich so gern hier zu Hause gefühlt, sicher und geborgen.
      »Mit Unterwäsche kann ich leider nicht dienen«, sagte Kincaid, als er mit einem Stoß gefalteter Kleider und einem weichen Badetuch aus dem Schlafzimmer zurückkam. »Da müssen Sie sich was einfallen lassen.« Er legte Jeans und Sweatshirt auf das Sofa und legte ihr das Badetuch um die Schultern. »Ach, und Socken. Ich hab die Socken vergessen.«
      Gemma wischte sich das Gesicht mit einem Zipfel des Badetuchs und versuchte, ihren durchweichten Zopf aufzumachen. Ihre Finger waren vor Kälte so steif, daß ihr Bemühen umsonst war. Tränen des Zorns brannten hinter ihren Lidern.
      »Warten Sie, ich helfe Ihnen«, sagte er liebevoll. Er drehte sie herum und löste geschickt den dicken Zopf. Mit den Fingern kämmte er das lockige Haar aus. »So.« Wieder drehte er sie herum und rubbelte ihr den Kopf mit dem Badetuch. Seine Haut roch warm und feucht.
      Die Berührung seiner Hände an ihrem Kopf schien alle ihre Barrieren einzureißen. Sie merkte, wie ihre Beine weich und schlaff wurden, als könnten sie ihr Gewicht nicht länger tragen. Sie schloß erschöpft die Augen und dachte, zuviel Wein, zu schnell getrunken, aber das Gefühl der Schwäche ging nicht vorüber. Sie hob den Arm und legte ihre Hand über die seine.
      Er hörte auf, ihr Haar zu frottieren, und sah sie besorgt an. »Tut mir leid«, sagte er. »Hab ich zu fest gerubbelt?«
      Als sie den Kopf schüttelte, ließ er das Tuch zu ihren Schultern hinuntergleiten und begann behutsam ihren Hals und ihren Hinterkopf abzureiben. Sie mußte plötzlich an Rob denken - er hatte sich nie so um sie gekümmert. Niemand hatte sich je so liebevoll um sie gekümmert. Und niemals hatte sie mit der unwiderstehlichen Macht der Zärtlichkeit gerechnet.
      Unter dem leichten Druck seiner Hand in ihrem Nacken stolperte sie einen Schritt vorwärts, und einen Moment benahm es ihr den Atem, als er mit seinem Körper ihre eiskalten Sachen an ihre Haut drückte. Sie hob ihr Gesicht, und wie von selbst umfaßte ihre Hand seinen Kopf und zog ihn zu ihr hinunter.
     
    Verschlafen richtete sich Gemma auf und sah auf einen Ellbogen gestützt zu ihm hinunter. Sie hatte ihn noch nie schlafend gesehen. Sein entspanntes Gesicht wirkte jünger, weicher, und der Kranz seiner Wimpern warf dunkle Schatten auf seine Wangen. Seine Lider flatterten einen Moment, als träumte er, und die Winkel seines Mundes hoben sich in der Andeutung eines Lächelns.
      Sie hob die Hand, um ihm das wirre braune Haar aus der Stirn zu streichen, und erstarrte. Bei dieser kleinen Geste intimer Vertrautheit wurde ihr plötzlich bewußt, wie absurd, wie unmöglich das war, was sie getan hatte.
      Sie zog ihre Hand zurück, als hätte sie einen Schlag empfangen. Lieber Gott, was habe ich mir dabei gedacht? Was, um alles in der Welt, ist in mich gefahren? Wie sollte sie ihm am Morgen gegenübertreten und »Ja, Chef, nein,Chef, in Ordnung, Chef« sagen, als wäre nichts zwischen ihnen gewesen?
      Mit wild klopfendem Herzen glitt sie vorsichtig aus dem Bett. Sie hatten Häufchen feuchter Kleider im ganzen Schlafzimmer hinterlassen, und als sie jetzt ihre Sachen aus dem Durcheinander heraussuchte, schossen ihr die Tränen in die Augen. Verdammt noch mal, schimpfte sie lautlos. Du dumme Gans. Sie weinte niemals. Nicht einmal als Rob sie verlassen hatte, hatte sie geweint. Fröstelnd schlüpfte sie in ihr feuchtes Höschen, zog sich den nassen Pullover über den Kopf.
      Sie hatte genau das getan, was sie sich niemals zu tun geschworen hatte. So hart sie gearbeitet hatte, um sich ihre Position zu verdienen, als gleichwertig betrachtet zu werden, als Kollegin - sie war nicht besser als jedes Flittchen, das seinen Weg durch die Betten

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