Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
Kaffeetasse zum Mund führen wollte, hielt in der Bewegung inne, aber sie faßte sich schnell. »Wie kommen Sie denn darauf?« Ihr Ton klang amüsiert, aber ihre Bewegung, als sie den Kopf drehte, um ihren Mann anzusehen, strahlte eine gewisse Unruhe aus.
»Geoff Genovase hat meinem Sergeant erzählt, er hätte die letzten Worte einer Auseinandersetzung zwischen Ihnen gehört.«
Sie entspannte sich ein wenig und trank den letzten Schluck ihres Kaffees. »Ah ja, das muß am Samstag vor acht Tagen gewesen sein, als Geoffhier war, um die Beete zu mulchen. Ich würde auf Geoffs Worte nicht viel geben, Superintendent. Der Junge hat eine blühende Phantasie - meiner Ansicht nach kommt das von diesen albernen Computerspielen, mit denen er dauernd zugange ist.«
»Aber Geoffhatte nach den Worten von Sergeant James den deutlichen Eindruck, daß Sie miteinander gestritten hatten«, warf Deveney ein.
Paul Wilson hatte bisher mit verschränkten Armen an den Küchenschrank gelehnt dagestanden und dem Austausch mit einem Ausdruck freundlichen Interesses zugehört. Jetzt trat er neben seine Frau und legte eine Hand auf die Rückenlehne ihres Stuhls. »Alastair Gilbert hatte oft eine etwas brüske Art«, sagte er. »Pookie hat schon recht. Ich bin sicher, daß Geoff da etwas falsch interpretiert hat.«
»Bitte?« fragte Kincaid verwirrt.
Dr. Wilson lachte. »Den Spitznamen habe ich schon seit meiner Kindheit, Superintendent. Gabriella war meinen kleinen Geschwistern ein bißchen zu kompliziert.«
Der Spitzname paßte zu ihr, fand er, ohne ihr etwas von ihrer Würde zu nehmen. Sie schien ein von Natur aus offener und geradliniger Mensch zu sein, und er fragte sich, warum sie jetzt auszuweichen versuchte. »Weshalb war Gilbert an diesem Tag bei Ihnen?« fragte er.
»Superintendent, ich würde gegen das Arztgeheimnis verstoßen, wenn ich Ihnen das sagte«, entgegnete sie entschieden, neigte aber gleichzeitig ihren Kopf nach hinten, an den Arm ihres Mannes, als suchte sie Unterstützung. »Ich kann Ihnen versichern, daß es mit seinem Tod nichts zu tun hatte.«
»Warum überlassen Sie es nicht mir, das zu beurteilen, Dr. Wilson? Sie können unmöglich wissen, was für die Ermittlungen in einem Mordfall wichtig ist und was nicht. Und außerdem«, er sah sie an, bis sie die Lider senkte, »besteht das Arztgeheimnis im Todesfall des Patienten nicht mehr.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts zu sagen. Es hat keine Auseinandersetzung gegeben.«
»Du kommst zu spät zu deinen Besuchen, wenn du nicht bald losfährst, Schatz«, bemerkte ihr Mann, aber Kincaid sah, wie seine Hand ihre Schulter fester umfaßte.
Nickend stand sie auf und half ihm, das Geschirr zusammenzustellen. »Ja, gleich wird die alte Mrs. Parkinson anrufen und fragen, wo ich bleibe«, sagte sie, als sie die Teller zum Spülbecken trug.
»Einen Moment noch, Doktor.« Kincaid saß immer noch ruhig zurückgelehnt auf seinem Stuhl, obwohl Deveney mit Gabriella Wilson zusammen aufgestanden war. »Sie haben vor einigen Wochen einen Einbruch angezeigt. Können Sie mir möglichst genau sagen, was bei dieser Gelegenheit gestohlen wurde?«
»Ach, das!« Dr. Wilson stellte die Teller in die Spüle und drehte sich nach ihm um. »Mir tut’s inzwischen leid, daß ich mir überhaupt die Mühe gemacht habe, bei der Polizei anzurufen. Es war den Aufwand überhaupt nicht wert, ich meine, den ganzen Papierkram, zumal wir eigentlich nie die Hoffnung hatten, die Sachen zurückzubekommen. So ist das doch meistens, nicht wahr?«
»Es waren nur einige Schmuckstücke ohne großen Wert und kleine Erinnerungen«, bemerkte Paul Wilson. »Ich verstehe nicht, warum der Dieb diese Sachen mitgenommen hat und den Fernsehapparat und das Videogerät hiergelassen hat. Eine komische Geschichte «
»Und Sie haben zum fraglichen Zeitpunkt nichts Verdächtiges beobachtet?«
»Nichts, keine verstohlenen Männer im Gebüsch, Superintendent«, erwiderte Dr. Wilson, schon dabei, in ihren Mantel zu schlüpfen. »Wenn das der Fall gewesen wäre, hätten wir es natürlich angegeben.«
»Gut, Dr. Wilson, vielen Dank.« Jetzt stand auch Kincaid auf und ging zur Tür, wo Deveney wartete. »Wir finden schon hinaus. Aber melden Sie sich bitte bei uns, wenn Ihnen doch noch etwas einfallen sollte.«
Er und Deveney waren noch auf dem Weg durch den Vorgarten, als Dr. Wilson in ihrem Auto im Rückwärtsgang die gekieste Auffahrt
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