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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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sie sich streckte und wieder zusammenrollte. Es schien ihm, als ahmte Madeleine die Katze nach, als sie ihre langen Beine ausstreckte und an den Knöcheln kreuzte, ehe sie sagte: »Das erste war ein alter Granatring, den ich von meiner Mutter zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag bekommen hatte. Ich glaubte, ich hätte ihn verlegt, und er würde irgendwann ganz von selbst wieder auftauchen. Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht. Ein paar Tage später fehlte mir plötzlich eine Brosche. Da bin ich stutzig geworden und habe unter meinen Sachen nachgesehen. Ich entdeckte, daß ein paar kleine Stücke Familiensilber fehlten und noch einige andere seltsame Dinge - ein Eierbecher aus Keramik zum Beispiel. Jetzt sagen Sie mir mal, weshalb jemand einen Eierbecher stehlen sollte, Superintendent.«
      »Haben Sie eine Ahnung, ob die Sachen alle zu gleicher Zeit verschwunden sind?«
      Madeleine bedachte die Frage einen Moment, ehe sie Antwort gab. »Nein, tut mir leid. Das Silber hatte ich eine ganze Weile nicht benützt, den Ring hatte ich kurz vor seinem Verschwinden noch getragen. Genaueres kann ich wirklich nicht sagen.«
      »Und in der Wohnung ist Ihnen nichts aufgefallen? Ich meine, daß irgend etwas nicht an seinem gewohnten Platz war zum Beispiel?« Kincaid, dem der Tee zu stark nach Zimt schmeckte, stellte seinen Becher möglichst unauffällig wieder auf das Tablett, ohne einen Blick von Madeleine zu wenden.
      Sie machte eine umfassende Handbewegung. »Sie sehen ja selbst, meine Wohnung ist klein, sie besteht aus diesem Zimmer, der Küche und einem Schlafzimmer. Ich habe einen großen Teil meiner Besitztümer aufgegeben, als ich hierher kam, und ich bin von Natur aus ein ordentlicher Mensch. Es wäre für einen Fremden sehr schwierig, in meinen Sachen zu kramen, ohne daß ich es merke. Aber ich habe nichts gemerkt.« Sie zuckte die Achseln. »Mich erinnerte das an die Heinzelmännchengeschichten, die ich als Kind gehört habe. Das waren doch meines Wissens wohlwollende kleine Wesen, und ich spüre in alledem keine Bosheit.«
      Ihre Anspielung auf ihre Vergangenheit und diese letzte Bemerkung machten Kincaid gleichermaßen neugierig. Während er noch überlegte, welchen Faden er aufnehmen sollte, beugte sich Deveney vor und sagte: »Aber es kommen doch Fremde in Ihre Wohnung - Klienten, Gäste, und was ist mit Sarah, dem Mädchen, das unten in Ihrem Laden arbeitet? Könnte sie die Sachen genommen haben?«
      »Niemals!« Madeleine ging in Abwehrstellung und zog ihre entspannt ausgestreckten Beine mit einem Ruck zurück. Zum erstenmal wirkte sie ungelenk, als wäre sie zu groß, um bequem auf dem Sofa zu sitzen. Mit scharfem Nachdruck sagte sie: »Sarah hat schon mit vierzehn angefangen, bei mir auszuhelfen. Sie ist ein nettes, anständiges Mädchen, für mich beinahe wie ein eigenes Kind. Weshalb sollte sie plötzlich anfangen, mich zu bestehlen?«
      Gründe zu stehlen, gab es nach Kincaids Ansicht für ein siebzehnjähriges Mädchen mehr als genug (darunter an erster Stelle Drogen oder ein Freund, der drogenabhängig war), aber er wollte Madeleine nicht noch weiter in die Defensive treiben. Und nach der wenn auch kurzen Begegnung mit Sarah war er geneigt, Madeleines Einschätzung ihres Charakters zu akzeptieren. Einen Moment lang wünschte er sehnsüchtig Gemma herbei, die diese Klippe taktvoll umschifft hätte.
      »Man kann nicht vorsich ...«
      »Ich bin sicher, daß Miss Wade recht hat, Nick«, unterbrach Kincaid mit einem scharfen Blick zu Deveney.
      Deveney lief rot an und stellte seinen Becher mit hörbarem Knall nieder.
      »Miss Wade«, sagte Kincaid, »was haben Sie genau gemeint, als Sie eben sagten, Sie spürten, daß hinter diesen Diebstählen keine Bosheit stecke?«
      Sie sah ihn einen Moment lang an, als müßte sie einen Entschluß fassen, dann seufzte sie und wandte ihren Blick ab. Die Aufwallung des Zorns schien die Erheiterung, die er bei ihr wahrgenommen hatte, ausgebrannt zu haben. Sie sprach jetzt mit ruhiger Ernsthaftigkeit. »Ich habe bei meiner Geburt eine Gabe mitbekommen, Superintendent. Nicht daß sie etwas besonders Ungewöhnliches wäre - ich bin überzeugt, daß viele Menschen übersinnliche Gaben haben, die sie entweder anwenden oder unterdrücken, je nach ihrer Einstellung zu dem Phänomen. Ich bin außerdem vor langer Zeit schon zu dem Schluß gekommen, daß das Vehikel, das zum Ausdruck dieser Gaben eingesetzt wird, belanglos ist. Es ist so

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